Eine junge Frau läuft einen Berliner Bahnsteig entlang. Plötzlich kommen drei angetrunkene Männer und belästigen sie. Ein anderes Mädchen beobachtet den Vorgang, geht dazwischen und verprügelt die Männer. Die schlagkräftige Frau nennt sich Tiger. Gespielt wird sie von Ella Rumpf (22). Im Film nimmt Tiger die junge Frau unter ihre Fittiche und lehrt Vanilla ihren Lebensstil. Vom neuen Selbstbewusstsein berauscht, steigert sich bei Vanilla die Zugschlaglust bis zur Eskalation. Für ihre Rolle in „Tiger Girl" vom Münchener Regisseur Jakob Lass bekam Ella Rumpf den Preis als beste Schauspielerin bei der diesjährigen Ausgabe des Evolution Film Festivals auf Mallorca. Auch für ihrer vorherigen Rollen gab es Lob, die Tochter eines Schweizers und einer Französin gilt als neuer Shootingstar.

Herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung. Hätte Ihre Filmfigur Tiger den Juroren Gewalt angedroht, wenn sie nicht gewonnen hätte?

Nein, das würde sie nicht machen. Sie verprügelt nur Leute, die sie provozieren.

Sie sagt aber auch: Wenn du etwas willst, dann nimm es dir.

Das muss man unterscheiden. Wenn man Tigers Moral betrachtet, merkt man, dass sie das nicht beliebig macht. Das hat Vanilla falsch verstanden. Sie denkt, nimm alles, was du willst. Jeder muss für sich entscheiden, was dieses alles ist. So eine Auszeichnung wäre für Tiger sicherlich nicht wichtig. Die wäre ihr ziemlich egal.

Was bedeutet Elle Rumpf die Auszeichnung?

Es ist schön, anerkannt zu werden. Das, was ich erzählen wollte, ist rübergekommen. Das gibt mir einen Schub, um weiterzumachen. Es ist eine meiner ersten Auszeichnungen. Das sagt mir jetzt auch, dass ich nicht aufhören muss und weiter Filme mache.

Zwei kanadische Filmkritiker sind angeblich bei der Vorführung Ihrer Rolle als Kannibale in „Raw" ohnmächtig geworden.

Ich war nicht dabei. Aber alle erzählen das, daher wird da schon was dran sein.

Da hatte das Evolution Film Festival Glück, Sie nur als Schlägerin zu sehen.

Wobei der Kannibalen-Film sehr cool ist und in spanischsprachigen Ländern sehr gut angekommen ist.

Vor Tiger Girl hatten Sie bereits im Film „Chrieg" eine sehr schlagfertige Rolle gespielt.

Beide Figuren sind sehr männlich, aber auch sehr verschieden. Tiger ist sehr extrovertiert. Ali in Chrieg ist eine verlorene Seele, ein Opfer der Gesellschaft. Das wiederum ist Tiger gar nicht.

Liegen Ihnen die männliche Rollen mehr als die weiblichen?

Die Leute sehen mich einfach gerne darin. Ich kann aber auch andere Rollen spielen und hätte Lust, die auszuprobieren.

Es heißt, Sie hätten mit einer Socke im Schritt das Mannsein geübt?

Man läuft wirklich anders, wenn man etwas zwischen den Beinen hat. Das hilft, ein Gefühl dafür zu entwickeln.

Sie haben für Tiger Girl Ihre Schauspielausbildung in London kurz vor dem Abschluss abgebrochen. Eine gute Entscheidung?

Das Diplom war mir weniger wichtig, als zu arbeiten. In England gibt es Tausende ausländische Schauspieler die jedes Jahr, die Schule abschließen. Da bist du nur eine von vielen. Tiger Girl zu drehen war eine Chance, in Deutschland Kontakte zu knüpfen und daher ein strategischer Schritt. Ich wurde auch nie nach einem Di­plom gefragt. In dem Beruf zählen deine Filme als Prüfung.

Sie sind nach dem Dreh auch gleich in Berlin geblieben. Sehen wir Sie nun verstärkt in deutschen Produktionen?

Ich versuche es. Gleichzeitig drehe ich aber auch in Frankreich und in der Schweiz. Als nächstes spiele ich eine coole Lady. Detlev Buck dreht eine Mafiakomödie mit dem Namen: Gorillas.

Wann wagen Sie den Schritt nach Hollywood?

Hollywood ist voll krass, davor habe ich noch Respekt. Ich bin froh, in Europa zu arbeiten. Hier gibt es gerade auch viele spannende Projekte.