Magrit Münch hatte seit fünf Jahren ein Haus in Cala Romantica, vergangenes Jahr wollte sie den Schritt wagen und komplett auf die Insel ziehen. Um nicht völlig unvorbereitet herzukommen, gründete sie im März 2014 mit Sabine Lubcke die Facebook-Gruppe „Auswandern nach Mallorca (Erfahrungen, Tipps etc.)". Die Idee: Wer auswandern will, hat viele Fragen. Die Community kann diese beantworten.

Mittlerweile hat die Gruppe knapp 7.500 Mitglieder. Münch und Lubcke bemühen sich zusammen mit den aktiven Mitgliedern, Fragen zu beantworten und über die Seite Hilfestellungen zu geben, bei NIE-Beantragung oder Führerschein.

Auch Doris Kirch war mal in dieser Gruppe überaus aktiv. Nach ein paar Monaten jedoch kam es zu Differenzen mit den beiden Gruppen­betreiberinnen. Kirch gründete daraufhin im November 2014 ihre eigene Gruppe: „Auswandern nach Mallorca (Anregungen und Tipps von Auswanderern)", die mittlerweile knapp 3.500 Mitglieder zählt. Während Magrit Münch sich verbittert über die Erfahrung äußert, möchte Kirch den Streit nicht weiter kommentieren. Sie sehe die unterschiedlichen Gruppen nicht als Konkurrenz. „Jede Hilfe, die man leisten kann, ist eine Bereicherung", sagt die 51-Jährige, die seit 13 Jahren auf Mallorca lebt.

Die Gruppen gehen unterschiedlich mit den selbstgestellten Aufgaben um. Kirch hat sich entschieden, alle Sorgen, Fragen und Probleme in einer Gruppe zu besprechen. Dazu bietet sie verschiedene „Threads" an, also Themenposts, damit die Gesprächsthemen nicht durcheinander kommen.

Magrit Münch und Sabine Lubcke hingegen haben die verschiedenen Diskussionen ausgelagert und eine Batterie an Facebook-Gruppen gegründet, die eine Plattform für verschiedene Themen bieten. So gibt es die Gruppen: „Mallorca Job Börse", „Mallorca Mitfahrgelegenheit" oder auch „Wo gibt´s was auf Mallorca?".

Das hat seinen Preis: Etwa fünf Stunden verbringt Münch nach eigenen Angaben täglich mit der Betreuung der Seiten. Kirch hingegen beziffert den Aufwand auf zwei Stunden. Dazu gehört auch das entfernen von Spam. Unseriöse Kreditvermittler seien ein großes Problem, sagen sowohl Münch als auch Kirch. Zudem kämpfe man gegen die Posts von Sexarbeiter-Angeboten, erzählt die 57-jährige Münch.

Die Seite von Lubcke und Münch ist sachbezogener als die von Kirch. Frage, Antwort. Unkomplizierte Hilfe. Dazu immer wieder Links zu aktuellen Mallorca-Nachrichten. Kirch sucht hingegen mehr das persönliche Gespräch, bietet immer wieder threads zu gefühls­orientierten Themen an, bittet die Menschen, auch ihre Erfahrungen etwa im Umgang mit persönlichen Schwierigkeiten zu teilen.

Der nächste Schritt ist der Gang ins reale Leben. Beide Gruppen laden zu Treffs ein. Kirchs Gruppe trifft sich am 30. Mai um 18 Uhr im Kultbistro in Santa Ponça. Münch und Lubcke laden am 19. Juni ab 16 Uhr ins Bella Vista in Cala Millor. Beide Gruppen wollen so die über das Netzwerk entstandenen Kontakte intensivieren und neue Wege für gegenseitige Hilfestellungen finden.

Denn bei einer Frage sind sich die Gruppenbetreiberinnen einig: Auswandern sollte keine übereilte Entscheidung sein. Selbst wenn Mallorca nicht so weit weg ist von Deutschland, sei es dennoch ein großer Schritt. Jede Art der unkomplizierten Hilfe ist da positiv.