Die abnehmende Schutzwirkung der Ozonschicht, aber auch vermehrte Freizeit- und Sportaktivitäten im Freien machen den Sonnenschutz immer wichtiger. Für jeden Menschen kann ein individuelles „Sonnenkonto“ definiert werden, das analog einem Bankkonto für seine Haut funktioniert. Je nach der individuellen Empfindlichkeit kann man sich lediglich eine gewisse Zeit pro Tag in der Sonne aufhalten. Innerhalb eines Tages addiert sich jeder einzelne Aufenthalt in der Sonne. Auch im Schatten wird durch Reflexion das Konto kontinuierlich belastet. Sonnenschutzprodukte erhöhen dieses Sonnenkonto um den angegebenen Schutzfaktor. Jede Minute darüber hinaus aber ist ungeschützt, das heißt, Sonnenbrand und damit Langzeitschäden sind programmiert. Wiederholtes Eincremen nutzt dann nichts mehr. Das Konto kann erst nach 24 Stunden wieder neu genutzt werden.

Doch wie kann man seine Haut retten? Neben den fälschlich gesetzten Vorbildern der gesunden, braunen, makellosen Haut sind sicherlich immer noch vielen Menschen die Risiken der UV-Strahlung sowohl im jahres- wie im tageszeitlichen Verlauf nicht bewusst.

Die Wirksamkeit von allen Sonnenschutzmitteln hängt grundsätzlich von der Wellenlänge, die abgedeckt wird, der Grundlage (galenisches Vehikel), der Konzentration, der Auftragsdicke und der Häufigkeit, mit welcher es aufgetragen wird, ab. Grundsätzlich werden Sonnenschutzprodukte eingesetzt, um der Entstehung eines Sonnenbrandes und somit auch der Entwicklung von Hautkrebs vorzubeugen. In der Regel werden die Sonnenschutzprodukte mit einem Faktor bezüglich ihrer Wirksamkeit eingeteilt. Dabei wird der Berechnung des sogenannten LSF (Sonnenschutzfaktors) beziehungsweise SPF (Skin protecting factor) die minimale Erythemdosis (MED) zugrunde gelegt. Ein MED entspricht der notwendigen Bestrahlungsdosis um innerhalb von acht Stunden eine Hautrötung hervorzurufen. Der LSF entspricht dem Faktor, um welchen die Zeit bis zum Auftreten einer Hautrötung verlängert werden kann. Beträgt beispielsweise die für den entsprechenden Hauttyp empfohlene Sonnendauer 10 Minuten, so kann diese Zeit mit dem LSF (z.B. 30) multipliziert werden, also 10 x LSF 30 = 300 Minuten maximal. Ein wiederholtes Auftragen des Sonnenschutzes verlängert diese Zeiten nicht.

A spoon is a Face: Die auf den Packungen der Sonnenschutzmittel angegebenen LSF beziehen sich meistens auf eine gewisse Menge von Sonnenschutzmittel pro Quadratzentimeter (meist 4 mg/cm2). In der Praxis ist dieser Wert nicht zu gebrauchen, als Faustregel gilt: Ein gestrichener Teelöffel genügt für ein Gesicht pro Anwendung, der Körper kann mit der Neuner-Regel hochgerechnet werden. Nach dieser Neuner-Regel wird der Körper in neun etwa gleichgroße Zonen aufgeteilt: Kopf und Hals, Brust, Rücken, rechter Arm, linker Arm, rechter Oberschenkel, linker Oberschenkel, rechter Unterschenkel, linker Unterschenkel. Auf jede Zone kommen zwei Finger voll Sonnencreme.

Ein Sonnenschutzprodukt mit SPF 15 schützt für ungefähr eine bis drei Stunden, allerdings in Abhängigkeit von Hauttyp, Jahreszeit, Tageszeit, geografischer Breite und Applikationsart. Diese Angaben gelten als Empfehlungen für Mitteleuropa und müssen hier auf Mallorca nach oben angepasst werden. Im Hochsommer ist auf Mallorca ein Sonnenschutz unter 30 absolut ungenügend.

Sonnenschutz ersetzt nie Hut, Hemd und Hose, und auch durch Vorbräunung in Solarien ist kein ausreichender Schutz zu erreichen, da sie kaum UV-B-Strahlen abgeben. UV-Strahlen (insbesondere UV-A) dringen auch bei bewölktem Himmel bis auf die Erdoberfläche, so ist es in Abhängigkeit von der geografischen Breite ohne weiteres möglich, sich auch bei bedecktem Himmel zu verbrennen.

Die Zahl der Hautkrebsfälle, die wir seit Jahren täglich diagnostizieren und behandeln, ist alarmierend. Im Gegensatz zu früher sind heute die Gefahren durch UV-Strahlen hinlänglich bekannt. Deshalb sind krebsrote Sonnenanbeter an Mallorcas Stränden, die schmerzverzehrt und reumütig in die Praxis kommen, wirklich überflüssig.

Fünfer-Regel

-Nie zwischen 11 und 15 Uhr an die Sonne gehen.

-Helle Untergründe und Umgebung reflektieren mehr als dunkle. Daher immer ein dunkles T-Shirt tragen und kein weißes.

-Sonnenungewohnte Haut ist wehrlos. Unter mildem Sonnenlicht kann eine Lichtschwiele trainiert werden, das hilft, Sonnenbrand vorzubeugen.

-Am besten Sonnenschutzprodukte mit höchstem Schutzfaktor verwenden (im UV-A- und UV-B-Bereich), entsprechend dem neuen europäischen Standard SPF 50+.

-Schutzprodukt 30 Minuten vor dem Sonnen im Schatten auftragen.

Die Autorin ist Fachärztin für Dermatologie (mySkin-Klinik) in Bendinat, Tel.: 971-70 07 77.