Man merkt auch am Telefon sofort, dass Nicolás Vaudelet nicht nur in der Schule Spanisch gelernt hat. Der französische Kostümdesigner hat schon seit vielen Jahren enge berufliche Beziehungen zu Spanien. 2011 entwickelte er hier die Kostüme für die Show „The Hole", die am 8. Juli in Son Fusteret ihre Mallorca-Premiere feiert.

Vaudelet, Jahrgang 1976, hat eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Seit Ende der 1990er lernte er unter anderem bei Christian Lacroix, Christian Dior und Louis Vuitton. Später war er zwei Jahre lang als Assistant Designer bei Jean Paul Gaultier angestellt, bevor er 2007 für vier Jahre in Spanien beim Label El Caballo als Kreativdirektor tätig war. 2011 wagte er den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete die Marke Nicolás Vaudelet. „The Hole" war sein erstes großes Projekt. Zurzeit arbeitet er mit dem ehemaligen Regisseur des Cirque du Soleil, Franco Dragone, an mehreren Projekten. Nach einer Show im Pariser Lido stehen jetzt zwei Projekte in Macau und im Süd­osten Chinas an.

Herr Vaudelet, ´The Hole´ ist eine bunte Mischung aus Burlesque, Zirkus und Akrobatik. Was hat sie beim Kostümdesign inspiriert?

Die Show ist hauptsächlich von der Ästhetik des Berlins der 1920er Jahre geprägt. Das Cabaret, die Clubs, das was man als die Goldenen Zwanziger bezeichnet. Als die Geschichte stand, sind wir auch nach Berlin gefahren, haben die Geschichte studiert, und ich habe mich davon inspirieren lassen. Es sind eher gedeckte Farben herausgekommen - vor allem im Vergleich zu ´The Hole 2´, das wir zwei Jahre später produzierten. Hier haben wir uns von der spanischen Theaterkompagnie Teatro Chino de Manolita Chen inspirieren lassen und uns an buntere Stoffe gewagt.

Sie haben in einem Interview gesagt, die Arbeit an ´The Hole´ sei verrückt gewesen. Warum?

Ich meinte einfach die ganze Atmosphäre. Meine Arbeitskollegen waren verrückt. Gemeinsam haben wir versucht, unmögliche Dinge umzusetzen. Dazu hatten wir es mit einer Geschichte zu tun, bei der allerlei skurrile Charaktere in Vordergrund stehen.

Wie lange haben Sie daran ge­arbeitet?

Das war nicht so lang, so vier bis sechs Monate. Das ist sehr wenig. Bei einem meiner letzten Projekte, einer Show für das Lido in Paris, haben wir zwei Jahre gearbeitet.

War ´The Hole´ also ihr Einstieg in die Welt des Theaters und der Liveshows?

Das kann man so nicht sagen. Ich hatte ja schon bei meiner Arbeit für Jean Paul Gaultier die Kostüme für Madonnas ´Confessions´-Tour mitgestaltet, ebenso wie die ´Mi Soledad´-Shows von Joaquín Cortés. Ihm muss ich im Übrigen sehr dankbar sein. Er hat mir die erste Möglichkeit gegeben, in Spanien Fuß zu fassen.

Gibt es Konflikte zwischen der Ästhetik der Garderobe und ihrer Funktionalität? Immerhin müssen die Tänzer und Akrobaten nicht nur gut aussehen, sondern sich auch bewegen.

Das ist tatsächlich eine der größten Schwierigkeiten beim Kostüm­design bei solchen Spektakeln. Es ist ja nicht nur so, dass die Kleidung bequem und beweglich sein muss. Zusätzlich sollte man sie auch gut waschen und in die Produktionsabläufe einbauen können. Aber um ehrlich zu sein, bei ´The Hole´ ging das noch. Ich habe mal für das Nationalballett in Madrid gearbeitet, da war es noch viel komplizierter.

Sie waren für viele berühmte Modedesigner tätig. Wie unterscheidet sich die Arbeit beim Theater und in der Modeindustrie?

Beim Theater ist man viel freier. Man kann sich austoben und ist nur der Geschichte verpflichtet, die man erzählen will - und natürlich den technischen Voraussetzungen. In der Mode ist alles viel strenger. Da muss ich immer auch die kommerziellen Aspekte berücksichtigen.

Kommt der Regisseur nicht mit konkreten Vorgaben?

Es entsteht alles im Team. Wir versuchen, die Stimmung der Show zu ergründen, ausgehend etwa von den Charakteren, von der Geschichte oder auch von den Farben. Ich arbeite dann an meinen Entwürfen und spreche mich immer wieder mit den anderen Produktionsmitgliedern ab.

Neben diesen Auftragsarbeiten entwerfen Sie immer wieder eigene Kollektionen. Was inspiriert sie dabei?

Das ist ganz unterschiedlich. Bei meiner ersten Solokollektion im Winter 2012 habe ich mich etwa von der russischen Revolution inspirieren lassen. Ich hatte eine Ausstellung über die Kunst dieser Zeit gesehen, die mich fasziniert hat. Ausgehend von so etwas steigt man dann in die Materie ein. Herausgekommen ist die Kollektion ´Krazna Zima, der rote Winter´ - in der übrigens kaum rote Stoffe vorkamen.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 2. Juli (Nummer 791) lesen Sie außerdem:

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