Christoph Hafner ist kein Mensch, der einfach so drauflosplappert. Er denkt nach, bevor er spricht. Er stellt Gegenfragen. Und er kommt zu solch wunderschönen Formulierungen wie: „Es gibt Projekte, bei denen denke ich: Es würde sich lohnen, dass es funktioniert. Pep Lemon ist so ein Projekt."

Vor ziemlich genau vier Jahren hatte der Deutsche zusammen mit Tomeu Riutort und Carme Verdaguer eine Limonade auf den Markt gebracht, die alles vereint, was man als verantwortungsbewusster Verbraucher gut finden kann: Der Zitronensaft kommt von Früchten, die zu hässlich für den Verkauf sind. In der Behindertenwerkstatt Amadip werden sie zu Konzentrat gepresst. Und in Mallorcas letzter unabhängiger Abfüll­anlage Carbónicas Paduana in Petra kommt das Getränk in die Pfandflasche. Lokal produziert, global gedacht. Selten wurde das Konzept besser in einem Namen ausgedrückt als in „Pep Lemon".

Als Geschäftsmodell riskant

Was als Idee nachhaltig und verantwortungsbewusst klingt, war als Geschäftsmodell riskant. Dennoch kam es überraschend, als die Firma am 14.3. verkündete, die Produktion einzustellen und eine „kreative Auszeit zu nehmen". Zumal die Ankündigung von einem Bild begleitet wurde, auf dem der bärtige Pep vom Flaschen­etikett wie einst die Statue aus dem Film „Good Bye Lenin!" davongetragen wird. „Good Bye Pep!", stand daneben. Hoffnung auf Wiederkehr weckt man irgendwie anders.

Christoph Hafner wirkt am Tag darauf bei einem Bier im Buchladen Rata Corner ziemlich gelassen. „Ich glaube, ein Sommer ohne Pep wird ganz gut sein", sagt er. Man setze damit ein Zeichen nach außen. Gleichzeitig habe die Firma, im Grunde immer noch ein Start-up, die Pause gebraucht.Mit Pepsi nichts zu tun

Es seien einige Aspekte, die zu der Erkenntnis geführt hätten, dass es so nicht mehr weitergeht, und nein, der Rechtsstreit mit dem Getränkeriesen Pepsi um den Namen Pep Cola habe nichts damit zu tun gehabt. Zum einen seien die Produktionswege zu lang. Der Weg vom „Baum in die Flasche" sei so nicht praktikabel. Auch beim Vertrieb haperte es. Seit einem Jahr organisiert ihn die Firma selbst. Versuche, einen gemeinsamen Vertrieb mit anderen lokalen Produzenten aufzubauen, seien bislang gescheitert, so Hafner.

Zudem gebe es ein Problem, das er mit Verweis auf den Online-Handel „Amazonisierung" nenne: „Der Bedarf, kleinere Lieferungen in höherer Frequenz zu garantieren, ist zum einen nicht umweltfreundlich, zum anderen für einen eigenen, kleinen Vertrieb nicht zu stemmen." Zumal etwa Kneipen den Verkaufsraum auf Kosten der Lagerfläche vergrößern, um die steigenden Mieten zahlen zu können.Pep Lemon finden, wo man es sucht

Eine weitere ­Herausforderung: die Nähe zum Endkunden. „Wir müssen ein Umfeld schaffen, in dem man gern Pep Lemon kaufen möchte." In einer großen Supermarktkette etwa macht eine lokale Brause wenig Sinn. Genauso wenig wie in einer Touristenhochburg, wo dem Kunden egal ist, welche Limo er bekommt. Es müssten Strukturen geschaffen werden, dass der Kunde Pep Lemon da bekommt, wo er es sucht.

„Wir hätten jetzt natürlich dieses Jahr auch noch durchprügeln können", sagt Hafner. Aber man habe im vergangenen Jahr ohnehin schon am Limit gearbeitet. Aktionen wie der Plakat- oder der Songwettbewerb, genauso wie die jährlich Party, die alle irgendwie auch zum Image und Charme der Marke gehören, haben gar nicht erst stattgefunden.Eine andere Art von Wirtschaft ist möglich

Eine Woche lang würden die Limonadenvorräte noch reichen, sagt Hafner augenzwinkernd. Bei der Cola ein bisschen mehr. Natürlich gibt es keine Garantie, dass die Firma ab Dezember - bis dahin ist die Pause angesetzt - wiederkommt. Aber Hafner wirkt zumindest vorsichtig optimistisch. Er spricht von „back to the roots" und „neue Möglichkeiten ausloten". Und er konzentriert sich auf das Positive, das bisher Erreichte. „Wir haben ein Produkt geschaffen, das wirklich Kilometer 0 ist. Ein Leuchtturmprojekt, das überzeugte Kunden gefunden und gezeigt hat, dass eine andere Art von Wirtschaft möglich ist."

Dass aber auch in der lokalen Limo-Branche unlautere Mittel verwendet werden, musste Hafner wenige Tage nach dem Gespräch feststellen. Eine andere Firma behauptete, die Maschinen von Pep Lemon gekauft zu haben und präsentierte sich als Ersatz. Pep Lemon dementierte. „Wir haben nicht dichtgemacht."