Wenn Trends geschickt gesetzt werden, kann daraus fast unkontrollierbar Großes entstehen. Noch vor drei Jahren war das hinduistische Holi-Tanz-und-Musikfest, bei dem die Kastenschranken fallen und seit Jahrhunderten der Frühling ekstatisch durch das gegenseitige Bemalen von Körperteilen und das Werfen bunten Farbpulvers begrüßt wird, nur Eingeweihten auf Mallorca bekannt.

Dann wurde es erstmals am 30. März 2014 im Künstlerdorf Alaró auf die Beine gestellt. Lediglich 300 meist weiß gekleidete Freunde exaltierter Exotik nahmen daran teil. „Damals haben wir noch indisches Essen zubereitet", erinnert sich Micaela Ferrando. Die einzige Bollywood-Tanzlehrerin der Insel kann von sich sagen, den Trend erkannt und Holi auf die Insel gebracht zu haben.

Woanders war man damals schon weiter: In Deutschland etwa regnet es schon seit Jahren Farbe vom Himmel, in München etwa ließen sich 2013 rund 10.000 Menschen von diesem Zauber betören. Eine Firma namens Holi Concept GmbH verdiente mutmaßlich gut damit. Das Ganze passt halt in die Zeit: Psychedelisch-Vergeistigtes aus dem asiatischen Raum kommt in den westlichen Ländern gut an. Und wenn es überdreht zur Sache geht, umso ­besser.

So war es denn auch keine Überraschung, dass Micaela Ferrando auf die erste Auflage in Alaró eine zweite folgen ließ und zu expandieren begann. Sehr bald stellte sie die ­ersten ­Holi-Massenevents auf die Beine: im Sommer 2015 in Can Picafort mit mehr als 5.000 Menschen und bei den Feierlichkeiten zu Ehren des Erobererkönigs Jaume I. in Santa Ponça Anfang September mit rund 4.000 Feiernden. Nur Palma war noch nicht auf seine Kosten gekommen. Das änderte sich am 7. Mai 2016 - mit Unterstützung der Stadtverwaltung, für die Micaela Ferrando inzwischen arbeitet. Auch das Fest auf der Plaça Major geriet zum ­Massenphänomen: Mehr als 4.000 Menschen hatten ihren Spaß. Es kamen vor allem feierwütige Teenies - nicht unbedingt, wie in Alaró noch üblich, in weißen Klamotten. Und Essen gab´s auch nicht mehr.

Weil´s so gut ankam, wurde bereits am Samstag (11.6.) nachgelegt - auf einem noch größeren Areal, nämlich dem Parc de La Mar vor der Kathedrale von 18 bis 22 Uhr.

Trotz der Massifizierung bemühen sich Micaela Ferrando und ihre Helfer, den indischen Touch nicht ganz verschüttgehen zu lassen: Am Samstag spielten die DJs immerhin zwei Stunden lang Hits vom Subkontinent, Vortänzerinnen machten den Bollywood-Style vor. Doch da das Ganze eine große Party ist, konnte nicht alles indisch sein: Auf dem Programm standen auch eine Batucada-Trommlerband, Zumba-Tänzerinnen und westliche Tanz­musik.

Wer das Ereignis im Parc de la Mar verpasst hat, muss nicht traurig sein: Im Sommer folgen auf der Insel „mindestens 30 weitere Holi-Partys auch mit Wasserballons", so Micaela Ferrando.