Es waren einmal ein Deutscher und ein Mallorquiner, die gerieten in Streit... So oder so ähnlich könnte man die Geschichte von dem deutschen Mallorca-Residenten Rolf Schulz und dem mallorquinischen Wanderer Fernando de Angulo beginnen - und die von unzähligen anderen Streithähnen. Doch dass es hier und da Meinungsverschiedenheiten zwischen Deutschen und Mallorquinern gibt, ist kein Märchen, sondern Realität. Genauso wie die Tatsache, dass die Meinungsverschiedenheiten im Internet oft in Anfeindungen enden, in die zahlreiche Kommen­tatoren einstimmen.

Auch Schulz musste das erfahren, als er - in seiner Funktion als Verwalter der Finca Fartàritx im Gemeindegebiet Pollença - de Angulo und andere mallorquinische Wanderer ermahnte, doch bitte Fotos aus dem Internet zu nehmen, die außerhalb der öffentlichen Wanderwege und somit auf privatem Grund der Finca geschossen worden waren. Die MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" griff das Thema auf, es folgten Dutzende Facebook-Kommentare, auf denen gegen Schulz im Speziellen und „die Deutschen" im Allgemeinen gewettert wurde, nach dem Motto: Jetzt wollen uns die alemanes auch noch verbieten, unsere Landschaft zu fotografieren! Deutsche User konterten mit oft nicht weniger fragwürdigen Kommentaren.

Der Vorfall hätte sich einreihen können in einen von vielen, in denen beide Seiten so lange pöbeln, bis das Interesse ob der dürftigen Diskussionsgrundlage versiegt und bald wieder Stille einkehrt. Doch der Fall von Schulz und de Angulo endete nicht in weiterer Entfremdung und schlechtem Beigeschmack - zumindest nicht zwischen den tatsächlich Betroffenen. Es war wenige Tage vor Weihnachten, an einem regnerischen Tag, als Schulz einen Zettel am Tor der Finca vorfand. Ein farbig ausgedrucktes Papier, eingepackt in eine Klarsichtfolie, die vor der Nässe schützen sollte. „Frohe Weihnachten", stand darauf auf Deutsch und Mallorquinisch geschrieben, dazu das Bild einer Krippe. Ein ­Friedensangebot, wie Schulz sich schnell zusammenreimt.

„Ich hatte gesehen, wie ein Mann es im strömenden Regen befestigte und fuhr in die Berge, um ihn zu suchen", berichtet Schulz der MZ. Er fand de Angulo. „Er ist trotz des schlechten Wetters acht Kilometer zur Finca gelaufen, um diese Nachricht zu hinterlassen." Schulz lud ihn auf die Finca ein. Drei Stunden lang unterhielten sich die Männer, von Angesicht zu Angesicht, ohne trennende Computerbildschirme, und räumten Missverständnisse aus dem Weg. „Letztlich haben wir uns als neue Freunde getrennt und uns vorgenommenen, mehr miteinander zu unternehmen", so Schulz. Und so lebten sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage... Alles nur ein Märchen? Nein, auch die Realität kann manchmal gut ausgehen.