Es ist ruhig geworden um Holger Apfel. Drei Jahre ist es her, seitdem der ehemalige Bundesvorsitzende der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands nach Mallorca ausgewandert ist, um ein Restaurant an der Playa de Palma zu eröffnen. Mit der Politik habe er abgeschlossen, sagt er. „Ich verfolge das zwar noch mit Interesse, aber distanzierter als früher. Ich weiß auch gar nicht, ob ich wählen gehe."

Als kritische Auseinandersetzung und Reflexion will Apfel sein im Mai erschienenes Buch „Irrtum NPD" verstehen. Darin schießt er gegen seine ehemaligen Parteimitglieder. Eine Abkehr von der rechtsextremen Szene ist es aber gewiss nicht. „Ich mache keine 180-Grad-Wendung und werde Antifaschist. Ich bin immer noch sehr konservativ eingestellt."

Der 46-Jährige bereut seinen Austritt aus der Partei nicht. „Ich hatte zu der Zeit kein normales Umfeld und kaum soziale Kontakte." Heute freut sich Apfel, dass die Saison an der Playa de Palma wieder losgeht. In seiner Maravillas Stube - neben dem Asaditos auf Höhe des Balneario 9 - ist am Donnerstagnachmittag (8.6.) nicht viel los. Nur eine kleine Gruppe Saufwütiger vertreibt sich lautstark auf einer Sitzgruppe die Zeit. „Restaurant bei Jasmin & Holger" steht über dem Eingang. Dabei ist Apfels Frau schon seit zwei Jahren nicht mehr da. „Viele Gäste ­fragen nach ihr", sagt er. „Aber so eine Leuchtreklame ist nicht ganz billig. Wenn die Scheidung vollzogen ist, werde ich es ändern lassen." Jasmin Apfel - einst die Vorzeige-Ehefrau der Neonazi-Szene - bricht nicht nur mit dem Ex-NPD-Chef, sondern auch mit der ganzen Ideologie. „Ich will nichts mehr mit ihm und seiner Gesinnung, die sich wahrscheinlich nie wandeln wird, zu tun haben", sagte sie im Februar der „Leipziger Volkszeitung". Die vierfache Mutter nimmt an einem Aussteigerprogramm teil, das ehemalige Rechts­extremisten wieder in die Gesellschaft integrieren soll.

„Das ist ihre Entscheidung. Ich will ihr nichts Böses. Die Kinder stehen im Vordergrund", sagt Holger Apfel. Doch besuchen kommt ihn sein Nachwuchs auf der Insel nicht. „Dafür fliege ich oft nach Deutschland." Darüber scheint Mutter Jasmin nicht sonderlich glücklich zu sein. „Aber meine Kinder sollen nicht für mich und meine Fehler büßen", sagte sie. Noch heute würden sie in der Schule gemobbt. Es kommt auch zu Anfeindungen durch Rechtsradikale.

Holger Apfel scheint indes auf der Insel isoliert von seiner Vergangenheit zu sein. Angriffe auf sein Restaurant gab es noch keine. „Nur während der WM 2014 haben mich ein paar Rechtsradikale als Verräter beschimpft." Auf der anderen Seite sei die Maravillas Stube auch kein Wallfahrtsort für Neonazis. „Durch den Parteiaustritt und spätestens durch das Buch habe ich es mir mit diesen Leuten verscherzt." Seine Gäste verlassen das Lokal. Apfel hebt zum Gruß den Arm - es ist der linke.