Die scheinbar harmlose Kinderkrankheit Masern ist in Deutschland in die Schlagzeilen geraten. In Aschaffenburg kämpfen die Ärzte um das Leben eines sechs Jahre alten Mädchens, das an einer unheilbaren Komplikation dieser Virusinfektion erkrankt ist.

Leider meinen viele Eltern noch immer, dass es sich bei Masern um eine ungefährliche Krankheit handelt. Oft werden die vermeintlichen Nebenwirkungen der Impfung mehr gefürchtet, als die Masern­erkrankung und ihre Komplika­tionen.

Die Masern sind eine hoch­ansteckende Krankheit, die durch das Masernvirus ausgelöst wird. Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion. Der Virus gelangt über die Schleimhäute der Atemwege oder über die Augen in den Organismus. Bis zum Ausbruch der Krankheit kann mehr als eine Woche vergehen.

Die ersten Folgen sind hohes Fieber, schwere Erkältungs­symptome mit stark geröteten Augen sowie Halsschmerzen, Husten und Heiserkeit. Den kleinen Patien­ten geht es so richtig schlecht und ihr Zustand wird unter Kinderärzten oft mit „verrotzt, verheult, verschwollen" beschrieben.

Drei bis vier Tage später beginnt sich ein dunkelroter, feinfleckiger Ausschlag zuerst hinter den Ohren zu zeigen und von dort über Hals und Gesicht über den gesamten Körper auszubreiten. Dieser Hautausschlag bleibt ein paar Tage bestehen bevor er wieder verblasst, teilweise kann es zu kleinen Einblutungen in die Masernflecken kommen.

Hat man die Masern überstanden, ist man sein Leben lang immun. Doch besteht in den ersten Wochen nach der Erkrankung ein erhöhtes Risiko für eine Ansteckung mit Bakterien, da die Masern die körpereigenen Abwehrkräfte geschwächt zurücklassen. In Folge dessen können Lungen- oder auch Mittelohrentzündungen auftreten.

Richtig unangenehm aber sind die Masernkomplikationen, die das zentrale Nervensystem betreffen. Im akuten Stadium der Erkrankung kann es zu einer Entzündung des Gehirnes (Masernenzephalitis) kommen, die häufig mit Störungen des Bewusstseins, epileptischen Anfällen und Lähmungen einhergeht. Diese Gehirnentzündung führt bei mehr als jedem vierten Kind zum Tode und hinterlässt oft bleibende Schäden.

Das zu Beginn erwähnte Mädchen in Deutschland leidet an einer seltenen Komplikation, der so genannten Subakuten Sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE). Hier verbleiben die Viren im Gehirn der Patienten und beginnen Jahre nach der akuten Infektion sich plötzlich wieder zu vermehren und Nervenzellen zu zerstören.

Diese chronische Maserninfektion des Gehirns kann noch bis zu zehn Jahren nach der ursprünglichen Erkrankung auftreten und führt nach Jahren schweren Krankheitsverlaufs mit zunehmender Behinderung stets zum Tode. Besonders gefährdet scheinen Kinder zu sein, die sich sehr früh mit dem Virus anstecken. Wie bei den meisten Viruserkrankungen kann der Arzt auch bei den Masern nur die Symptome behandeln.

Zum Glück kann man aber vorbeugen. Nach zwei Injektionen mit dem Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff haben 99 Prozent der geimpften Kinder lebenslangen Schutz. Aber auch Erwachsene sind gefährdet und sollten sich impfen lassen, wenn bei ihnen keine Immunität gegen die Masern vorliegt. Der Deutsche Ärzteverband rät allen nach dem Jahr 1970 Geborenen, Ihren Impfschutz aufzufrischen.

Da die Spanier nicht so impfmüde sind wie die Deutschen, sind Masernepidemien auf Mallorca zum Glück etwas seltener. Trotzdem treten auch hier sporadisch Masern bei ungeimpften Kindern auf.

Der Autor ist Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in der Palma Clinic, Tel.: 971-90 52 02 ­