Worte wie Spracherkennungssoftware (software de reconocimiento de voz) oder Datenbank (base de datos) sind sicher nicht das Erste, was man in einer neuen Sprache lernt. Deshalb muss die Übersetzungsapp am Handy ganz schön in Anspruch genommen werden, als Gabriela Kohr an diesem Mittwochabend (18.5.) im Restaurant Mig i Mig in Manacor im Osten von Mallorca von ihrem Job als Verwalterin der digitalen Datenbank ihres Mannes, eines Fotografen, erzählt.

Seit September vergangenen Jahres veranstaltet der deutsche Anwalt Günther Menth in dem Lokal Sprachtreffen, bei denen die Teilnehmer ihre Deutsch-, Spanisch-, Katalanisch- oder Englischkenntnisse verbessern können. An diesem Abend sind hauptsächlich Deutsche anwesend. Zu Beginn gibt es eine Vorstellungsrunde auf Spanisch. Danach teilen sich die 15 Anwesenden in drei Gruppen auf: Fortgeschrittene, weniger Fortgeschrittene und jene, die sich am Sprachenlern-Brettspiel „New Amic" probieren.

Eine der wenigen Mallorquinerinnen an diesem Abend ist Catalina Mir. Die Journalistin lernt seit zwei Jahren Deutsch. Sie findet die Initiative vor allem für Deutsche gut, die sich integrieren wollen. „Man muss ja zugeben, dass wir Mallorquiner es den Ausländern hier nicht gerade leicht machen. Dabei merke ich, dass die Menschen, die hierher kommen, ein großes Interesse haben, mit uns in Kontakt zu kommen."

Typische Kennenlern-Themen

Manche der Integrationswilligen wie Petra Müller sind zum ersten Mal hier, andere wie das Ehepaar Kleinhans kommen seit mehreren Wochen. Man spricht über den Beruf, wo man so herkommt und wie lange und wo man auf Mallorca lebt. Das Typische also, was man so anspricht, wenn man sich kennenlernt. Alle ­bemühen sich, auf Spanisch zu sprechen. Nur wenn es ganz kompliziert wird, helfen die anderen mit ihrem Vokabular aus oder schauen gleich im Handy nach.

Ein großes Thema an dem Abend ist auch das Essen. Ob vegan, vegetarisch oder nur Bio-Fleisch, alle Varianten sind in der kleinen Gruppe vertreten. Es entsteht ein vorsichtiges Gespräch über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Ernährungsgewohnheiten. Neben Politik und Religion gibt es wohl kaum ein Thema, das soviel Konfliktpotenzial bietet. Der Gruppe gelingt jedoch der Balanceakt, und in dem Zuge werden auch wichtige Vokabeln wie etwa Hülsenfrüchte (legumbres) gelernt.

Die Treffen im Mig i Mig finden an jedem ersten und dritten Mittwoch des Monats statt. An den beiden anderen Mittwochen unternimmt die Gruppe etwas gemeinsam, etwa einen Filmabend. Oder eines der Gruppenmitglieder schlägt eine Tour vor. Wie etwa Elisabeth Bock, die für den 25. Juni eine Führung durch ihre Wahlheimat Artà plant.

Ein soziales Experiment

Der Anteil der Teilnehmer, die wegen Katalanisch zum Sprachstammtisch kommen, sei relativ klein, sagt Menth, „vielleicht ein Fünftel." Für ihn selber war das Lernen der Inselsprache einer der Gründe, die Gruppe zu gründen. Zudem mag er soziale Experimente, wie er sagt.

„Katalanisch fällt mir immer noch schwer", erzählt Maitri Hille­brecht, die seit Mitte der 80er-Jahre mit Unterbrechungen auf der Insel lebt und seit ein paar Monaten zum Sprachstammtisch kommt. „Aber manchmal kommt Jaume vorbei - ja, es gibt einen Jaume - und mit dem wird Katalanisch geübt."

Einige der Teilnehmer können sich nicht vorstellen, dass es so ein Angebot wie den Stammtisch völlig kostenlos geben soll - bei all der Arbeit, die allein die Organisation mit sich bringt. In Deutschland sei dies nicht möglich, so der Tenor. Das mag zwar kein besonders objektives Bild von dem sein, was viele Freiwillige in Deutschland tun, aber es drückt in gewisser Weise auch die Dankbarkeit für dieses Angebot aus. „Es haben sich schon richtig tolle Sachen aus dieser Gruppe entwickelt", so Hillebrecht.

Die jetzige Herausforderung sei es, weitere Spanier für die Treffen zu gewinnen, so Menth. „Es gibt allein hier in der Gemeinde Manacor so viele Menschen, die Deutsch lernen wollen. Nur fällt es uns bisher sehr schwer, sie auf unser Angebot aufmerksam zu machen."