Wer im spanischen Fernsehen unterwegs ist, kann ihnen seit drei, vier Jahren kaum entgehen: jungen Magiern, die sich nicht wie altbekannte Zauberer vom Dorfzirkus vierschrötig darauf beschränken, vor ein paar Kids abgehangene Tricks zu präsentieren, sondern betont cool daherkommen. Wobei jeder mit der Zeit seinen eigenen Stil ent­wickelt hat.

Wie etwa der 33-jährige Brite Dynamo alias Steven Frayne. Der eher unscheinbar, ja schmächtig wirkende Mann mit dem bohrend-verklärten Blick ist inzwischen so berühmt, dass sich coole Rapper wie Tinie Tempah, Sängerinnen wie Natalie Imbruglia oder Schauspieler wie Samuel L. Jackson („Stirb langsam") fast darum schlagen, ihn beim formvollendeten Vorführen eines Tricks erleben zu dürfen.

Dynamo weiß sich dabei mit seinen Nummern in Szene zu setzen. So etwa geschehen, als er am 25. Juni 2011 vor Hunderten Augenzeugen auf dem Wasser der Themse schritt, dabei gefilmt wurde, den Bootsverkehr behinderte und deswegen dann von Polizisten in ein Schlauchboot verfrachtet wurde. Oder als er vor Bewohnern eines Slums in Kapstadt aus einem unscheinbaren roten Eimer minutenlang Fische schüttete, bis sich ein veritabler Berg bildete. Seine Kunststücke laufen derzeit in Spanien auf Discovery und in Deutschland auf DMAX rauf und runter.

Aufgekommen ist die Illusionistenwelle ursprünglich im angelsächsischen Raum, aber erfolgreiche Showkonzepte werden bekanntlich schnell weitergereicht. In Spanien gibt es etwa den 30-jährigen Iñaki Ruiz aus Vitoria, der sich Mago Sun nennt und an diesem Samstag (9.7.) in Palmas Trui-Theater auftritt. Eine seiner Spezialitäten ist, sich in einen voll mit Wasser gefüllten gläsernen Kubus zu setzen, sich in Ketten legen zu lassen und sich am Ende spektakulär zu befreien - kurz bevor ihm die Luft ausgeht. Eine weitere Nummer, mit der er das Publikum regel­mäßig sprachlos macht, ist die, in der er wie ein Heiliger vom ­Boden abhebt.

Bei seinen Auftritten kommt der Mago Sun betont glamourös und extrovertiert daher und lässt seine blütenweißen Zähne blitzen, als stünde er auf einer Bühne im Mirage-Hotel in Las Vegas.

Deutlich zurückhaltender präsentiert sich der ebenfalls erst 30-jährige Antonio Díaz Cascajosa, der sich in den vergangenen Jahren im Fernsehen als Mago Pop einen Namen gemacht hat. Er wirkt zwar linkisch, doch seine Tricks lassen nicht nur prominenten Spaniern die Augen übergehen. Als der Mago Pop sich in Anwesenheit des mallorquinischen Motorrad-Rennfahrers Jorge Lorenzo inmitten von Flammenwerfern, die auf eine bestimmte Uhrzeit programmiert worden waren, an einen Balken ketten ließ und sich nur Sekunden vor der Feuerorgie selbst befreite, war auch der MotoGP-Weltmeister beeindruckt. Die illusionistischen Fähigkeiten des fast scheu ­wirkenden Spaniers sollen sogar den so logisch denkenden Physiker Stephen Hawking („Eine kurze Geschichte der Zeit") überzeugt haben. Es heißt, er habe Díaz Cascajosa eigens nach Cambridge einfliegen lassen.

Das große Vorbild der neuen Illusionisten-Generation ist ein Mann, der schon 90 Jahre tot ist: der Ungarn-Österreicher Harry Houdini (1874-1926), der eigentlich Erik Weisz hieß und in den USA berühmt wurde. Auch er beeindruckte seine Jünger nicht nur mit Tricks, sondern vor allem mit seiner Art, sich produzieren. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts setzte Houdini darauf, sich vor Publikum fesseln zu lassen und sich dann zu befreien. Dabei kam ihm sein Körperbau zu­gute - er war in jungen Jahren ein begeisterter Schwimmer. Hätte es damals Fernsehen gegeben, wäre Houdini womöglich wie seine Adepten von heute ebenfalls übers Wasser geschritten.

Der Mago Sun tritt am Samstag (9.7.) um 21 Uhr im Trui-Theater auf. Tickets kosten ab 25 Euro und sind unter www.ticketea.com