„Mama Mallorca", wie Lorenz Büffel die Insel nennt, war gut zu ihrem Sohn. Nach zehn Jahren harter Arbeit auf den Bühnen der Party-Tempel in Arenal schenkte sie ihm einen Ballermann-Hit. Ikke Hüftgold hatte Büffel 2016 für Summerfield Music gerade unter Vertrag genommen, da schoss der erste gemeinsame Song „Johnny Däpp" auf Platz 6 der deutschen iTunes-Charts und wirbelte jede Menge Staub auf an der Playa. Er hat sich bis heute noch nicht gelegt.

Trampelt der Büffel mit seinen Turnschuhen, der gehörnten Kappe und einem halben Liter Bier in der Hand auf die Bühne des Megaparks, setzt sich das Partyvolk in Bewegung und feiert den Österreicher Stefan Scheichel (38) aus Krems an der Donau (24.627 Einwohnern), alias Lorenz Büffel. Sein neues Lied „Abriss Charlie" ist auch ganz okay, am Ende wollen dann aber doch wieder alle „Johnny Däpp" hören. „Der Song war mein Durchbruch, ein Glücksmoment. Besser wird es wahrscheinlich nicht, muss es aber auch gar nicht", sagt er.

Mehr als 300 Auftritte im Jahr, vom Bodensee über Bochum nach Mallorca. Heute hier, morgen da und damals, im Jahr 2003, da ist er erst mal nach Afrika gegangen.

„In dem Moment, wo ich meinen Gesellenbrief als Maschinenbauer,­ Dreher und Schlosser in der Hand hielt, habe ich gekündigt", sagt er. „Ich weiß heute noch nicht, wie ich die Lehre mit meinen ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, Anm. d. Red,) schaffen konnte." Zweieinhalb Jahre hat er als Animateur im Hotel Aldiana Senegal gearbeitet. „Aldiana, das bedeutet auf Wolof Paradies." Lorenz Büffel redet schnell. Seine Worte hetzten wie Gazellen durch das Gras der Savanne. Stillstand ist der Tod. Seine blauen Augen sind ständig in Bewegung.

„Die Senegalesen hier haben es schwer, leben zu 30 in einem Zimmer." Nicht jeder sei freiwillig hier, um Sonnenbrillen an der Playa zu verkaufen. „Ich kann auch verstehen, dass das nervt. Aber das schlimmste sind die Drahtzieher. Die sieht man nie. Frauen werden zur Prostitution gezwungen, das Geld schicken sie ihren Familien. Im Senegal ist man, wie in allen armen Ländern, sehr auf die Familie angewiesen. Ich habe eine Kuh und eine Ziege geschenkt bekommen, als ich wegging ?" Moment!

Wie kam er überhaupt dazu, in den Senegal zu gehen?

„Ich habe bei Google Urlaub, Arbeiten, Paradies eingegeben. Nach ein paar Klicks bin ich dann beim Hotel Aldiana gelandet." Weit weg wollte er. Dass das Hotel unter deutscher Leitung lief, habe ihm die Entscheidung leichter gemacht. Er bewirbt sich und wird angen­ommen.

Seine Aufgabe: Gäste am Pool zu unterhalten. „Ich hatte damals Angst vor dem Mikro. Die ersten Wochen hatte ich vor Lampenfieber ständig Durchfall." Hochdeutsch sprechen konnte er damals nicht. Die deutschen Urlauber hätten gar nicht verstanden, was er von ihnen wollte. „Das war frustrierend. Abends habe ich in meinem Zimmer laut aus deutschen Büchern vorgelesen." Seine Kollegen helfen, er wird Teamleiter und soll auch in anderen Hotels Erfahrungen ­sammeln. „Eigentlich wollte ich gar nicht weg." Doch er geht schließlich nach Andalusien, und nach Zypern. „Dort habe ich Bernd Stelter kennengelernt." Dem deutschen Entertainer („7 Tage, 7 Köpfe") gefällt Scheichels Show, man trinkt zusammen ein Bier. „Ich solle mehr aus mir machen", habe er ihm gesagt.

Bernd Stelter über Stefan Scheichel

„Das Besondere an Stefan Scheichel war schon damals, dass er die Bühne füllt", sagt Bernd Stelter der MZ. „Ich habe ihm geraten, sich einmal die Comedy Akademie in Köln anzugucken." Scheichel hört auf den Rat, Stelter bietet dem Nachwuchskünstler an, bei ihm und seiner Familie in Köln zu wohnen. „Er war der beste Freund der Kinder", sagt Stelter. „Und er wusste genau, was er wollte. Ich prophezeie Lorenz Büffel eine großartige Karriere, er hat alles richtig gemacht", so Stelter.

2006 nimmt Scheichel an Workshops der Akademie teil. „Man konnte dort zum Beispiel mit Mirco

Nontschew von RTL Samstag Nacht an der Bühnenpräsenz arbeiten", sagt Scheichel. So etwas wie einen Abschluss gibt es nicht. Scheichel arbeitet ein Jahr auf Kleinkunstbühnen, verdient sich als Nachtwächter etwas hinzu und kann beim Quatsch Comedy Club als Newcomer auftreten, wo ihn der Marketingchef vom Mega­park sieht. „Der hat mich nach ­Mallorca eingeladen und einfach auf die Bühne geschickt." Maßkrugstemmen, Miss-Mega­park-Wahlen moderieren, Songs von anderen Künstlern nachsingen - fortan animiert Scheichel im Megapark. „Ich rate heute noch jedem, der mich fragt, wie er ein Ballermann-Star werden kann, dass er zuerst einmal als Animateur in einem Hotel

arbeiten soll."

Die erste Zeit auf Mallorca

Sieben Monate im Jahr arbeitet Scheichel sieben Tage die Woche auf Mallorca, wohnt in einer Künstlerwohnung in Arenal. In der Zeit entsteht nach und nach die Kunstfigur Lorenz Büffel. „Büffel, weil ich bin halt nicht so groß, aber wild, und Lorenz, weil es ein ­bayerischer Name ist." Schließlich gebe es ja noch die Après-Ski-Partys, die bieten zur Winterzeit Beschäftigung. „Früher dachte ich, die Bayern feiern am wildesten. Doch die Rheinländer machen die meiste Party." Doch egal wo man sei, das Publikum verzeihe keine Fehler. „Eine falsche Geste, ein falscher Song und du verlierst sie und wirst ausgebuht. Das hören natürlich auch die Chefs. Im Megapark gibt es keinen Vertrag auf Lebenszeit, da bist du ganz schnell raus."

2010 trifft er den Newcomer Ikke Hüftgold. „Als ich den zum ersten Mal auf der Bühne sah, wusste ich, das wird eine harte Nummer. Der war wie in ,Braveheart', wollte ganz vorne stehen." 2012 kommt Mia Julia dazu, „damals noch als Mia Magma", und die Zeit des Schunkelns am Ballermann ist vorbei, die Jungen Wilden erobern die Bühnen, und der Büffel findet seine Herde.

2013 lernt er beim Megapark-Opening Carolina Noeding kennen und verliebt sich. Die damalige Miss Germany. „Ich hätte nie gedacht, dass sie etwas von mir will". Sie sei kein „einfaches Blondchen". Sie studiere Mathematik, die Mutter sei Kolumbianerin, der Vater stamme aus Peru und arbeite als Chefarzt in Hannover.Die Schöne und der Büffel

Seit 2016 leben Büffel und Noeding zusammen in Köln, haben zwei Hunde, „Kollege, ein Deutscher Pinscher, und Prinzessin Lea, ein Chihuahua", sagt Büffel. Nächstes Jahr will das Paar zusammen Ferien machen. „Mein erster Urlaub seit elf Jahren." Einen Monat Peru, dass wollen sie sich gönnen. Und danach? „Einen Bauernhof auf Mallorca aufmachen, mit Bed and Breakfast." Ein Scherz? „Nein, wirklich. Man soll bei uns Ferien mit Tieren machen können." Eine Bühne für die Künstler-Kollegen soll es auch geben. Drei Objekte habe man schon in der näheren Auswahl. Einen passenden Namen für das Bauernhof-Hotel habe man auch schon gefunden: „Die Schöne und der Büffel."

Hier geht es zu den Vorstellungen von:

Ikke Hüftgold

Markus Becker

Mia Julia

Isi Glück

Melanie Müller