Eigentlich müsste sie es ja wissen: Sonja Kirchberger war als Kind jahrelang Ballett-Tänzerin an der Wiener Staatsoper. Doch diese Zeit liegt lange zurück. Heute wundert sich die auf Mallorca wohnende österreichische Schauspielerin, dass sie das schmerzhafte Training für die an diesem Freitag (11.3.) zur Primetime um 20.15 Uhr beginnende neunte Staffel der immerhin schon seit zehn Jahren ausgestrahlten RTL-Sendung „Let´s Dance" überstanden hat.

Mediales Warm-up

„Es gibt Momente, da verzweifelt man", sagt die ewig jung gebliebene 51-Jährige. Sie sitzt auf einem weißen Sofa des Tanzstudios „Top Dance" in Can Pastilla, nicht allzu weit von ihrem Lokal Can Punta in Molinar, und rollt andeutungsweise mit den Augen. Das Studio befindet sich in einem schachtelförmigen lang gestreckten Gebäude in einer eher plebejischen Ecke des Strandvorortes von Palma. RTL hat zum ­Pressetermin geladen: Es ist eine Art medialer Warm-up für die aus dem Kölner Colonneum ausgestrahlte große Show, die im vergangenen Jahr bis zu 17,4 Prozent Marktanteil erreichte.

Da will man sich natürlich nicht blamieren. Sonja Kirchberger hat mit ihrem Partner, dem aus Weißrussland stammenden und in Deutschland lebenden 29-jährigen Ilia Russo, in den vergangenen vier Wochen insgesamt 50 Stunden geübt. Russo ist ein Profi: Vor zwei Jahren wurde er Deutscher Meister im Latein-Tanzen. Dass die Wahl auf ihn fiel, sei Zufall, sagt Kirchberger: „Wir wurden zusammengewürfelt." Nun gilt es, gemeinsam vor der Jury zu bestehen. Diese besteht aus der südafrikanischen Tänzerin Motsi Mabuse, dem ehemaligen Profitänzer Joachim Llambi und dem durch Sendungen wie „Germany´s Next Topmodel" in Deutschland als Latino-Bolzen vom Dienst bekannt gewordenen kubanischen Choreografen Jorge González.

Auch auf dem derzeit leeren Strand von Can Pastilla war das Paar bei schönem Wetter zugange. „Ich hatte Muskelkater an Stellen, von denen ich nicht wusste, dass dort überhaupt Muskeln sind - der Körper weint", so die ehemalige Zahntechnikerin, die 1988 durch den Erotik-Thriller „Die Venusfalle" berühmt wurde. Dieser „schöne Schmerz, weil alles durchblutet wird, sei dabei ein gutes Zeichen". Und ein Beweis, dass man „raus aus der Komfortzone" gekommen sei. „Ich kann nur jedem empfehlen, Tanzunterricht zu nehmen."

Überhaupt ist Sonja Kirchberger voller Bewunderung dafür, was professionelle Tänzer und Tänzerinnen alles zustande bringen. Zunächst einmal habe sie lernen müssen, „die Grundkörpersprache der Profis zu verstehen". Zehn Stunden habe es gedauert, bis auch sie in der Lage gewesen sei, „den ganzen Körper sprechen zu lassen". Erst danach fing es an, „richtig Spaß zu machen".

Als RTL bei ihr anfragte, ob sie sich denn für „Let´s Dance" erwärmen könne, sei sie zwar zunächst erfreut gewesen, doch später sei sie angesichts der kolossalen Anstrengung, die das Üben abverlangt, „über diese Freude gestolpert", sagt Sonja Kirchberger. „Meine Angst vor dem ersten Auftritt ist schon sehr groß." Was verständlich ist, werden Stolperer oder sonstige Patzer von den Juroren doch genüsslich ausgebreitet. Aber letztendlich sei das ja alles Spaß an der Freude, so die Schauspielerin.

Inzwischen ist sie vom Sofa aufgestanden und in einen mit Spiegeln bestückten Raum des „Top Dance"-Studios mit poppigen lila Wänden geschritten. Sie und ihr Partner machen ein paar flüssig über die Bühne gehenden Walzer-Einlagen. Mit diesem klassischen Tanz werden sie in der RTL-Sendung starten. Es ­stehen in elf weiteren Folgen noch Samba, Rumba, Freestyle, Contemporary und weitere Tänze an, wenn die beiden denn als eines von insgesamt 14 Paaren weiterkommen. Denn in jeder Folge der von Sylvie Meis und Daniel Hartwich („Dschungelcamp") moderierten Reihe, die auf dem BBC-Format „Strictly come Dancing" fußt, scheidet eines am Ende aus. Ein Lizenz-Format wird übrigens bisweilen auch in Spanien im Staatssender TVE 1 unter dem Titel „Mira quién baila" ausgestrahlt.

Mitbewerber „Icke"

Neben Sonja Kirchberger sind in „Let´s Dance" auch andere Prominente dabei, etwa die Tochter des legendären Hitzkopfs Klaus Kinski, die ebenfalls schauspielerisch tätige Nastassja Kinski. Auch der immer mal wieder auf Mallorca zu bestaunende Schlagersänger Michael Wendler, der Ex-Fußball-Nationalspieler Thomas „Icke" Häßler und die aus der österreichischen Kristallglas-Dynastie stammende Sängerin Victoria Swarovski schwingen das Tanzbein.

Nach dem kraftraubenden Parforce-Ritt bei „Let´s Dance" will sich Sonja Kirchberger erst einmal eine Pause auf Mallorca gönnen. Dann, wenn es endlich wieder warm wird. „Ich will mich dann ganz meinem Restaurant widmen", sagt sie. Und von Oktober an will sie wieder drehen.