Als Arthrose (lat. Arthrosis deformans) werden verschleißbedingte, degenerative Erkrankungen von Gelenken bezeichnet. Die Arthrose gehört zu den großen Volkskrankheiten, mit zunehmendem Lebensalter scheint jeder Mensch in irgendeiner Weise damit zu tun zu haben. Besonders häufig sind neben Knie- und Hüftgelenken die Sprung-, Schulter-, Fingermittel- und Fingerendgelenke betroffen.

Prinzipiell bilden Knochen die Grundlage unserer Gelenke (die sprichwörtliche Bewegungsfreiheit). In dem Bereich eines Gelenkes, im dem sich Knochen berühren können, sind diese mit Knorpel im Sinne eines Stoßdämpfers überzogen. Dazu kommt die sogenannte Gelenkflüssigkeit oder Gelenkschmiere im Gelenk. Umgeben wird das Gelenk von einer Gelenkkapsel. Die innere Auskleidung dieser Kapsel bildet eine feine Schleimhaut (Synovia) - wie die Tapete eines Zimmers.

Im Wesentlichen basiert die Entstehung der Arthrose auf einem Missverhältnis zwischen Beanspruchung und Beschaffenheit beziehungsweise Leistungsfähigkeit der einzelnen oben genannten Gelenkanteile und Gelenkgewebe. Dabei kommt es zur Zerstörung des Gelenkknorpels sowie der Mobilisation von Knorpelpartikeln durch Druck und Reibung bei entsprechender Gelenkbewegung und Gelenkbelastung und dadurch zu einer Entzündung der Gelenkinnenhaut (Synovialitis). Damit sind die Grundlagen eines sogenannten circulus vitiosus, eines Teufelskreises, gegeben. Arthrose verursacht Schmerzen, die Schmerzen führen zur Schonhaltung, die resultierende Schonung beziehungsweise geringere Belastung führt zur schlechteren Knorpelernährung und zur Gewichtszunahme. Dadurch bedeutet jede weitere Inanspruchnahme eine größere Belastung, und damit wird der Arthrosekreislauf unterhalten.

Ziel der Behandlung muss sein, diesen Kreislauf zu durchbrechen, um dem Patienten die Schmerzen zu nehmen und ihm einen Teil seiner Bewegungsfreiheit zurückzugeben. Das Behandlungskonzept muss individuell erstellt werden und sollte auf der Anamnese, einem unterstützenden, bildgebenden Verfahren (Röntgen, CT, MRT) und der körperlichen Untersuchung basieren. Dabei stehen laut Literatur 229 nicht-medikamentöse, medikamentöse und operative Verfahren zur Verfügung.

Nichtmedikamentöse Verfahren:

Physiotherapie, orthopädische Hilfsmittel, Gewichtsreduktion, Akkupunktur, Magnetfeldtherapie, Kryotherapie (Kältetherapie), Thermotherapie, Elektrotherapie und Ultraschall.

Medikamentöse Verfahren:

Nichtsteroidale Antirheumatica (Diclofenac), SADOA (steht für Slow Acting Drugs in Osteoarthritis). Typische Vertreter sind Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat, da sie natürliche Bestandteile sowohl der Gelenkflüssigkeit als auch des Gelenkknorpels sind. Nahrungszusätze und pflanzliche Medikamente (zum Beispiel Weidenrindenextrakte, Teufelskrallenwurzel, Vitamine E, C und D, Fischöle und Muschelpulver). Bei Intraarticulären Injektionen werden heutzutage im Wesentlichen drei verschiedene Substanzgruppen eingesetzt. Zum einen wird Cortison mit einem lokalen Schmerzmittel in das Gelenk gespritzt. Hierbei handelt es sich um eine im akuten Stadium wirksame reine Schmerztherapie. Ein weiteres Produkt, welches in das Knie eingespritzt wird, ist das sogenannte Orthokin. Dieses ist ein aus Patientenblut hergestellter Arthrosehemmstoff, ein Interleukin-1-Antagonist. Hierzu bestehen derzeit allerdings noch keine aussagekräftigen Langzeitergebnisse. Die besten Resultate werden momentan mit der Substanzgruppe der Hyalurone oder auch Hyaluronsäuren erzielt. Die Hyaluronsäure ist Bestandteil der Gelenkflüssigkeit und des Gelenkknorpels. Früher wurde diese Substanz unter der Annahme in das Gelenk gespritzt, dass hierdurch ausschließlich eine bessere Gelenkschmierung entstehe. Mittlerweile ist zweifelsfrei nachgewiesen worden, dass durch die Zufuhr von Hyaluronsäure in das Gelenk auch die Eigenproduktion von Knorpelsubstanz durch die Knorpelzellen selbst angeregt wird. Hier sieht der Autor einen wesentlichen Selektionsvorteil bei der Wahl der Therapie.

Operative Verfahren:

Initial wird oft die Gelenkspiegelung (Arthroskopie) mit mechanischen Maßnahmen, Gelenkspülung und gleichzeitiger Gabe von Medikamenten in das Gelenk durchgeführt. Bei bereits fortgeschrittenen Fällen werden zunehmend achskorrigierende Eingriffe an den Knochen eingesetzt. Bei der vielzitierten Arthrose dritten Grades mit bestehender Knorpelglatze bleibt oft nur der Oberflächenersatz (Gelenkprothese).

Gleichwohl sollte sich die Therapie immer langfristig orientieren und kann mehrere Behandlungskonzepte gleichzeitig beinhalten (Multimodalität). Sie ist individuell auf den Patienten zugeschnitten und an seinem aktuellen Krankheitsbild orientiert.

Der Autor ist Facharzt für Chirur­gie und Unfallchirurgie im Hospital General de Muro, Tel.: 971-89 22 44 und 971-89 19 00, und in der Clínica Juaneda Bellver Palma, Tel.: 971-45 00 03.