Seit einem halben Jahrhundert lebt Mallorca nun schon vom Tourismus - höchste Zeit also, die Anfänge des Urlauberbooms in den 60er Jahren endlich mal ins Fernsehen zu bringen, dachte sich Drehbuchautor David Mataró. „Denn viele Leute hier haben sehr schöne Erinnerungen an diese Zeit: Es war lustig, es war unbeschwert, es wurde viel angebandelt", sagt der 43-Jährige - der diese Informationen nur aus zweiter Hand bekommen konnte. Bevor er sich ans Schreiben setzte, unterhielt er sich deshalb ausgiebig mit Hotelangestellten und Restaurantbesitzern von damals, mit Mallorca-Urlaubern der ersten Stunde, aber auch mit picadores, den frühen Touristinnen-Verführern, und mit so manchem gemischtem Paar, das aus diesen Annäherungsversuchen hervorgegangen ist.

Das Ergebnis ist eine 13-teilige TV-Serie namens „Hotel ­Bellavista", die jeweils sonntags (21.35 Uhr) einmal wöchentlich auf dem Balearen-Sender IB3 läuft. Sie spielt in einem kleinen, familiengeführten Hotel mit nur acht Zimmern am Meer - wobei die genaue Lage absichtlich im Ungewissen bleibt. „Damit wollten wir Konflikte vermeiden - wenn wir es an einem bestimmten Ort platziert hätten, wären andere Gemeinden sicherlich eifersüchtig gewesen", sagt Mataró, der auch Regie führte.

Die Story ist eine aussichtslose Liebesgeschichte um die beiden Hauptdarsteller Agnès Llobet und Toni Sastre. Sie entstammt einer angesehenen Inselfamilie, die im Ausland lebte und nun aufgrund widriger Umstände nach Mallorca zurückkehren muss, wo sie sich im Hotel Bellavista als Zimmermädchen verdingt. Er ist einer der beiden Brüder aus der Eigentümerfamilie, die der Touris­musboom über Nacht von Bauernsöhnen zu Hoterliers gemacht hatte.

Im Vordergrund der 1964 spielenden Serie stehen Mallorquiner und Festlandspanier, die ihr Glück in der Tourismusbranche versuchten. „Die Urlauber bilden eigentlich nur die Kulisse", erklärt David Mataró. Abgesehen von wenigen kleinen Sprechrollen seien die meisten nur Statisten. „Aber echte Ausländer", betont der Regisseur. Auf der Insel lebende Briten und Franzosen - die damals das Gros der Touristen bildeten - seien schließlich nicht schwer zu finden gewesen. Und auch einige deutsche Residenten durften mitwirken.

Die mallorquinische Schauspielerin Margalida Grimalt, der der befreundete Drehbuchautor Mataró die Rolle der Hotelköchin auf den Leib geschrieben hat, hätte sich sogar noch mehr ausländische Beteiligung gewünscht. „Mir persönlich hätte mehr Drama mit einem Urlauber gut gefallen", sagt die 41-Jährige - und meint damit, dass man einen ausländischen Schauspieler für eine ­Hauptrolle verpflichten hätte können. Doch das hätte das Budget gesprengt - das bei einer 50 Jahre in der Vergangenheit spielenden Serie ohnehin schon größer ausfallen musste, als so manchem Produzenten lieb war.

Neben aus den 60ern stammenden Kostümen und Requisiten mussten Drehorte gefunden werden, an denen die Zeit stehen geblieben war. „Ich bin tagelang über die Insel gefahren, bis ich den passenden Ort für die Außen­szenen gefunden hatte", erzählt Mataró. Während für Außenaufnahmen des Hotels ein abseits in der Cala Sant Vicenç gelegenes Hostal herhalten musste, wurden die Innenszenen in den IB3-Studios gedreht. Dort wurden mit auf Flohmärkten erstandenen oder ausrangierten Möbeln - in einem Hotel hatte man tatsächlich noch eine aus den 60er Jahren stammende Rezeption gefunden - originalgetreue Kulissen nachgebaut. „Die Sets waren jedes Mal eine Überraschung, dazu unsere schrecklichen Frisuren und die ­altertümlichen Ausdrücke", erinnert sich Margalida Grimalt an die Dreharbeiten im Frühjahr.

Allerdings sei dabei nicht nur viel gelacht worden, manchmal hätten sich auch Nostalgie und sogar ­Melancholie breit gemacht. „Mir wurde dabei wieder bewusst, was mir auch meine Großmutter oft erzählt hat: Die Menschen setzten ­damals so viel Hoffnung in den Tourismus, weil sie glaubten, dass er eine zukunftsfähige Alternative zur Landwirtschaft sei", erzählt Grimalt. Heutzutage dagegen habe sich vielerorts Ernüchterung breit gemacht. „Die Branche ist so stark gewachsen, dass sie uns irgendwann entglitten ist."

Dass die katalanische Serie nur dem einheimischen Publikum vorbehalten ist, findet Margalida Grimalt nicht. „Das ist doch eine gute Methode für ausländische Residenten, unsere Sprache zu lernen." Zumal man viele Szenen auch ohne perfekte Katalanischkenntnisse verstehen könne.