Uwe Ochsenknecht (61) kennt man als Schauspieler, spätestens seitdem er in dem 1981 erschienen Anti-kriegsfilm "Das Boot" aufgetaucht ist. Er spielte in der Komödien-Satire "Schtonk!" den Hitler-Tagebuch-Fälscher Fritz Knobel. Es folgten "Männer", "Bismarck", "Kaspar Hauser" und in einigen internationalen Produktionen. Am 7.7. hat er seine langjährige Freundin Kiki Viebrock in Deutschland geheiratet. Seit mehr als einem Monat betreibt der leidenschaftliche Musiker zusammen mit seinem Freund Hans-Peter Oehm die Musikbar Sa Cova in Santanyi. Wir treffen Ochsenknecht und Oehm, der von Haus aus Architekt ist, auf ein Bier in ihrer Bar, kommen ins Plaudern.

Herr Ochsenknecht, man kann ja gleich zweimal gratulieren. Neue Kneipe, neue Ehe ...

... neues Leben auf Mallorca nicht vergessen, wo ich immer mehr Zeit verbringe! Man kann vielfach gratulieren.

Sie sind ganz schön braun gebrannt. Man sieht, dass Sie öfter hier sind.

Bei mir geht das sehr schnell. Ich brauche nur fünf Minuten in der Sonne und schon bin ich braun. Was viele erstrebenswert finden, für mich ist das beruflich nicht so gut. Ich habe jetzt ein paar Filme hinterei­nander gedreht, aber immer in Abständen von ein bis zwei Wochen, da darf ich nicht in die Sonne. Ich kann ja nicht einfach brauner aussehen als zu Beginn der Dreharbeiten.

Schöne Grüße von Jürgen Drews, den haben wir gerade getroffen. Der meint, Sie seien ein saugeiler Sänger und sollten mehr Musik machen ...

Vielen Dank, obwohl ich lieber ein Lob von Stevie Wonder bekommen hätte, als von Jürgen Drews. Musik zu machen ist halt immer ein Zeitproblem. Ob das jetzt eine Kneipe ist, Schauspielerei oder Journalismus. Wenn man etwas richtig machen will, braucht das Zeit, Mühe und Energie.

Ist die Liebe zur Schauspielerei größer als die zur Musik?

Ne, kann man so nicht sagen. Aber wenn man neue Songs haben will, müssen die geschrieben werden, du musst eine Band haben, die müssen Zeit haben, ich muss Zeit haben. Aber ich stelle jetzt in Santanyi eine Band zusammen, wir werden ein bis zweimal im Monat als Hausband im Sa Cova spielen. Und das hoffentlich bald.

Die Musikbar haben Sie zusammen mit ihrem Freund aufgemacht. Wie kam es dazu?

Die haben wir aus Leidenschaft aufgemacht, das Sa Cova hat ja eine lange Geschichte, den Laden kennen manche seit 30 Jahren, ich bin schon vor 16 Jahren hergekommen. Nur am Ende war er völlig herunter gewirtschaftet und ging den Bach runter. Hans-Peter hat die Renovierung übernommen. Jeder hat seinen Bereich.

An dieser Stelle erklärt Oehm: Wir mussten den Laden komplett erneuern. Das alte Mauerwerk haben wir wieder freigeschlagen, alle sanitären Anlagen wurden neu gemacht, sogar eine kleine Höhle haben wir entstehen lassen. Daher kommt ja schließlich der Name Sa Cova. Und wir haben nur mallorquinische Handwerker hier beschäftigt, für die wir am Ende der Arbeiten ein großes Fest veranstaltet haben. Jeder hatte noch Erinnerungen aus seiner Jugend, die er hier in der Bar verbracht hat.

Und was ist Ihre Aufgabe, Herr Ochsenknecht?

Ich bin hier so ein bisschen für Marketing und Presse verantwortlich. Und für die Musik. Ich repräsentiere den Laden, rede mit den Leuten, gebe auch Autogramme, mache Fotos. Die Leute sind hier ja alle sehr entspannt und respektvoll und freuen sich, wenn ich mit Ihnen rede.

Wie oft spielen hier Bands?

Zweimal die Woche. Mittwochs und samstags. Es kommen mallorquinische Bands, die hier schon vor 20 Jahren gespielt haben, die bringen ihre Fans mit und freuen sich, dass sie wieder im Sa Cova auftreten können. Es ist uns wichtig, dass die Mallorquiner kommen. Es ist doch pervers, wenn man als Nichteinheimischer ein Restaurant aufmacht, in dem die Einheimischen die Preise nicht bezahlen können. Das ist bei uns nicht so.

Gibt es nach der ersten Zeit schon ein kleines Fazit zur Bar? Noch ein paar Stellschrauben, an denen man drehen muss?

Oehm antwortet: Es gibt intern immer ein paar Sachen, um die man sich kümmern muss. Aber wir können stolz sagen, dass wir im ersten Monat Plus gemacht haben. Wir suchen immer noch nach Personal, gerne mehrsprachig, da kann man sich gerne bei uns melden.

Herr Ochsenknecht, Sie haben ein Haus auf der Insel, wohnen aber nicht durchgehend hier. Bekommen Sie etwas mit von der Insel-Politik? Zum Beispiel wenn sich Palmas Bürgermeister Antoni Noguera über deutsche Sauftouristen am Ballermann beschwert?

Ich kriege so etwas natürlich mit.

Was denken Sie darüber?

Meine Einstellung dazu ist, wenn ich in ein anderes Land reise, dann muss ich mich auch den Einheimischen gegenüber respektvoll verhalten. Ich habe überhaupt nichts gegen Party, aber es muss eine bestimmte ästhetische Form gewahrt bleiben. Aber letztendlich muss die Insel-Regierung selbst damit klarkommen. Das ist nicht meine Aufgabe. Und die machen ja auch schon was.

Wie sehr interessieren Sie sich für internationale Politik?

Ich habe mich da schon länger ausgeklinkt. Politik sollte eigentlich für das Wohl der Bevölkerung sorgen. Welches Land macht das schon? Vielleicht Skandinavien.

Stimmt, die sind in Zufriedenheits-Umfragen immer recht glücklich.

Es ist eigentlich doch ganz einfach. Solange noch Waffen gekauft werden und es gleichzeitig noch Menschen gibt, die nichts zu Essen haben, dann stimmt da doch etwas nicht. Jeder Mensch sollte das Recht haben, sich gut ernähren zu können ?

Ochsenknecht fährt sich mit der Hand durch die wild abstehenden Haare, die danach plötzlich ganz ordentlich liegen und fährt fort:

... seitdem mir das alles so richtig bewusst wurde, gehe ich auch nicht mehr wählen.

Auch nicht bei der kommenden Bundestagswahl?

Gar nichts, null. Ich mache Politik in meinem kleinen Bereich. Ich trenne meinen Müll, ich behandle andere Menschen so, wie ich behandelt werden will. Ich benehme mich menschlich, sodass ich anderen nicht schade. Das mache ich. So erziehe ich auch meine Kinder.

Warum engagieren Sie sich nicht politisch?

Weil das nicht meine Berufung ist. Was ich machen kann ist, dass ich die Leute im Kino oder Fernsehen wenigsten zwei Stunden unterhalte. Ich habe auch schon Filme gemacht mit einem behinderten Mädchen, da haben mich Leute auf der Straße angesprochen, mit Tränen in den Augen, und gesagt, dass sie auch so ein Mädel zu Hause haben und dass man auch mit einem behinderten Menschen sehr gut leben kann. Das ist meine Aufgabe, die Leute in dieser bekloppten Welt bei Laune zu halten.

Schauen Sie sich noch bewusst Nachrichten an?

Am Flughafen schauen ich ab und zu mal auf den Fernseher, um Informationen kommt man ja gar nicht mehr herum. Der Wahnsinn wird immer größer, ich will mich damit gar nicht mehr befassen. Ich bin in einem stark politischen Umfeld aufgewachsen, das habe ich alles hautnah miterlebt. Numerus clausus, RAF, da war ich 14 oder 15. Die Demos der Studenten, Vietnamkrieg. Ich kenn das alles schon. Damals hätte man gesagt, meine Einstellung wäre apolitisch. Finde ich nicht. Meine Einstellung ist ganz schön politisch.

Gibt es ein Projekt, welches Sie gerne realisieren würden?

Ja, ich interessiere mich für mystische Themen im weitesten Sinne. Ich bin ein großer Fan von Kornkreisen, mir gefallen die Ornamente. Unsere Hochzeitsreise haben wir in England verbracht. Zwei Stunden von London weg in einer Gegend, wo jeden Sommer extrem viele Kornkreise entstehen. Und das seit 30 Jahren! Und man weiß noch immer nicht genau, wie die entstehen. Klar, sind ein paar Fakes mit dabei. Darüber würde ich gerne mal einen Film machen. Einen dokumentarischen Spielfilm.

Haben Sie einmal mystische Erfahrung gemacht?

Einige. Meine Frau und ich, wir haben uns vor acht Jahren kennengelernt, wir wollten uns tätowieren lassen. Da habe ich gesagt, ich finde ja die Ornamente in den Kornkreisen toll. Fand sie auch gut. Da haben wir beide unabhängig voneinander an unterschiedlichen Orten am Computer nach einem Ornament gesucht und haben beide das gleiche

ausgesucht.

Manche würden sagen, dass sei vielleicht Zufall.

Dann haben wir noch erfahren, dass dieser Kreis genau in der Nacht entstanden ist, als wir uns kennengelernt haben. Das ist schon ein Ding! Um nur eine Geschichte zu nennen.