Wer stark schwitzt, hat nicht nur an heißen Sommertagen ein echtes Problem. Denn bei übermäßiger Schweißdrüsensekretion hilft auch das beste Deo nicht mehr. Unschöne Ringe zeichnen sich an der guten Bluse ab, der Schweiß rinnt nur so die Kopfhaut herunter und sorgt für einen permanent unangenehm feuchten Nacken, ganz zu schweigen von der Frisur, der jegliches Volumen abhanden kommt. Andere haben eher mit Fußschweiß zu kämpfen, sodass alle paar Wochen neue Schuhe fällig werden. Oder sie trauen sich nicht ihrem Gegenüber die schwitzende Hand zu reichen. Und Frauen mit üppigem Busen rinnt das Wasser den Bauch runter.

Wann sprechen wir von übermäßigem Schwitzen?

Die Abgrenzung zwischen Normalem und Übermäßigem ist subjektiv und im Grunde eine individuelle Definition. Wenn der eigene Schweiß zuviel und zur Last wird, dem Betroffenen unangenehm, sogar peinlich wird – spricht man von der Erkrankung Hyperhidrose.

Aber ist Schwitzen nicht eine wichtige Körperfunktion?

Ja, Schwitzen ist eine überlebenswichtige Funktion. Unser Schweiß arbeitet wie eine körpereigene ­Klimaanlage und schützt den Körper durch Verdunstung, das heißt Abbau von überschüssiger Wärmeenergie vor Überhitzung. Dadurch kann unsere Körpertemperatur konstant gehalten werden. Selbst bei körperlicher Ruhe wird Schweiß abgesondert. Zuständig für dieses Phänomen sind mehr als zwei Millionen Schweißdrüsen, die über den ganzen Körper verteilt sind und täglich bis zu zwei Liter Flüssigkeit absondern. Bei starken Belastungen wird diese Menge auf das Fünffache, also auf zehn Liter gesteigert.

Wie sind denn die Schweißdrüsen am Körper verteilt?

An einigen Körperstellen schwitzen wir besonders stark, wie etwa an den Fußsohlen, Handflächen und in den Achseln. Obwohl die meisten Schweißdrüsen an Handflächen und Fußsohlen sitzen, wird die Thermoregulation unseres Körpers hauptsächlich über die Stirn und den Oberkörper gesteuert.

Auch bei nervlicher Anspannung kurbeln unsere Schweißdrüsen ihre Funktion an. Jeder von uns kennt das – feuchte Hände bei der Begrüßung des zukünftigen Chefs oder Angstschweiß bei einer wichtigen Prüfung.

Kann starkes Schwitzen auch zu ernsthaften Problemen führen?

Schweiß an sich riecht nicht unangenehm. Starkes Schwitzen verursacht erst dann unangenehme Gerüche, wenn Schweiß länger auf der Haut verbleibt und durch Bakterien, die auf der Hautoberfläche wohnen, zersetzt wird.

Neben der seelischen Beeinträchtigung durch Schwitzen und dem Problem des Geruchs gibt es verschiedene Folgeerkrankungen, die sekundär durch das feuchte Milieu der Haut entstehen können. Dazu gehören Pilzinfektionen, bakterielle Infektionen, Virus­infektionen (Warzen) und schmerzhafte Hornhautaufweichung.

Was tun bei einer Hyperhidrose?

Die heutzutage eleganteste Methode zur Behandlung der Hyperhidrose ist die Injektion von ­Botulinumtoxin A. Dieses Verfahren ist sehr gut wirksam und leicht durchzuführen. Dabei wird das spezielle Eiweiß in die Umgebung der Schweißdrüsen injiziert. Es hemmt die Freisetzung eines Botenstoffes und blockiert so die Übertragung der Nervenimpulse an die Schweißdrüsen. Dadurch kann die Funktion der Schweißdrüsen selektiv still gelegt werden. Der Behandlungserfolg tritt schon nach wenigen Tagen ein und hält etwa vier bis acht Monate an. Die Behandlung kann dann wiederholt werden.

Alternativen sind Aluminium­salze, die in Form einer Lösung aufgetragen werden und die Schweißdrüsenaktivität unterdrücken sollen. An den Händen und Füßen kann auch die Iontophorese zur Besserung der Symptomatik führen. Im Axillar-Bereich können operative Verfahren wie die Absaugung von Schweißdrüsen erwogen werden.

Fazit: Übermäßiges Schwitzen kann heutzutage sehr gut behandelt werden und sollte Betroffene nicht mehr vor tägliche Probleme im Alltag und mit ihren Mitmenschen stellen.

Dr. med. Cordula Ahnhudt ist Fachärztin für Dermatologie, mySkin-Haut- und Laserzentrum Mallorca, Bendinat, Tel.: 971-70 07 77.