You have to pay your dues. David Lurey liebt Redensarten, hinter denen eine Wahrheit steckt. „Um etwas zu bekommen, was man haben will, muss man zuerst Dinge tun, die man nicht unbedingt mag", sagt der 41-Jährige. Heute ist der Yogalehrer mit Wohnsitz Palma international gefragt, doch früher reiste der US-Amerikaner auch für kleine Workshops mit drei bis acht Teilnehmern quer über den Kontinent.

Schon aus seinem Elternhaus in North Carolina kennt David Lurey Lebenssprüche wie diesen: It´s not important what you know but who you know. Doch allein auf Vitamin B wollte sich der studierte Diplom-Ökonom in Hotelmanagement nie verlassen. Freilich schadet es nicht, gute Kontakte zu haben.

1995 zog David Lurey von der Ost- an die amerikanische Westküste nach San Francisco und kam dort erstmals mit Yoga in Kontakt. Fünf Jahre später unterrichtete er selbst Yoga und sicherte sich die Internet-Domain findbalance.net für seine Homepage. Yoga half dem Unternehmensberater, die Balance in seinem Leben zu halten. David Lurey glaubt, dass jeder im Leben ein bestimmtes Ziel hat, auf das er zusteuert.

Hotelmanager konnte sein Ziel nicht sein, das spürte er damals deutlich. 2001 hängte er den ­Managerjob an den Nagel und eröffnete zusammen mit einem Freund ein Yogastudio in San Francisco. 2004 begann der Yogalehrer mit den wilden Locken, durch die Welt zu reisen. Du kannst nie ein Prophet in deinem eigenen Land werden - ist noch einer seiner Glaubensätze. „Ich war exotisch, ich hatte meinen eigenen Yoga-Stil, spielte in meinen freien Stunden Gitarre und redete auf eine Art über Yoga-Philosophie, dass jeder etwas damit anfangen konnte", erzählt er. „Meine Schüler in San Francisco sagten, eine Yogastunde bei mir sei wie Fitnessstudio, Kirche und Psychologie zusammen."

Musik macht David Lurey seit seinem 18. Lebensjahr. Als er mit 27 Jahren den amerikanischen Musiker Jai Uttal traf und seine Interpretationen indischer Weltmusik hörte, veränderte sich sein musikalisches Verständnis. „Musik hat seitdem etwas Spirituelles für mich", so der Amerikaner.

Seine Gitarre hat er auf allen Reisen mit dabei, auch als er 2007 für einen Yoga-Workshop nach Mallorca kam und in dem ehemaligen Studio von Ursula Karven unterrichtete. „Ich führte damals ein Yoga-Zigeunerleben und reiste von Studio zu Studio. Ich war nicht heimatlos, aber heimat-frei", erzählt David Lurey. Die Insel inspirierte ihn nicht besonders, es gab kein gesundes Essen, die Mentalität empfand er als verschlossen. „Mallorca interessierte mich nicht - bis ich Mirjam traf." Er verliebte sich und blieb. Mirjam Wagner stammt aus der Schweiz und

arbeitet als Osteopathin und Yogalehrerin.

Die Entscheidung, sich auf der Insel niederzulassen, veränderte nicht nur sein Nomadendasein, sondern eröffnete ihm auch als Yogalehrer neue ­Möglichkeiten. In San Francisco musste er anfangs als Barmann und Kellner jobben, um als Yogalehrer über die Runden zu kommen. Als er auf Mallorca ankam, hatte er sein Unternehmen bereits Schritt für Schritt ausgebaut und war nun auch dem europäischen Markt ganz nah. „Das verdanke ich auch meinem Ökonomiestudium", glaubt David ­Lurey, der weiß, wie man sich selbst vermarktet, sich organisiert und wie Geld reinkommt. Yogastunden bietet er bereits seit 2001 an, seit 2011 auch online, zudem hat er eine Yoga-DVD herausgegeben und drei CDs mit Mantragesang und Yogamusik aufgenommen. Auf seiner Homepage gibt es den Button „Store", wo man DVD und CDs kaufen kann. „Die Welt lebt heutzutage im Internet, also baue ich das in meine Strategie mit ein", erklärt er. Seine Schüler leben über die ganze Welt verstreut und halten über die Online-Kurse Kontakt zu ihrem Lehrer. Ein weiteres Angebot auf seiner Homepage ist der Kurs „Becoming a Global Yogi", in dem er und vier weitere Yogalehrer erklären, wie man eine internationale Yogakarriere aufbaut.

Wer glaubt, dass sich die indische philosophische Lehre und Geschäfte machen ausschließen, der denke nur an den Yoga-Boom, den die Welt seit über zehn Jahren erlebt. Seither wünschen sich immer mehr Menschen, mit und von Yoga zu leben. „Natürlich geht es auch in der Yogawelt um Macht und Ansehen", sagt David Lurey. Und um Geld. Schließlich gibt es Menschen, die für ein Yoga-Retreat (eine Art Yoga-Urlaub) eigens von Europa nach Brasi­lien fliegen. „Wir würden unsere Yogalehrer-Ausbildung gerne auf Mallorca anbieten, aber es gibt auf der Insel keinen passenden Ort dafür", sagt David Lurey. Zusammen mit Mirjam Wagner, die er vor drei Jahren auf Mallorca heiratete, veranstaltet er jedes Jahr im Februar/März einen „Vinyasa Yoga Teacher Training Kurs" im Enchanted Mountain Yoga Center in Garopaba an der Südküste Brasiliens.

„Das Resort ist einzigartig, 2004 war ich das erste Mal für ein Yogafestival dort", erzählt David Lurey, der den Aufenthalt in Brasilien auch als willkommenen Winter-Ausstieg begrüßt. „Es geht aber um mehr als das Klima und die tolle Natur dort", sagt Mirjam Wagner. „Wir können in Brasilien auf ein professionelles Team zurückgreifen, es gibt einen großen Yoga­raum und sehr gutes und gesundes Essen", so die 46-jährige Mutter von zwei Kindern. Auch die besondere spirituelle Stimmung würde es so auf Mallorca nicht geben.

Auf der Insel veranstalten David und Mirjam jedes Jahr einwöchige Yoga-Retreats sowie Wochenendworkshops. Beide verdienen ihr Geld aber größtenteils anderswo. „Mit ein, zwei großen Events im Jahr und meiner sechswöchigen Sommer-Europa-Tour kann ich überleben", sagt David Lurey. Für 2015 hat er bereits bei acht Yogafestivals in ganz Europa zugesagt. Die Veranstalter laden ihn ein, weil sie wissen, dass seine Fans die Kurse füllen.

Dass das eigene Ego bei so viel Erfolg nicht überschnappt, dafür sorge seine Frau, sagt ­David Lurey: „Mirjam ist meine schärfste Kritikerin". Zudem meditiert er und reflektiert sein Tun mit anderen Yogalehrern und Coaches. „Auch Yoga zu unterrichten, hilft dir dabei, Demut zu üben", sagt Mirjam Wagner. Es sei ein Dienst am anderen und kein Ort für Selbstdarstellung.

Natürlich hat auch ein Yogi mit ganz normalen Problemen zu kämpfen und muss immer wieder die Balance finden in Partnerschaft und Job. „Diese Suche gleicht einem Tanz", sagt David Lurey. Wenn man glaubt, endlich die Balance gefunden zu haben, ist sie im nächsten Moment schon wieder weg, weil sich die Welt um uns herum ständig verändert. Je mehr Zeit er auf der Yogamatte verbringe, umso ruhiger und ausgeglichener fühle er sich. „Natürlich kann man auch malen oder gärtnern", sagt David Lurey. ­„Alles was man mit dem Herzen tut, ist für mich Yoga."