Der staubige Parkplatz ist voller Motorräder. Wuchtige Harley-Davidsons, kleinere Yamahas oder Kawasakis und auch die ein oder andere BMW stehen aufgereiht vor einem frisch gestrichenen Gebäude. An der Fassade steht unübersehbar in feurigen Lettern „Rock Bar Restaurante Los últimos mohicanos" - „die letzten Mohikaner".

Es ist Sonntag (30.10.), wir befinden uns an der Schnellstraße zwischen Palma und Manacor unweit vom pirulí, dem blau-weißen Wasserturm. Am Eingang des Restaurants prangt ein Zitat des Schriftstellers Milan Kundera, das den Motorradfahrer als besondere Spezies würdigt. Im Innern läuft zwischen Indianerbildern „Honky Tonk Women" von den Rolling Stones. Draußen in der Gartenanlage spielt eine Band, auch Kinder sind dabei.

Betreiber Tim Waterkott hat ob des großen Andrangs heute gut lachen. Dutzende Motorradfahrer in passender Kluft, aber auch in Pkw angereiste Familien genehmigen sich hier Getränke und die Vorzeigespeise des Hauses: Hamburger vom schwarzen Schwein.

„Einen Ort, an dem sich Motorradfahrer wohlfühlen können, gab es zuvor auf Mallorca nicht", sagt Waterkott. Und so kaufte der aus dem Ruhrgebiet stammende, seit acht Jahren auf Mallorca lebende frühere Tauchlehrer ein jahrelang leer stehendes Straßenrestaurant und baute es liebevoll zu einem Hotspot mit Live-Musik an Sonntagen und Freitagabenden und Tresentänzerinnen an Samstagabenden um. Die große Eröffnung war bereits Ende September. „Zehn Arbeitsplätze habe ich geschaffen", sagt Tim Waterkott. Es habe einfach ein ganzjährig geöffnetes Spezial-Lokal für die Tausenden Motorrad- und -rollerfahrer auf der Insel hergemusst. Und speziell auch für die vielen Motorradclubs. So wie die „Vulcans", die hier heute in Pulkstärke aufgetaucht sind.

Auch etliche nicht in Clubs organisierte Motorradfahrer sind da. So wie Rafa und Antònia aus dem Dorf Santa Eugènia. „Ein solches Lokal haben wir lange vermisst", sagt auch Rafa. Der PR-Spe­zialist rauscht schon seit Jahrzehnten mit seiner Maschine über die Insel. „Woanders würden wir zu sehr auffallen." Zu denen, die das Route-66-Ambiente schätzen, gehört auch Sheila aus Brasilien, seit 14 Jahren

Insulanerin. Sie ist nicht zum ersten Mal hier und mit einem deutschen Bekannten gekommen. „Es wird hier nie langweilig", lobt sie, und hat offenkundig Spaß dabei, die unterschiedlichen Maschinen und deren bisweilen rabaukig daherkommenden Fahrer zu beäugen. „Ich wollte einfach einen internationalen Ort für Jung und Alt hinbekommen", sagt Betreiber Tim Waterkott. Gelungen ist es ihm das allemal.