Wer glaubt, nur Deutsche würden sich auf der Insel als Nepper, Schlepper und Bauern­fänger betätigen, wird durch Luis Rodríguez Toubes eines Besseren belehrt. Der Insel-Jüngling ist das, was man wohl einen Schnösel nennt: reiche Großgrundbesitzer als Eltern, immer viel Geld in der Tasche, null Lust auf Arbeit und ein unstillbarer Drang, sich teure Mode-Fummel wie Hermés-Hemden oder Accessoires den Marken Bottega Veneta, Loro Piana und Etro zuzulegen - gern auch mal für 6.000 Euro an einem Wochen­ende. Wobei das Geld nicht immer aus der Familien­kasse stammt.

Luisito, wie der 24-Jährige genannt wird und wie er sich selbst auf Facebook bezeichnet, trat vor vier Jahren erstmals mit einem Coup in Erscheinung, der kaum glaubhaft erscheint, aber sich tatsächlich zugetragen hat: Er erleichterte die entfernt mit ihm verwandten Juan F. und Ana María B., Einwohner des Örtchens Llucmajor, um Immobilien im Wert von sage und schreibe 39 Millionen Euro. Luisito hatte die beiden davon überzeugt, ihm nach und nach 15 Fincas auf Mallorca zu überschreiben, um so angeblich Steuern zu ­sparen.

Wie der von Matt Damon gespielte talentierte Mr. Ripley in der gleichnamigen Patricia-Highsmith-Verfilmung erschlich er sich wohl geschickt das Vertrauen der reichen Leute. Die dann aus allen Wolken fielen, als er jegliche Kontakte zu ihnen einstellte und die Fincas zum Verkauf anbot. Viele der Möbel sollen in seinen eigenen Besitz übergegangen sein. Luisito wurde dafür kurzzeitig fest­genommen, rechtlich belangen aber konnte man ihn dafür nicht.

Im Unterschied zum aus bescheidenen Verhältnissen stammenden Mr. Ripley kann Luisito Rodríguez Toubes von sich sagen, einen leibhaftigen Admiral als Großvater gehabt zu haben. Auch sollen Mitglieder seiner Familie, mit dem jetzigen König Felipe VI. zu dessen Prinzenzeiten immerhin auf der Yacht „Aifos" unterwegs gewesen sein. Er selbst wurde, so sagte er einmal, von deutschen Kindermädchen mit Universitäts-Hintergrund erzogen. Abendessen im edlen Flanigans-Restaurant in Puerto Portals und Feste im Anwesen der Top-Partyveranstalterin Cristina Macaya sollen zum Alltag des heranwachsenden Goldknaben gehört haben.

Entsprechend impertinent gibt sich Luisito zuweilen: Dem Glamour-Magazin „Vanity Fair" sagte er voriges Jahr mit entwaffnender Offenheit, dass er garantiert zwei Millionen Euro von irgendwoher völlig legal bekomme, wenn man ihm eine Woche Zeit gebe. Locker durchs Leben geht er ohnehin: Er stehe erst mittags gegen 14 Uhr auf, mache die Gardinen nicht selbst auf, genehmige sich gegen 15 Uhr einen Aperitif, esse dann und ruhe sich später aus. Er sei auf der britischen Eliteschule Eton gewesen, wo er von einer Cousine von Queen Elizabeth II., ­Caroline Windsor, verhätschelt worden sei. Er empfinde zudem eine große Freude, bei Sonne mit einem japanischen Schirm zu lustwandeln.

Seine Eingenommenheit von sich selbst und von seiner angeblich so einflussreichen Familie verstellt Luisito dabei mitunter den Blick auf die wahren Machtverhältnisse. So verunglimpfte er einem in Palma gegen ihn ermittelnden Polizeikommissar gegenüber der Zeitung „Diario de Mallorca" damit, dass der Beamte zuvor „ein Hausangestellter" seiner Mutter gewesen und von ihr rausge­worfen worden sei. Diverse Strafanzeigen haben Luisito bislang vier Festnahmen eingebracht, momentan befindet er sich gegen Auflagen auf freiem Fuß.

Während eines längeren Aufenthalts in Madrid soll er zwei Damen fortgeschrittenen Alters mit adeliger Herkunft erst becirct, und dann beraubt haben. Eine 54-Jährige behauptet, dass der Jüngling ihr, nachdem er sich bei ihr eingenistet habe, Schmuck im Wert von 120.000 Euro gestohlen habe. Eine weitere Frau, mit der er angeblich ebenfalls zeitweise zusammenlebte, soll er um Möbel und Schmuck im Wert von 150.000 Euro erleichtert haben. Luisito sagte „Vanity Fair", dass er bei ihnen gewohnt habe, weil sie das so gewollt hätten. Und beleidigte sie obendrein: „Sie sind nichts wert." Einem Juwelier soll er darüber hinaus eine halbe Million Euro für Uhren und Schmuck­stücke schulden, die er dem Vernehmen nach in Palma für weniger Geld verhökerte.

Doch der inzwischen zum Medienphänomen avancierte Luisito kann es nicht lassen, sich weiter öffentlich zu spreizen. Erst vor einigen Tagen strahlte der TV-Kanal „La Sexta" eine Sendung mit dem sarkastischen Titel „El heredero" (Der Erbe) aus, in welcher sich Luisito in einem

Café in Palma als von Ermittlern zu unrecht gehetzter Unschulds-Engel darstellte. Mit seiner kindlich anmutenden Fistelstimme drohte er mit dem Einfluss seiner angeblich König Felipe VI. so nahestehenden Verwandten, sollte er von wem auch immer schlecht behandelt werden.