Es hat Pawek „Pablo" Wiecek nicht überrascht, als er vor einigen Jahren mit seinem gelben Lieferwagen erstmals auf der Plaça Major von Palma stand und Ahs und Ohs vor allem aus den weiblichen Passanten herauslockte. Denn an den Seitenwänden seines zitronengelben Lieferwagens stand damals und steht noch heute unübersehbar in roter Schrift „Marido por horas" (Ehemann für ein paar Stunden) - eine Berufsbeschreibung, die der Fantasie freien Lauf lässt.

Doch der 40-Jährige mit dem schelmischen Lachen ist kein ausleihbarer Ersatzgatte, sondern eine umtriebige Mischung aus Klempner, Schreiner, Dachdecker, Elektriker, Maler, Putzmann, Umzugshelfer und sogar Computertechniker. „Wenn jemand Hilfe im Haushalt braucht, sind wir schnell zur Stelle", sagt der von Palma aus wirkende Wiecek, der zwei Dienst­autos unterhält und mit anderen Männern zusammenarbeitet. Zuzüglich Anfahrt stellen sie 18 Euro Stundenlohn in Rechnung, ab vier aufeinanderfolgenden Stunden 15 Euro. Nachts und an Feiertagen kostet´s das Doppelte.

Der gebürtige Pole, der schon seit 15 Jahren in Spanien lebt, erfand die bewusst missverständlich ironische Bezeichnung für seine Tätigkeit („das ist der Humor meiner Heimat") im Jahr 2012. Auf Flyern und im Internet (www.maridoporhoras.es) macht er fünfsprachig (Englisch, Spanisch, Deutsch, Polnisch, Russisch) auf seine Dienstleistungen aufmerksam. Von seiner Arbeit kann er inzwischen gut leben. So gut sogar, dass er sich erlaubt, nur zwischen Arenal und Calvià Aufträge zu erfüllen und allzu lange Fahrstrecken den Kollegen zu überlassen. Kontinuierlich im Einsatz ist Wiecek allerdings nicht: „Manchmal gibt es Tage, da ruft niemand an, an anderen Tagen wollen ständig Leute irgendwas von dir." Auch Hotels befinden sich unter Wieceks Kunden. Einige Immobilienbüros sollen bald hinzukommen.

„Solche Angebote gibt es in meiner Heimat schon viele Jahre, hier auf Mallorca jedoch kannte man das früher gar nicht, man war entweder Klempner oder Elektriker oder sonst etwas", sagt Wiecek. Erfunden worden sei der Allrounder-Service allerdings schon im Zweiten Weltkrieg in den Vereinigten Staaten. „Damals befanden sich viele Männer als Soldaten an der Front, für Reparaturarbeiten mussten die Frauen auf Servicedienstleister zurückgreifen - Ersatz-Ehemänner sozusagen."

Weil´s gerade so gut läuft, hat der geschäftstüchtige Handwerker inzwischen auch Frauen angeheuert. Die sollen für einen Dienst namens „Esposa por horas" (Ehefrau für ein paar Stunden) arbeiten, der ebenfalls im total seriösen Bereich angesiedelt ist. Ob ein verdreckter Herd, vollgestellte Hinterzimmer, Kinder- oder Altenbetreuung - wie die Männer halt wahre „Mädchen für alles".