Das internationale Reiseportal kiwi.com lädt zum Staunen ein: Seit Beginn der Ausstrahlung (5.6.) der dritten Staffel der britischen Reality-Show „Love Island" hätten die Mallorca-Buchungen der Briten um 31 Prozent zugenommen, verbreitete eine Sprecherin des Unternehmens. Ob man es mögen würde oder nicht, die Show begeistere die Engländer, und viele würden einen Trip auf die Insel buchen, um selbst ein romantisches Abenteuer unter Palmen zu erleben. Wobei, so richtig romantisch geht es bei „Love Island" nicht zu. Es ist wohl eher Sex, der hier verkauft wird, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Drama und Herzschmerz.

Die zwischen 20 und 30 Jahre jungen Teilnehmer sehen alle aus wie aus dem Ei gepellt - die Jungs muskelbepackt, die Girls barbiehaft gertenschlank und oft genug in glitzernde Bikinis gehüllt. Sie sind Ex-Formel-1-Boxengassengirls, Tänzer, Fitnesstrainer, aber auch Unternehmer machen mit. Feines Oxford-Englisch ist auf der 20.000 Quadratmeter großen Finca „Alchemy" bei Sant Llorenç de Cardassar eher unterrepräsentiert. Es fallen immer wieder Kraft-ausdrücke, Kuss- und Tatscheinlagen gibt es zuhauf. Die Singles - am Anfang sind es elf - sind dazu angehalten, mit anderen anzubandeln, denn sonst fliegen sie aus der Villa. Die Pärchen müssen - das ist seit zwei Staffeln Tradition - gemeinsam in Ehebetten schlafen. Manchmal passt es zwischen zwei Teilnehmern bei so viel Druck nicht, und dann trennt man sich wieder oder wechselt den Partner. Ab und zu schleusen die Macher neue Teilnehmer ein, die sich bemühen, etablierte Pärchen auseinanderzubringen, was zuweilen auch gelingt.

Die Zuschauer dürfen Paare rauswählen, nachdem sich die Insassen bei Spielchen wie an einer Stange tanzen oder im Schlamm um die Wette zu krabbeln bewähren müssen. Am Ende winken dem Siegerpaar 50.000 Pfund Preisgeld - umgerechnet etwa 57.000 Euro. Um der Libido Auftrieb zu geben, statteten die Macher des Formats die Finca unter anderem mit erotischen Wandbildern aus. Und diesmal ist der Pool viel kleiner als 2016. Damit sollen Flirtgelegenheiten verbessert werden, wie britische Medien mutmaßen. Offenbar wurde in den Jahren zuvor zu viel geschwommen.

72 von einem 100-köpfigen Drehteam aufgestellte Kameras zeichnen so gut wie jede Regung auf. Das Senderteam ist mit einigen Lkw auf einem Parkplatz in der Nähe des Sa-Cova-Restaurants bei Sant Llorenç stationiert.

Lange Zeit galt die 23-jährige Tyla Carr als Favoritin, das Model mit den kastanienbraunen Augen wuchs seit ihrem vierten Lebensjahr teilweise auf der Insel auf und kam gut bei den „Love Island"-Fans an - vielleicht auch, weil sie sich verglichen mit anderen „Islanders", wie die Teilnehmer genannt werden, durchaus gepflegt auszudrücken weiß. Doch das nützte ihr am Ende nichts: Am Montag (17.7.) wählte das Pu­blikum die Schöne samt Partner Mike aus der Sendung. Kurz zuvor hatte ihr Vater in einem Interview mit dem „Majorca Daily Bulletin" hoffnungsvoll auf das Finale am Montag (24.7) verwiesen, das nun ohne Carr stattfindet.

Im Schnitt zwei Millionen Zuschauer schauen sich sonntags bis freitags ab 21 Uhr die Folgen des vom Sender ITV2 mit Starmoderatorin Caroline Flack ausgestrahlten Formats an, 600.000 mehr als noch im Jahr 2016. Damals wurde die zweite Staffel ebenfalls auf Mallorca gedreht - auf einer Finca bei Ses Salines. Inzwischen sticht ITV2 mit der Show Konkurrenzsender wie BBC2, Channel 4 oder Channel 5 abends spielend aus. Und Prominente geben mittlerweile gern zu, dieses Format zu gucken - Ex-Oasis-Sänger Liam Gallagher etwa, der Ex-Fußball-Superstar Gary Lineker oder die Schwimm-Olympiasiegerin von Peking Rebecca Adlington.

Und nicht nur das: Selbst die Presse jenseits des Boulevards drücken bei dem Format ein Auge zu. Der „Guardian" lobte vor allem die Stimme im Off, die Begebenheiten aus dem Leben auf der Finca der Öffentlichkeit bekannt gibt. „Dank dem schottischen Spaßvogel Ian Stirling ist 'Love Island' richtig lustig."

Der ebenfalls hochseriöse „Independent" schrieb, „Love Island" sei „mit das Spannendste", was im Fernsehen derzeit laufe. Sich in einem gesättigten Reality-TV-Markt durchzusetzen, wo „jeder Joe und jede Josephine" mal eben für ein paar Minuten berühmt sein kann, sei aller Ehren wert.