Der Mallorca-Prinz macht jetzt in Wohltätigkeit - als Vorsitzender einer Hilfsorganisation namens „World Aid Organization for Human Rights". Der widmet Jürgen zu Hohenlohe seit Neuestem sowohl eine etwas lieblos zusammengebastelte Website als auch eine Facebook-Gruppe. Dort ist unter anderem von Hilfsaktionen - angeblich für Kinder und Familien - in Palästina, der Ukraine oder Jordanien zu lesen. Außerdem finden sich dort Zertifikate, in denen der Prinz Botschafter seiner Organisation in Saudi-Arabien, Indonesien oder Pakistan ernennt, sowie ein Abkommen mit einer Hilfsorganisation in Bangladesch.

Der Grund für das humanitäre Engagement? Sein eigenes Schicksal, sagt Hohenlohe. Er und seine Ehefrau seien selbst „Opfer nicht eingehaltener Menschenrechte durch die Justizbehörden" geworden, heißt es auf der Website. Das Paar saß 2012 zehn Monate im Gefängnis, der Vorwurf: Es soll rund 200 Anleger mittels dubioser Finanzgeschäfte um mehrere Millionen Euro betrogen haben. Vier Jahre später, im April 2016, stellte die Staatsanwaltschaft Palma das Verfahren ein, da den beiden keine Straftat nachzuweisen war. Hohenlohe vergleicht das, was ihm widerfahren ist, mit der Inquisition im Mittelalter. Die Geschädigten allerdings lassen nicht locker und wollen das Verfahren wieder aufrollen.

Das Logo der „World Aid Organization for Human Rights" erinnert auffallend stark an das der Vereinten Nationen - und siehe da: Auf der Website gibt der Prinz sogar an, bei der UN-Hauptabteilung für Wirtschafts- und Sozialfragen (DESA) registriert zu sein. Eine Nachfrage beim UN-Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf bringt allerdings schnell die erwartete Antwort: Man habe keinerlei Verbindung zur Organisation des Prinzen. „Wir bedauern die Tatsache, dass diese Organisation den irreführenden Eindruck erweckt, wir würden zusammenarbeiten, indem sie unser Logo verwendet", sagt Sprecherin Cécile Pouilly. Das jedoch sei absolut falsch. Anders als auf Hohenlohes Website zu lesen, habe die „World Aid Organization For Human Rights" auch keinen beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen - wenngleich Hohenlohe sich darum beworben habe.

Hat der Prinz also schon mal wieder zu dick aufgetragen? „Das ist eine absolut intakte Geschichte. Ich möchte Menschen helfen", sagt er der MZ am Telefon. An der Behauptung, bei den Vereinten Nationen registriert zu sein, hält er fest - und dem ist auch tatsächlich so: Die „World Aid Organization For Human Rights" taucht in der DESA-Datenbank auf, die Aufnahme wurde Hohenlohe am 8. Juli in einer standardisierten E-Mail bestätigt. In roten Lettern steht aber direkt über den Angaben zur vermeintlichen Hilfsorganisation: „Ein Profil auf dieser Website bedeutet in keinster Weise irgendeine Angliederung an die Vereinten Nationen."

So genau hat der Prinz das wohl nicht gelesen, und auch nicht so übersetzt: Auf Facebook und der Website schrieb er von einer accreditation, also einer Zulassung durch die UN. Den Eintrag löschte er nach dem Gespräch mit der MZ, ebenso änderte er die Website und entfernt alles, „was missverstanden werden kann".

Und auch für alle anderen Zweifel hat der Prinz Antworten parat: Eine Kontonummer sei im Internet nicht angegeben, weil er möchte, dass spendenbereite Leute sich direkt mit ihm in Kontakt setzen. Sie meldeten sich per E-Mail aus Madrid, aus Deutschland und Österreich, aber auch aus Dubai oder den Arabischen Emiraten. Über Mittelsmänner vor Ort würden dann die Hilfsaktionen umgesetzt: Man verteilte 40 Säcke Reis in Palästina, schickte 150 Kartons mit Hilfsgütern in die Ukraine. Demnächst sollen für 500 Euro Wasserflaschen gekauft und mit Lastern in Gebiete mit Wasserknappheit gebracht werden. Noch in Planung befinde sich dagegen ein weitaus größer angelegtes Projekt: der Bau eines Brunnens und eines Kinderkrankenhauses in Nigeria. Die Geldgeber? „Drei große Firmen aus Europa. Im November haben wir das hoffentlich unter Dach und Fach."

Unter den laut Hohenlohe 8.000 Mitgliedern der Hilfsorganisation fänden sich etwa 100 aktive, das heißt Geldgeber. 5.000 führt der Prinz offenbar in einer Privatkartei - auf der Website findet sich jedenfalls kein Hinweis auf sie - und gut 3.000 gehören der Facebook-Gruppe an. Darunter arabische Scheichs, Inder, Osteuropäer, aber auch viele deutsche Inselresidenten - die allerdings zum Teil gar nichts von ihrem Glück wussten. Der Melitta-Mann etwa, der die Gruppe umgehend verließ. Oder Birgit Büngeler, Geschäftsführerin des Facharztzentrums Peguera, die auch ihren Kollegen Andreas Leonhard nicht freiwillig in der Gruppe wähnt und sofort austritt.

Arne Molfenter, der Leiter des UN-Verbindungsbüros in Bonn, kann über die Prinzen-Geschichte nur müde lächeln. „Solche Fälle haben wir jede Woche." Die Logos der UN-Institutionen würden auf Websites, in Briefköpfen und Spam-Mails missbraucht. Stecken aber tatsächlich gleich Betrüger hinter solchen Schummeleien? „Die meisten sammeln nicht für Kinder in Bangladesch, sondern für sich selbst."