Sie hat einen Trend entdeckt, als er noch lange keiner war: Die Inhaberin von Mallorcaresidencia, Vivian Grunblatt, verkauft Apartments und Häuser auf Mallorca an schwedische Interessenten. Die 38-Jährige eröffnete eines der ersten Immobilienbüros, das sich hauptsächlich mit dem schwedischen Markt beschäftigt. Inzwischen gibt es 13. Die Tochter ungarischer Eltern ist auf Mallorca geboren, hat in den USA studiert und in Schweden gelebt. Dort lag es nahe, ihre Heimat zu vermarkten. Am Anfang war das aber gar nicht so leicht.

Frau Grunblatt, Sie schalten derzeit Anzeigen in vielen spanischen Tageszeitungen. Dort behaupten Sie, dass die Schweden Schlange stehen, um auf Mallorca Apartments zu kaufen ?

Das stimmt. Im Moment gibt es mehr Nachfrage als Angebot. Unser Problem ist derzeit nicht, Kunden zu finden, die kaufen wollen, sondern Eigentümer zu finden, die verkaufen wollen.

Wonach suchen die Schweden?

Sie suchen einen bestimmten Wohnungstyp. Sie wollen in die Stadt, dabei aber nicht auf eine Terrasse verzichten. Und die darf gern auch 15 Quadratmeter oder größer sein.

War das immer so?

Nein. Unsere Kunden haben sich verändert. Vor acht bis zehn Jahren haben wir mehr in Gegenden wie Port d´Andratx oder Santa Ponça verkauft. Damals waren das Familien mit Kindern. Jetzt sind diejenigen, die kommen, eher 55 Jahre oder älter, und sie wollen in die Stadt. Ihre Wünsche zu erfüllen, ist aber gar nicht so leicht. Denn erstens gibt es derzeit nicht so viele Wohnungen, zweitens haben viele Wohnungen oft keine große Terrasse. Denn die Spanier sind nun mal nicht oft auf der Terrasse. Außerdem mögen es die Schweden groß und offen. In Spanien hat man aber oft viele kleine Zimmer.

Mit Ihrer Idee, den Schweden Mallorca näherzubringen, waren Sie Visionärin. Wie kam die Idee zustanden?

Ich habe mit meinem Mann in Schweden gelebt. Er hatte dort einen Job, und ich wollte auch arbeiten. Ich bin auf Mallorca geboren und kenne die Insel. Da lag die Idee nahe. Ich habe ganz klein angefangen, bin mit meinen schwedischen Kunden damals nach Mallorca geflogen, habe ihnen die Insel gezeigt und ab und zu ein Haus verkauft. Am Anfang wenig, dann immer mehr. Damals musste ich aber mehr die Insel als die Immobilie verkaufen. Das ist jetzt definitiv anders.

Welche Viertel in Palma sind denn derzeit angesagt bei den Schweden?

Santa Catalina ist ein kleines Stockholm. Es gibt mehrere schwedische Restaurants, schwedische Läden für Inneneinrichtung und, und, und. Jeder Schwede kennt Santa Catalina. So wie alle Düsseldorfer Port d´Antratx kennen. Außerdem mögen die Schweden Portitxol, die Altstadt, Es Molinar, Cala Major und Sant Agustí. In all diesen Gegenden machen wir insgesamt 80 Prozent unserer Verkäufe.

Viele Deutsche, die hier Immobilien kaufen, suchen eher die Abgeschiedenheit. Die Schweden anscheinend nicht.

Diejenigen, die derzeit kommen, hatten meist schon große Häuser, haben diese vielleicht aber wieder verkauft. Sie wollen dort wohnen, wo man schnell und zu Fuß zum nächsten Restaurant gehen kann oder zum Bäcker. Sie wollen flexibel sein. Und sie kommen meistens nur von September bis April, und dann auch immer nur ein paar Tage oder Wochen. Den Sommer verbringen sie lieber in Schweden. Wenn man also nicht dauerhaft oder zumindest für Monate hier wohnt, dann ist eine Wohnung in Palma eine sehr gute Wahl.

Haben Sie Ihr Büro in Santa Catalina, weil Sie hier am meisten verkaufen?

Nein, das war eher Zufall. Mein Mann und ich hatten hier eine Wohnung, und wir haben vor acht Jahren das Büro in Santa Catalina aufgemacht. Erst danach kamen mehr und mehr Schweden ins Viertel.

Wann verorten Sie denn den Schweden-Boom auf Mallorca?

Vor allem in den vergangenen vier Jahren ist viel passiert. Als wir hier angefangen haben, gab es nur zwei andere Immobilienbüros, die sich auf diesen Markt konzentriert haben. Wir hatten damals drei Angestellte. Jetzt sind wir 15.

Warum entdecken die Schweden erst seit so kurzer Zeit die Insel für sich?

In Schweden wird jetzt verstärkt Werbung für Mallorca gemacht. Die Schweden gehen aber auch sehr gerne Trends nach. Mallorca ist so ein Trend. Vor zehn Jahren waren alle in Marbella, dann kam die französische Riviera, und jetzt sind sie hier.

Haben Sie mit Ihrer Agentur auch Werbung in Schweden gemacht, um Mallorcas Image zu verändern?

Ja, aber nicht nur die Immobilienagenturen haben dazu beigetragen. Viele Zeitungen und Magazine haben sich journalistisch mit der Insel beschäftigt und so peu à peu das Image geändert. Das liegt natürlich auch an der Marketingstrategie der Balearen-Regierung, die nicht mehr nur die Massen an Touristen im Sommer dahaben will, sondern die Insel auch im Herbst und Winter vermarkten möchte.

War Mallorca vorher nicht so attraktiv für die Schweden?

Für Familienurlaube oder für Partytouristen aus Schweden war die Insel immer schon attraktiv. Für Käufer eher nicht. Als ich früher versucht habe, eine Wohnung zu verkaufen, war es schwierig, sie an den Markt zu bringen, weil die Schweden Vorurteile hatten. Sie dachten an Mallorca und dachten entweder nur an Party oder nur an Strandurlaub mit der Familie. Jetzt sehen sie, dass man hier shoppen, am Strand liegen, wandern gehen und Rad fahren kann - und das alles an einem Tag, weil nichts richtig weit weg ist. Die Deutschen kennen das schon seit 20 Jahren. Die Schweden lernen diesen Teil der Insel gerade erst kennen.

Meinen Sie, der Schweden-Trend hält noch lange an?

Ich kann mir das schon gut vorstellen. Die Verbindungen nach Mallorca sind deutlich besser geworden. Es gibt mehr Flüge, auch im Winter. Ich glaube, dass Schweden auch noch in einigen Jahren hier kaufen möchten. Vielleicht verlagert sich das dann wieder auf andere Regionen, und Palma rückt wieder in den Hintergrund. Vielleicht wollen die Schweden in ein paar Jahren auch eher wieder größere Immobilien kaufen, also Fincas und keine Stadtwohnungen.

Was unterscheidet die Schweden von den Deutschen oder Briten in Sachen Immobilien?

Die Schweden sind vielleicht einfacher gestrickt als die Deutschen zum Beispiel. Sie brauchen keine große Finca.

Sind also die Schweden für Sie die besseren Käufer?

Das auch nicht. Schweden sind was den Kauf angeht nicht so entscheidungsfreudig wie Deutsche. Sie brauchen einfach viel Zeit. Kommt ein Kunde einen Tag in unser Büro, wird er sich vielleicht in zwei Jahren zum Kauf entschieden. Deutsche sind da klarer. Ich habe auch viel mit Deutschen zusammengearbeitet. Sie entscheiden sich viel schneller. Sie sind da geradliniger.