Die Medienlandschaft ist um zwei Zeitschriften ärmer, die den Weg Spaniens in die Demokratie entscheidend mitgeprägt haben. Der Verlag Zeta stellt "Interviú" ein - ein Blatt, das Nacktfotos von Prominenten mit investigativem Journalismus zu verbinden wusste - sowie auch die politische Zeitschrift "Tiempo".

Nachdem „Interviú" zwischenzeitlich eine Auflage von knapp einer Million erreicht hatte, wurde sie nun Opfer des medialen Strukturwandels: Die Auflage schrumpfte in fünf Jahren um 65 Prozent, Werbeeinnahmen brachen weg, die Verluste stiegen auf 7 Millionen Euro.

Die Erfolgsformel von „Interviú" lautete nach Angaben von Ex-Chefredakteur Antonio Álvarez: 25 Prozent Politik, 25 Prozent Sex, 25 Prozent Crime, 25 Prozent sonstige Themen. Die Enthüllungsgeschichten reichten von der ETA und der paramilitärischen Antiterrorgruppe GAL über Sex-Orgien des Ex-Guardia-Civil-Chefs Luis Roldán bis hin zum Kindesraub-Skandal: Das Blatt deckte auf, wie Babys während der Franco-Zeit und danach ihren leiblichen Müttern oft mit Hilfe von Kirchenvertretern abgenommen und „verkauft" worden waren.

Auf Mallorca erinnert man sich gerne an das Jahr 2003, als das Fußball-Team des damaligen Erstligisten RCD Mallorca nackt in "Interviú" abgelichtet wurde. Die frisch gekürten Sieger der Copa del Rey posierten zusammen mit dem Königspokal. Auch die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" veröffentlichte das Foto. /tg