Da schau her, den kennt man doch: Jürgen Smith, der in seinem früheren Leben mal Jürgen Harksen hieß, parkt den weißen Porsche mit deutschem Kennzeichen, den er auf Mallorca fährt, dieser Tage verdächtig oft in Palmas In-Viertel Santa Catalina. Ein kurzer Blick ins Handelsregister erklärt, warum: Smith ist als Bevollmächtigter einer Gesellschaft eingetragen, deren Sitz in der Carrer Anibal liegt. Wo sich bis zum vergangenen Herbst noch das Restaurant APTC befand, soll am kommenden Freitag (27.2.) ein neues Lokal namens Nuru eröffnet werden.

Offizieller Vorstand der Betreiber­gesellschaft ist der 23-jährige Jerome Harksen, der mittlere Sohn Smiths. Doch der Vater mischt kräftig mit: Seit Wochen rührt er per Facebook die Werbetrommel für das Restaurant, das „feinste Contemporary Fusion Gerichte" feilbieten wird. Auch auf der Baustelle ist Smith in den vergangenen Tagen regelmäßig anzutreffen. Äußern möchte er sich zu dem neuen Projekt allerdings nicht - schließlich soll das Geschäft seines Sohnes, mit dem er eigenen Angaben zufolge überhaupt nichts zu tun hat, nicht durch das Aufwärmen „alter Geschichten" gefährdet werden.

Den Nachhall dieser „alten Geschichten" wird Harksen alias Smith wohl kaum jemals loswerden - am wenigsten in Hamburg. In der Hansestadt brachte der aus einfachen Verhältnissen stammende Mann von Ende der 80er bis Anfang der 90er Jahre als hochstapelnder Anlageberater Dutzende angesehene Bürger um Millionen D-Mark. Auch Prominente wie Udo Lindenberg und Dieter Bohlen gehörten zu seinen mehr als gutgläubigen Opfern, deren gesunder Menschenverstand angesichts der Mär einer vermeintlich 1.300-prozentigen Rendite durch Dollarzeichen in den Augen ersetzt wurde.

1993 setzte sich Harksen auf der Flucht vor seinen Gläubigern nach Südafrika ab, 2002 wurde er von dort nach Deutschland ausgeliefert. Beim Gerichtsverfahren in Hamburg wurde deutlich, wie gerne die vermögenden Hanseaten sich von ihm über den Tisch hatten ziehen lassen - die anwesenden Journalisten amüsierten sich damals mehr über den naiven und gierigen Geldadel, als dass sie sich über das Vorgehen Harksens empörten. Da Betrug aber im Gegensatz zu Dummheit strafbar ist, musste der heute 54-Jährige für fast sieben Jahre ins Gefängnis. Während seiner Haft erhielt er unter anderem Besuch von Regisseur Dieter Wedel, der sich von Harksens Geschichte zu seinem TV-Zweiteiler „Gier" inspirieren ließ.

Nach einem Jahr in Freiheit zog Harksen, der mittlerweile den Nachnamen seiner zweiten Ehefrau angenommen hatte, 2003 auf die Insel. Hier betätigte er sich eigenen Angaben zufolge als Weinhändler und Sommelier - sein Fachwissen sei denn auch das Einzige, was er im Nuru einbringen wolle, sagt er. Ob´s stimmt? Zumindest offiziell ist von den Millionen, die er einst ergaunerte, nichts übrig, der ­Richter habe ihn damals als „Habenichts" ins Gefängnis geschickt, so Smith-Harksen 2010 im Interview mit der Mallorca Zeitung.

Das Familienlokal Nuru soll einen spanischen Geschäftsführer bekommen. Dass der lediglich als Bevollmächtigter eingetragene Jürgen Smith sich dort regelmäßig blicken lassen wird, könnte dem Laden eher zugute kommen als schaden - schließlich hat der Mann, der dem Titel seiner Biografie zufolge „den Reichen ihr Geld abnahm", in der deutschen Insel-Szene zahlreiche Freunde und Bekannte. Nur auf den ein oder anderen Gast aus Hamburg wird man vermutlich verzichten müssen.