Helmut Schmidt ist tot. Der Altbundeskanzler starb am Dienstag (10.11.) gegen 14.30 Uhr im Alter von 96 Jahren in seinem Haus in seiner Heimatstadt Hamburg. Sein Gesundheitszustand hatte sich in den vergangenen Tagen zunehmend verschlechtert, Medienberichten zufolge soll Schmidt bereits seit mehreren Tagen nicht mehr ansprechbar gewesen sein und unter hohem Fieber gelitten haben. Seinem Tod gingen wiederholte Krankenhausaufenthalte infolge einer Operation wegen eines Gefäßverschlusses im September voraus.

Auch Mallorca trauert um den ehemaligen Bundeskanzler (1974-1982), der der Insel seit den 60er Jahren die Treue gehalten hatte. Der leidenschaftliche und hochangesehene Sozialdemokrat, der in Umfragen immer wieder zum beliebtesten Politiker der jüngeren deutschen Geschichte gewählt wurde, logierte mit Ehefrau Loki, mit der er bis zu deren Tod vor sechs Jahren 68 Jahre verheiratet war, unter anderem gerne im Hotel Formentor im Norden von Mallorca, wo er als gern gesehener Gast galt. Schmidt hegte kaum Sonderwünsche und sei stets mit der Menüzusammenstellung zufrieden gewesen, verriet das Personal einmal. Auch in anderen Top-Hotels der Insel ist der Altkanzler im Laufe der Jahre immer wieder abgestiegen, etwa im Mardavall in Costa d'en Blanes oder in den noblen Landhotels Son Brull bei Pollença oder Can Simoneta bei Canyamel.

Von Schmidts Mallorca-Aufenthalt über Weihnachten 1979 ist eine gern zitierte Anekdote überliefert. Kurz bevor er in den Flieger stieg, soll der damalige Bundeskanzler seine Neujahresansprache aufgenommen haben - um sie dann während seiner Abwesenheit am 31. Dezember auszustrahlen. Allerdings hatte Schmidt seine Rechnung ohne die Russen gemacht, die am 24. Dezember in Afghanistan einmarschierten, sodass die Rede noch einmal abgeändert werden musste. Die neue Version wurde, so heißt es, auf den letzten Drücker an Schmidts Urlaubsort aufgezeichnet - und zwar in der Suite Nummer 113 des Hotel Formentor.

Nach Mallorca kam Schmidt, mal in Begleitung seiner Ehefrau, mal alleine, aber ohnehin nicht nur zum Erholen, sondern auch zum Arbeiten. Seine "kreativen Schreiburlaube" auf der Insel hatten Tradition. Unter anderem soll der Altkanzler sein 2008 veröffentlichtes Buch "Außer Dienst", in dem er eine Bilanz seines politischen Lebens zog, teilweise auf Mallorca verfasst haben. Hierfür soll sich der langjährige Mitherausgeber der "Zeit" im Can Simoneta an den Klippen der Ostküste einquartiert haben, wo Meerblick und Wellenrauschen wohl besonders inspirierend auf den Hanseaten wirkten.

Nach einem letzten Schreibaufenthalt im Februar 2011 war der Altkanzler zuletzt im Februar 2013 auf der Insel zu Gast - damals allerdings nur zum Ausspannen. /sts