Die Mandelbaumblütezeit nähert sich ihrem Ende, dafür werden nun die Kiefern und Pinien mit neuem, weißen Wachstum geschmückt. Es handelt sich dabei um die gefürchteten Nester der Prozessionsspinner (procesionarias).

In diesen „zuckerwatteartigen" Kugeln entwickeln sich die Jungen der haarigen Raupen, die so typisch hintereinander (prozessionsartig) marschieren. Solche Umzüge können meterlang sein. Die Raupen sehen mit ihren langen Haaren gar putzig aus. Man möchte sie am liebsten anfassen oder streicheln.

Besser man lässt es. Schon auf Abstand können die Kleinen schlimme Reaktionen auf der Haut und den Schleimhäuten verursachen. In schlimmen Fällen kann es sogar zu einem allergischen Schock mit Blutdruckabfall kommen. In den Härchen befindet sich nämlich ein Giftstoff, auf den wir alle „aller­gisch" reagieren. Durch den Wind oder durch das Wegfegen der Raupen von Terrasse oder Balkon werden die Härchen aufgewirbelt. Auch die Golfspieler, die um diese Jahreszeit Mallorca in großer Anzahl besuchen, können mit nur einem Schlag eine ganze Menge Haare verteilen. Da die meisten Golfplätze von Pinien umgeben sind, also der Brutstätte der Prozessionsraupen, sehen wir im Frühjahr viele Liebhaber dieses Sportes mit Hautproblemen in unserer Praxis.

Zuerst entsteht eine Rötung an der Kontaktstelle, gefolgt von schmerzhaften, heftig juckenden Beulen. Es handelt sich um eine Art allergischer Reaktion. In der Haut befinden sich die so genannten Mastzellen, die den Wirkstoff Histamin enthalten. Die Abwehrreaktion unseren Körpers auf die Raupenhaare besteht darin, eben dieses Histamin auszustoßen, worauf jedoch der Hautausschlag folgt. Juckreiz wiederum führt zum Kratzen, wobei immer mehr Mastzellen zerstört werden und mehr Histamin freigesetzt wird. Besonders bei kleinen Kindern und Haustieren können ernsthafte Schwellungen der Schleimhäute entstehen, vor allem, wenn die Härchen in den Mund gelangen. Dann sollten sie sofort Kontakt mit einem Arzt oder Tierarzt aufnehmen. Schwellungen der Lippen, Zunge oder des Rachens sind ein absoluter medizinischer Notfall!

Es ist am besten, Pinien und Raupen im Frühling zu meiden. Auch die Kinder sollten gründlich informiert werden. Versuchen sie nicht, die Prozessionsraupen oder deren Nester wegzufegen, sie zu verbrennen oder auf andere Weise selbst zu entfernen. Suchen sie lieber professionelle Hilfe, entweder in Ihrem Rathaus, oder über die zuständige Stelle beim Govern Balear, Tel.: 900-15 16 17.

Falls doch Hautkontakt stattgefunden hat, wird empfohlen, ärztliche Hilfe zu suchen. Es werden meistens Medikamente verordnet, die einen weiteren Ausstoß der Histamine hemmen, so genannte Antihistaminika. Dadurch wird der Juckreiz vermindert. Ähnlich wirken übrigens auch Pulver oder Cremes, die Menthol beinhalten. In ausgeprägten Fällen versucht man die Abwehrreaktion mit Cortison zu hemmen. Man sollte jedoch nie ohne ärztlichen Rat mit einer Cortison beginnen. Es gibt nämlich eine Anzahl von ähnlichen Hautausschlägen (z.B. durch Herpesviren verursacht), die durch Cortison verschlechtert werden.

Die Autorinnen sind Allgemein­medizinerinnen im Deutschen Facharztzentrum in Santa Ponça, Tel.: 971-69 55 85