Wenn Star Wars und Lego verschmelzen, kann Holger Becker das Aufblitzen seiner Augen nicht unterdrücken. Der 55-jährige deutsche Mallorca-Resident steht in seinem seit dem 1. Juli 2016 bestehenden Laden im schummerigen Einkaufszentrum unterhalb von Palmas Plaça Major und betrachtet begeistert einen eher unscheinbaren grauen AT-AT-Roboternachbau, der neben einem Sternenzerstörer im Wert von 1.200 Euro steht. „Zu Hause baue ich gerade einen, der fünfmal so groß ist", sagt er.

Holger Becker ist seit Kindesbeinen von Legosteinen fasziniert. Wenn er gerade nicht seinem Beruf nachgeht, also irgendwo auf der Insel ein Gerüst aufbaut, brütet der vor 17 Jahren aus Moers auf die Insel gekommene Ruhrpottler über Bauplänen. Nicht nur Star-Wars-Accessoires, sondern auch Züge, ­Autos, motor­getriebene Bagger oder - mit besonderer Akribie - Brücken baut er nach. Das tut er hier im Laden oder zu Hause in Santa Ponça, wo zwei von drei Schlafzimmern mit Lego-Objekten vollgestellt sind. „Das Größte, was ich bisher hinbekommen habe, ist ein meterlanger Nachbau von Neuschwanstein", freut ­Becker sich. Wobei er davon träumt, etwas noch Gewaltigeres zu bauen: „Ich will die Kathedrale von Palma nachbauen." Bevor er sich allerdings durchringt loszulegen, muss er die nötigen sandfarbenen Steine im Web zusammenkaufen. Holger Beckers Blick fällt im Laden auf die Freiheitsstatue, die er vor einiger Zeit als Lego-Kunstwerk in Feuerrot erschuf. „Ist sie nicht schön?", fragt er.

Der Tüftler und Technik-Junkie ist einem breiteren Publikum auf Mallorca durch seinen auf pfiffige Art mit Miniatur-Lego-Karussells aufgehübschten Stand auf dem alljährlichen Weihnachtsmarkt von Santa Ponça bekannt. „Es gibt einfach nichts, was man mit Lego nicht bauen kann", erklärt Becker sein Faible für die Ende der 40er-Jahre in Dänemark ersonnenen Steine. Er zeigt auf einen Müll­eimer aus Lego und knuffige Sparschweine, die er für 39,90 Euro verkauft. Beckers Leidenschaft blieb dem Mutterhaus nicht verborgen. Es ernannte ihn inzwischen zum offiziellen Händler, worauf er sichtlich stolz ist.

Mit allerlei Lego-Narren seines Kalibers hat Holger Becker in den vergangenen Monaten in seinem Laden Bekanntschaft geschlossen. „Da kam eines Tages eine Bolivianerin, die sich bei mir Steine kaufte, ein Hausmodell baute und dieses dann den Verwandten in ihrer Heimat schickte, damit sie es in echt nachbauen", erinnert er sich. Ein Italiener kaufte ein Modell, haute es in ­Stücke, fegte alles in eine Tüte und kündigte an, sich im Web einen Bauplan zu besorgen und alles wieder aufzubauen. Und ein wortkarger Spanier deckt sich seit Monaten mit Steinen ein, um eine russische Mondrakete meterhoch nachzubauen.

Seine Leidenschaft hat Holger Becker auch in Liebesbekundungen einfließen lassen. Nach der Hochzeit mit seiner kubanischen Ehefrau schenkte er ihr im vergangenen September - wen wundert?s - eine Rose aus Lego.