In der Schule lernt man nichts fürs Leben? Das kommt ganz drauf an - wenn man Glück hat, dann baut man sogar ein eigenes Elektroauto! Leonie, Sofie, Levin, Santiago, Colin, Marc und Sören von der Escola Global in Palma sind solche Glückspilze. Seit Februar gehen die zwölf- bis 15-Jährigen jeden Freitag nach dem Unterricht für ein Schulprojekt in die Werkstatt von Karl-Heinz „Charly" Bosch in Calvià, der vor über einem Jahr angefangen hat, die Mallorca-Oldtimer „Lorycs" als Elektroautos nachzubauen.

Blech schneiden, Kabel löten, Fahrwerksteile verschrauben, Teile zusammenschweißen - „wir haben eigentlich alles selbst gemacht", sagt Sören mit glänzenden Augen. „Es ist natürlich noch kein komplettes Auto, sondern ein Rolling Chassis", sagt Leonie und deutet auf das Gefährt, das in wenigen Stunden vor der gesamten Schule präsentiert werden soll. „Das heißt, es ist nur das Fahrgestell ohne Karosserie", fügt Santiago erklärend hinzu. Auch ohne die Außenhaut macht das Gefährt mächtig Eindruck, das glänzende Metall zieht die Blicke der jüngeren Schüler auf sich. „Guck mal hier, die Batterie, die haben wir auch zusammengebaut", sagt Marc stolz. Eingelassen in das Gestell und mit einer transparenten Plastikscheibe geschützt ist das gute Stück bestens zu sehen: zahlreiche kleine Drähte und Plättchen, alle perfekt eingepasst.

„Diese rollende Entwicklungsplattform kann jetzt als Basis für neue Tests und Ideen rund um das Thema E-Mobilität dienen", sagt Charly Bosch. Der Erfinder hat nicht nur viel Arbeit und Material, sondern vor allem Herzblut in das Schulprojekt gesteckt. „E-Mobilität ist die Zukunft. Und die Technologie dazu ist in den Köpfen der zukünftigen Generation am besten aufgehoben", findet er.

„Ich werde mir auf jeden Fall später ein Elektroauto kaufen", sagt Colin. Seine Mitschüler nicken zustimmend. „Und ich ein Hybrid-Auto, da hat man beides, den Elektro- und den Verbrennungsmotor", sagt Santiago. „Bevor wir diese AG gestartet haben, wusste ich nicht so viel darüber", gibt er zu. „Aber jetzt bin ich überzeugt."

So aufregend das Werkeln und Tüfteln auch war - am besten sei dann doch der Moment gewesen, in dem das Gefährt endlich fertig war, finden die Schüler. „Das war vor zwei Wochen", berichtet Sören. „Ein super Gefühl. Wir haben es direkt ausprobiert und Speedtests gemacht."

Ja, fahren kann das Rolling Chassis nämlich auch, und das beweist das Team auch auf dem Schulgelände mit stolz geschwellter Brust. „Theoretisch schafft er 100 Stundenkilometer, aber wir haben ihn auf 30 gedrosselt", so Santiago. Genau wie Marc und Sören weiß er nach den Monaten in der Werkstatt schon genau, was er beruflich mal werden will: „Auf jeden Fall Ingenieur für Elektro­mobilität", ist er sich sicher.