Stephan Schönfelder, der schwäbische Malermeister

Stephan Schönfelder kam nicht wie so viele Glücksritter aufs Geratewohl nach Mallorca. Der 36-jährige ausgebildete Maler und Lackierer machte einst ein Praktikum in dem seit 16 Jahren bestehenden Standort der baden-württembergischen Unternehmensgruppe Heinrich Schmid auf der Insel. Die berufliche Herausforderung gefiel ihm so sehr, dass er vor elf Jahren in dem Betrieb in Santa Ponças Gewerbepark Son Bugade­lles anfing.

Los ging es mit nur drei Beschäftigten. „Jedes Jahr sind wir stetig gewachsen, und jetzt haben wir schon 22 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Ländern", freut sich der inzwischen zum Leiter des Standortes avancierte Schwabe aus Stuttgart. Dazu zählen sieben Maler- und Lackierermeister, die nach deutschen Standards tätig sind und von denen vier Frauen sind. „Und wir wissen, dass wir noch mehr Potenzial auf der Insel haben."

Dass sich alles so wunderbar entwickelte, kam nicht von Zauberhand, sondern lag an emsiger Arbeit, Durchhaltevermögen und geschickter Selbstvermarktung. „Hier muss man überall dabei sein, um bekannt zu werden", sagt Stephan Schönfelder. Über professionell geplante, ­sorgfältig ausgeführte und termingerecht fertig­gestellte Arbeit und Empfehlungen gewann die Malertruppe langsam aber sicher vor allem deutsch- und englischsprachige sowie spanische Kunden westlich von Palma. Viele von ihnen verfügen über Ferienimmobilien.

Die jetzige starke Position auf dem Inselmarkt konnte das Team nur erreichen, weil es bei Malerarbeiten, Fassaden­sanierungen und Oberflächengestaltung auf hochwertige Materialien vor allem aus Deutschland setzt. Dabei war der Rückhalt der schon vor über 100 Jahren - nämlich 1914 - in der schwäbischen Kleinstadt Metzingen gegründeten und 4.200 Mitarbeiter starken Handwerksgruppe, die nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, der Schweiz und Österreich Standorte aufgebaut hat, hilfreich.

Wie andere deutsche Handwerker auf Mallorca wurden auch Stephan Schönfelder und seine Mitarbeiter von der spanischen Wirtschaftskrise ab dem Jahr 2008 nur sachte gestreift, aber nicht getroffen. „Einen Einbruch haben wir nie erlebt", sagt der Schwabe und ist ob der nun laufenden Konsolidierungsphase bester Dinge.

Holger Fischer, der erfahrene Mückenbekämpfer

Holger Fischer ist ein alter Hase in der Welt der deutschen Handwerker auf der Insel. Bereits im vergangenen Jahrhundert - 1997 - verschlug es den zuvor im Maschinenbau tätigen Delmenhorster hierhin. „Ich wollte immer schon raus aus Deutschland, hatte auch mal mit der Idee gespielt, mich in Kanada anzusiedeln", sagt der nunmehr 60-Jährige beim MZ-Besuch. Doch Fischer hatte Freunde auf Mallorca, die ihm dabei halfen, hier Fuß zu fassen.

Er spezialisierte sich darauf, zunächst in einer kleinen Werkstatt in Andratx Mückenschutzgitter für meist deutsch- und englischsprachige Kunden herzustellen. Wobei Holger Fischer pfiffigerweise nicht außer Acht ließ, auch für die von ausländischen Residenten so heiß geliebten Katzen und Hunde Spezialklappen in seine Produkte zu integrieren.

„Es dauerte Jahre, mir hier einen Namen zu machen", sagt er. Doch weil er gewissenhaft und gut arbeitete, konnte er seinen Kundenstamm stetig erweitern. 2003 verlegte er seine Werkstatt dann nach Son Bugadelles. „Weil ich zum einen hauptsächlich für deutsch- und englischsprachige Kunden arbeite und auf qualitativ sehr hochwertige Produkte setze, schaffte ich es, dass die Wirtschaftskrise in Spanien mir nicht so sehr zusetzte", sagt der Anti-Mücken-Profi. Wie auch sein Kollege Jan Morisse kann er derzeit alles andere, als über einen Mangel an Aufträgen klagen. Doch spurlos an ihm vorüber ging der Konjunktureinbruch auch nicht: „Selbst die Deutschen gaben sich damals etwas zurückhaltender."

Hilfreich dabei, Durststrecken zu überwinden, war sicher die Entscheidung, nicht mehr nur im Mückenschutz tätig zu sein, sondern auch bereits in Deutschland gefertigte Rollläden, ferngesteuerte Garagentore und wetterresistente Klapp-Fensterläden aus Aluminium, die Holzfensterläden zum Verwechseln ähneln, auf Mallorca zu verkaufen. Nunmehr hat Holger Fischer mit seinem Handelsbetrieb f&b und seiner zweiten Firma Netec, die für Insektenschutzelemente zuständig ist, sechs Mitarbeiter in Lohn und Brot und erledigt auch Aufträge auf Menorca.

Jan Morisse, der aufstrebende Metall-Facharbeiter

Als Jan Morisse, ausgebildeter Metall-Facharbeiter mit Meisterbrief, im Jahr 2006 in Deutschland auf einmal die Arbeit verlor, wusste er zunächst nicht weiter. Der damals 26-Jährige aus Nordenham bei Bremen hatte für einen Zuliefererbetrieb des Airbus-Werks gearbeitet, der Insolvenz anmelden musste.

Doch Morisse ließ sich von der Situation nicht kirre machen und bereitete in alle Ruhe seine Übersiedlung nach Mallorca vor. Nicht einfach so ins Blaue hinein, sondern mit Probearbeiten auf der Insel - etwa bei der heute hier nicht mehr tätigen Handwerker-Legende Rainer Ridder. „Bevor ich mich 2010 selbstständig machte, war ich ein Jahr für einen deutschen Betrieb im Gewerbepark Son Bugadelles, ein Jahr für einen Spanier und zwei Jahre für einen britischen Super­yachten-Ausrüster in Can Valero tätig", sagt er. Bei Letzterem machte sich der Deutsche an bis zu 110 Meter langen Schiffen zu schaffen.

Jan Morisse und seine drei Kollegen - Freundin Jennifer Helfers im Büro- und Personal-Management, Erik Lichtenfeld und Nora Raulf - arbeiten erst seit drei Monaten in einer 500 Quadratmeter großen Halle in Son Bugadelles, dem Gewerbegebiet von Santa Ponça. „Vorher hatten wir hier nur eine 150 Quadratmeter kleine Werkstatt." Sie bewegen sich in VW-Dienstfahrzeugen über die Insel. Morisse denkt nicht im Traum daran, Mallorca wieder zu verlassen, wobei das Wetter - wen wundert´s - einer der wichtigsten Gründe für ihn ist, hier zu bleiben.

Über einen Mangel an Aufträgen kann der Metall-Handwerker nicht klagen. Für einen deutschen Villenbesitzer in Port d´Andratx fertigen Morisse und seine Leute etwa momentan eine 5,50 Meter hohe, zwei Meter breite und 700 Kilogramm schwere Stahltür an. Für einen anderen Kunden im Nobelhafen entstehen in der Werkstatt 200 Laufmeter Edelstahlgeländer und eine Wendeltreppe. Vor der Werkshalle steht eine hölzerne, mit Stahl-Accessoires aufgepeppte Sitzgruppe, die bei der Handwerksmesse ausgestellt werden soll. Ansonsten fertigt Morisse vom Briefkasten bis zum Sonnen­segel so ziemlich alles, was die ­Kunden nachfragen. Wobei Morisse Stahl- und Edelstahlobjekte in zwei streng voneinander getrennten Bereichen herstellt, „damit sich der Staub nicht vermischt".

Thomas Perlitschke, der hobelnde Künstler

Es war ein Urlaub Ende der 80er-Jahre auf Mallorcas Nachbarinsel Formentera, der Thomas Perlitschke für die Balearen entflammte. „Ich lernte dort damals eine Spanierin kennen", sagt der aus Düsseldorf stammende und in Inca arbeitende Schreiner zur MZ. „Wir lebten zwei Jahre in Deutschland zusammen, doch 1993 zog es uns samt unserer Tochter nach Mallorca." Zunächst behielt die Familie ihre Wohnung in Deutschland, brach aber dort nach einer mehr als ein Jahr dauernden Eingewöhnungszeit die Zelte ab, um sich voll und ganz auf der Insel einzurichten.

Diese Entscheidung hat Thomas Perlitschke nicht bereut, obwohl er sich am Anfang mit dem Verkauf unter anderem von Holz-Ohrringen auf Märkten durchschlagen musste. Jetzt laufen die Geschäfte wie geschmiert. Der Betrieb mit vier Angestellten aus Deutschland, Argentinien, Uruguay und Rumänien und diversen weiteren Mitarbeitern wird inselweit mit Aufträgen überhäuft.

Nur gut, dass Perlitschke drei Jahre nach seinem Umzug nach Mallorca die Gelegenheit bekommen hatte, eine Schreinerei samt einiger Maschinen in der Stadt Inca zu mieten. Er stockte die Räume mit ­weiteren Maschinen auf und ist jetzt erst recht froh, an diesem Ort zu sein. „Vom Südwesten aus, wäre es viel schwieriger, Aufträge etwa in Cala Ratjada auszuführen."

Thomas Perlitschke ist momentan nicht nur wegen der zu Ende gehenden Wirtschaftskrise so gut im Geschäft, sondern auch, weil so viele spanische Konkurrenten auf der Insel pleitegingen. Da jetzt „nur noch 50 Prozent am Start sind", profitierten die Verbliebenen umso mehr von der sich verbessernden Konjunktur. Ohnehin überstand Thomas Perlitschke die Krise „relativ unbeschadet", weil seine Kunden seit jeher hauptsächlich Deutsche und englischsprachige Residenten sind. Wenn es in jenen Jahren mal ein paar Tage nichts zu tun gegeben hatte, „überbrückten wir das" - auch mal mit dem Zimmern von Gegenständen aus reinem Spaß an der Freude.

Denn das Markenzeichen von Perlitschkes Betrieb ist ein gewisser künstlerischer Impetus, weswegen er auch „Createam" heißt. Bevor er nach Mallorca kam, hatte der Schreiner mit dem Gedanken gespielt, Kunst zu studieren. Diesen Drang verarbeitet er jetzt in seinem Handwerk - zuweilen mit abstrakten Holz-Werken.