Mehr als 120.000 Wanderfreunde kommen jedes Jahr nach Mallorca und finden auf der Insel gut erschlossene, aber auch einsame, ja fast vergessene Pfade mit wundervollen Ausblicken oder stille Ecken abseits der üblichen Urlauberströme. Was für viele nach einem entspannten Ausflug klingt, kann es aber durchaus in sich haben: schlechtes Equipment, fehlende Vorbereitung oder einfach nur reine Selbstüberschätzung - die Möglichkeiten, etwas falsch zu machen, sind vielfältig. Dabei muss man das Wandern im Gegensatz zu anderen Sportarten nicht erlernen, weil eigentlich keine besonders komplexen Bewegungsabläufe zu bewältigen sind.

Offiziellen Angaben zufolge verunglücken jedes Jahr weltweit Tausende Wanderer und Bergsteiger, einige Hundert versterben bei Unfällen in den Bergen. Was die Häufigkeit der Verletzungen betrifft, liegt Wandern/Bergsteigen im vorderen Viertel aller Sportarten. Und die Zahl der nicht registrierten Fälle liegt dabei sicherlich noch höher. Auch auf der wandertechnisch sehr unterschätzten Insel Mallorca geschehen immer wieder Unfälle.

Hälfte der Verletzungen sind Knochenbrüche

Die meisten Verletzungen beim Wandern passieren beim Ausrutschen, Stürzen und Stolpern. Dabei sind fast die Hälfte der ernsten Verletzungen Knochenbrüche, ein weiteres Viertel der Bergsteiger erleidet Sehnen- und Muskelverletzungen. An der unteren Extremität sind bevorzugt Knöchel und Knie betroffen und an der oberen Extremität Handgelenk, Ellenbogen und Schulter. Beim Wandern verletzen sich häufiger Senioren, beim Bergsteigen verunglücken eher die 30- bis 40-Jährigen. In den letzten Jahren steigt die Gesamtzahl der Verletzungen beim trendigen „gesunden Wandern" zwar, zum Glück aber ist die Anzahl der Todesfälle eher rückläufig.

Das Wandern als Kraft- und Ausdauer­sport wird immer noch unterschätzt, und fast die Hälfte der Todesfälle sind dabei auf Herzversagen zurückzuführen. Bei den Unfällen ist es meist die mangelnde Konzentration und Müdigkeit mit resultierenden Koordinationsstörungen. Damit es gar nicht soweit kommt, ist eine entsprechende Vorbereitung notwendig. Fehlende Fitness und daraus resultierende frühzeitige Erschöpfung kann zu Verletzungen führen. Deshalb sollten untrainierte oder wenig trainierte Personen mit kurzen Wanderungen beginnen. Route und Schwierigkeitsgrad sollten immer der eigenen Fitness entsprechen.

Regelmäßige Pausen und ausreichendes Trinken

Gerade Personen, die eher selten oder unregelmäßig Sport betreiben, sowie Menschen in fortgeschrittenem Alter sollten zu lange Belastungen vermeiden. Das Geh-Tempo sollte sich immer nach dem Schwächsten in der Gruppe richten. Grundsätzlich sollte nicht zu schnell begonnen werden, und auch regelmäßige Pausen und ausreichendes Trinken sind wichtig. Außerdem sollte man auf die Witterungsverhältnisse achten. Auch die Ausrüstung mit adäquatem Schuhwerk und Kleidung sowie Hilfsmittel (Stöcke/Rucksack etc.) sollten immer angepasst und hochwertig sein. Eine Schulung zum Thema Erstbehandlung mit den richtigen Hilfsmitteln und zu Verhaltensmaßnahmen im Ernstfall ist der erste wichtige Schritt, um eine optimale Versorgung in einer Unfallsituation zu gewährleisten.

Hier ein paar Tipps für Ihre Sicherheit:

  • Ausdauertraining im Vorfeld der Wanderung
  • Nicht alleine auf den Berg gehen
  • Länge und Schwierigkeit der Route nach den Schwächsten in der Gruppe ausrichten
  • Information über die geplante Route bei Dritten hinterlassen
  • Wind-, Kälte-, Regen- und Sonnenschutz
  • Karte, Handy und Erste-Hilfe-Notfall-Set
  • Ausreichend Proviant, viel trinken
  • Markierte Wege nicht verlassen (Keine Abkürzungen über freies Gelände)
  • Regelmäßige Pausen

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Wer diese Empfehlungen beherzigt, mit Vorbereitung und angemessener Ausrüstung in die Berge startet, wird die schöne Natur in vollen Zügen genießen können.

Dr. Marco Seita ist Orthopäde und Sport­mediziner an der Palma Clinic.