Es war eine Art Eingebung. Als Ramón Díaz vor zwei Jahren beruflich nach neuen Ufern Ausschau hielt, fiel ihm auf, dass es auf den Balearen noch gar keinen Business-Club nur für Frauen gab. Anfang 2016 gründete der damals 67-jährige, seit fast einem halben Jahrhundert auf der Insel lebende Festlandsspanier daraufhin Atenea. Lust aufs Rentnerdasein hatte er ohnehin nicht.

„Bei unserer ersten Sitzung im Pueblo Español in Anwesenheit von dessen Geschäftsführerin Norma Duval waren wir nur zwölf Personen", erinnert sich der Verkaufsprofi, der in seinem Berufsleben neben Autos auch alle möglichen anderen Güter unter die Leute gebracht hatte. „Mittlerweile zählen schon etwa 60 Frauen zu unseren Mitgliedern." Vor allem sind es Spanierinnen, aber auch der spanischen Sprache mächtige Deutsche, Russinnen und - das ist der aktuelle Trend - immer mehr Chinesinnen. Neben Inhaberinnen von Geschäften oder anderen Unternehmen gehören auch Rechtsanwältinnen, Notarinnen oder Ärztinnen zu Atenea. Díaz sitzt am Schreibtisch in seinem Büro im Zwischengeschoss des Hauses Nummer 36 an der Fußgängerzone Sant Miquel und kann diese schnittige Entwicklung selbst kaum fassen.

„Ich habe halt die richtige Idee am richtigen Ort zur richtigen Zeit gehabt", fügt der eloquent auftretende graumelierte Herr nicht ohne Stolz hinzu. Dass ausgerechnet er als Mann einen Frauen-Business-Club erfunden hat, sei der Tatsache geschuldet, dass eben keine Frau vor ihm darauf gekommen sei. „Es gibt zwar auch gemischte Business-Clubs auf der Insel, doch dort geraten die Frauen angesichts des bestimmenden Auftretens der Geschäftsmänner immer ins Hintertreffen", sagt Ramón Díaz. Das habe er als langjähriges Mitglied von solchen Einrichtungen wiederholt verärgert zur Kenntnis nehmen müssen. Seien Frauen dagegen unter sich, würden sie viel mehr aufblühen. „Schon beim zweiten Treffen schließen sie in der Regel Freundschaft, was bei Männern undenkbar ist", so der Atenea-Erfinder weiter.

Ramón Díaz definiert den Atenea-Club vor allem als Networking-Organisation. „Wir bringen Unternehmerinnen aus unterschiedlichen Branchen bei einmal pro Monat stattfindenden gemeinsamen Treffen und Essen in Hotels zusammen", sagt er. Um mitmachen zu können, muss jede Frau eine einmalige Einschreibegebühr von 250 Euro und ansonsten 35 Euro pro Monat aufbringen. Inklusive sind neben den Treffen auch Weiterbildungskurse und Beratungsleistungen durch Experten aus den Bereichen Justiz, Buchführung, Marketing, Grafikdesign, Fotografie und Imageberatung.

Atenea sei nicht dazu da, nur Geschäftskontakte zu knüpfen, sagt Ramón Díaz. „Wir wollen auch über den Tellerrand hinausschauen und, was ja besonders feminin ist, vor allem die Welt der Kultur nicht aus den Augen verlieren." Der Club bringt vier- bis sechsmal im Jahr eine eigene Vereinszeitschrift heraus - „El mensaje de Atenea". Es werden dort unter anderem in Artikeln bedeutende Frauen der Geschichte gewürdigt, in der aktuellen ­Ausgabe etwa die antike griechische Dichterin Sappho von Mytilene. Auch Kurz-Biografien von Atenea-Mitgliedern und Gedichte lässt Ramón Díaz abdrucken. Schwerpunkt sind aber Erfahrungsberichte erfolgreicher balearischer Unternehmerinnen wie etwa von Verónica Gálvez, Betreiberin einer Imageberatungs- und Personalshopper-Agentur.

Der pfiffige Atenea-Gründer glaubt ohnehin, dass die Zukunft der Menschheit in den Händen der Frauen liegt. „Sie sind viel strebsamer und vorbereiteter als die Männer", sagt er.

www.ateneabc.es