Das Lachen ist Iñaki Urdangarin schon lange vergangen. Doch als der Schwiegersohn von Altkönig Juan Carlos nebst seiner Gattin Infantin Cristina und den vier Kindern am 6. Januar im Petersdom in Rom zur von Papst Franziskus abgehaltenen Dreikönigsmesse in der ersten Reihe Platz nahm, stand ihm fast Panik ins Gesicht geschrieben. Im feinen Zwirn blickte auch Cristina eher betreten drein.

Das ist nicht weiter verwunderlich: Am Mittwoch (21.3.) wird über das Schicksal des Ex-Handballprofis entschieden, der im Februar 2017 wegen seiner dubiosen Geschäfte mit seinem Nóos-Institut zu sechs Jahren und drei Monaten verurteilt worden war. Es geht dabei um die Frage, ob ihn der Oberste Gerichtshof ins Gefängnis schickt oder nicht.

Die Richter müssen über Anträge von Verteidigung und Staatsanwaltschaft entscheiden. Die Verteidigung fordert die Aufhebung des Urteils; die Staatsanwaltschaft will eine noch höhere Strafe, nämlich zehn Jahre. Allgemein rechnen spanische Medien damit, dass Iñaki Urdangarin, der früher so ostentativ hochnäsig vor Pressevertretern zu defilieren wusste, die nächsten Jahre in einer Zelle verbringen muss. Die Tageszeitung „El País" tippt auf drei Jahre.

Damit wird sich der tiefe Fall eines Mannes besiegeln, der einst so ziemlich alle Privilegien genoss, die das Königreich Spanien zu bieten hat und sie nun alle verloren hat. Iñaki Urdangarin ist schon heute ein Geächteter, den die Königsfamilie verstoßen hat und der kaum noch in der Öffentlichkeit erscheint. Im Zuge der jahrelangen Ermittlungen im Fall Nóos ist die Familie nach Genf gezogen, wo die Infantin für die Stiftung La Caixa arbeitet. In Spanien weilt die Königsschwester immer nur kurz: etwa in Barcelona, wo die 52-jährige Cristina sich kürzlich mit Vertretern der Stiftung traf und Iñaki Urdangarin mit seinem Anwalt. Oder auf Familienbesuch zum Jahreswechsel in der baskischen Stadt Vitoria, dem Heimatort der noch rüstigen belgischstämmigen Mutter Claire ­Liebaert und der sechs Geschwister von Urdangarin. Dort ließ man sich sogar von den Nachbarn sehen und unternahm lange

Spaziergänge.

Gut möglich, dass die Urdangarins mit dem Auftritt im Petersdom ein Ausrufezeichen setzen wollten. Denn zur rauschenden Feier des 80. Geburtstags von Juan Carlos einen Tag zuvor im Zarzuela-Palast in Madrid waren sie demonstrativ nicht eingeladen worden. Und der Rest der Welt sollte das wissen. Auch das Königshaus verbreitete ein Foto, auf dem die ungeliebte Verwandtschaft fehlte. Dafür durften rund 80 auch nicht verwandte Gäste den Jubilar hochleben lassen.

Der 50. Geburtstag von Urdangarin wenige Tage später am 15. Januar ging dagegen erwartungsgemäß völlig geräuschlos über die Bühne - ganz anders als sein 40., als Cristina ihren Göttergatten mit einer großen Sause überraschte. Jene Feier damals im Jahr 2008 fand in einer prächtigen Villa im Stadtteil Pedralbes in Barcelona statt, wo die Familie in Saus und Braus lebte. Adelige aus ganz Europa schneiten herein, auch namhafte Sportler kamen.

Viele der Gäste sahen auf dieser Party Iñaki Urdangarins umtriebigen Geschäfts-Kompagnon Diego Torres zum ersten Mal. Den Mann also, der es spielend schaffte, dank der Berühmtheit des königlichen Schwiegersohns für das angeblich gemeinnützige Nóos-Institut Millionen Euro von öffentlichen Stellen und auch privaten Firmen für dubiose Leistungen loszueisen. So erzielten Urdangarin und Torres allein mit der Organisation zweier Tagungen zu „Sport und Tourismus" in Palma 2005 und 2006 rund 1,4 Millionen Euro Nettogewinn. Torres wurde 2017 zu einer höheren Strafe als Urdangarin verurteilt, nämlich zu achteinhalb Jahren.

Die Fröhlichkeit der Feier im Pedralbes-Palast wurde bekanntlich durch einen Streit zwischen Urdangarin und dem damaligen Kronprinzen und jetzigen König Felipe getrübt. Laut den Journalisten Eduardo Inda und Esteban Urreiztieta pumpte Cristinas Gatte das Königshaus damals ungeniert um Geld an, um die Hypothek von monatlich 20.000 Euro für das Anwesen aufbringen zu können. „Hier zahlt jeder sein eigenes Haus", soll Felipe den Angeheirateten angepflaumt haben. Die Urdangarins stießen das Geld fressende Gemäuer denn auch bald ab.

Heute ist es allein Cristina, die mit ihrem La-Caixa-Job in Genf das Geld in den Haushalt schafft. Seitdem Iñaki Urdangarin nicht mehr für den Telefon-Konzern Telefónica arbeitet - er war für ein fürstliches Salär unter anderem in Washington tätig -, geht er keiner Arbeit mehr nach. Auch in dieser Hinsicht dürfte sich im Gefängnis, wo die Insassen gemeinhin beschäftigt werden, einiges ändern.