Nein, ein großer Fußball-Fan sei er nicht, sagt Miquel Martorell. Früher mal habe er mit dem FC Barcelona gefiebert, „als die Vorstands­etage noch nicht wegen krummer Geschäfte rund um Neymar in Verruf geraten war". Und ein ausgewiesener Anhänger von Real Mallorca sei er auch noch nie gewesen. Dabei haben die Insel-Fußballer dem 28-jährigen Biochemiker an der Balearen-Universität (UIB) für seine Doktorarbeit als Versuchskaninchen zur Verfügung gestanden.

Martorell untersuchte für seine Promotion die Auswirkungen von Mandelmilch auf die sportliche Leistungsfähigkeit. Die Studie ist Ende Oktober mit einem spanienweiten Preis für die beste Doktorarbeit in Biochemie ausgezeichnet worden. Wenn man so will, hat Martorell mit dem Getränk auf Mandelbasis eine Art legales Doping ­geschaffen.

Dabei kam er eher zufällig zu diesem ­Forschungsprojekt. Mitte 2010 wurde dem Mallorquiner, der kurz davor stand, seinen Abschluss zu machen, die Beteiligung an dem entsprechenden Forschungs­projekt angeboten. Es sollte darum gehen, die Wirkung einer speziell gefertigten Mandelmilch bei Leistungssportlern zu untersuchen. Das Reserveteam der damaligen Erstligamannschaft von Real Mallorca hielt für die Tests der Mandel­milch her.

Die Mannschaft wurde in zwei Lager aufgeteilt: Der einen Hälfte wurde eine Milch verabreicht, die nur aus Mandeln und einem kleinen Prozentsatz Olivenöl bestand. „Der anderen Hälfte des Teams gab man die gleiche Mandelmilch mit einem zweiprozentigen Zusatz von Omega 3-Fettsäuren", erklärt Martorell die Versuchsanordnung. Omega 3-Fettsäuren finden sich beinahe ausschließlich in Fisch und verleihen ihm den charakteristischen intensiven Geschmack. In einem Mandelgetränk ist dieser natürlich eher fehl am Platze. Daher habe man aus Algen gewonnene Omega 3-Fett­säuren genommen und die Dosis so niedrig gehalten, dass der Geschmack von dem der Mandel überdeckt wurde. Auch deshalb sei es „ganz schön aufwendig" gewesen, das Getränk herzustellen. An der endgültigen Rezeptur wurde Monate gefeilt.

Die Fußballer, denen vor, während und nach Abschluss des Experiments jeweils eine Blutprobe entnommen wurde, begannen zum Start der Saison 2011/12 den neunwöchigen Versuch und bekamen vom Zeugwart des Teams täglich ein Glas der Milch verabreicht. Die Spieler wussten dabei nicht, ob sie Milch mit oder ohne Omega 3-­Fettsäuren zu sich nahmen.

Nach dem Ende der neun­wöchigen Testphase stellte Martorell fest, dass bei der Gruppe der Spieler, die die Milch mit den Omega 3-Fettsäuren verabreicht bekamen, generell das Volumen des Blutes im Körper größer geworden war. Mehr Blut bedeutet besseren Transport von Sauerstoff und mehr Ausdauer. Die Sportler verfügten also über mehr Energiereserven und hatten eine höhere Leistung.

Zusätzlich dazu stellte sich heraus, dass der Körper bei Aufnahme der Milch mehr Antioxidantien bildete. „Die Mandel besitzt viel Vitamin E, das dabei hilft, die körpereigenen Antioxidantien zu vermehren", erklärt Martorell. Und die Omega 3-Fettsäuren ­unterstützen diese Wirkung noch. Je mehr Antioxidantien im Körper, desto weniger anfällig sei man für Erkrankungen, darunter auch Diabetes oder Krebs. Gerade Leistungssportler seien auf große Mengen Antioxidantien angewiesen, wie der Wissenschaftler erklärt: „Wer die Tour de France fährt, kommt nicht umhin, dem Körper zusätzliche Antioxidantien zuzuführen, denn für eine solch extreme Belastung kann der Körper von sich aus nicht genügend bilden."

Eine dritte Beobachtung machte Martorell: Bei regelmäßiger, aber moderater Einnahme der Mandelmilch regeneriert der Körper nach dem Sport schneller. „Die Milch hat eine entzündungshemmende Wirkung", sagt er. Eine wichtige Eigenschaft, denn auch ein einfacher Muskelkater sei schon eine Form der Entzündung. All das führt dazu, dass die Mandelmilch nicht nur für Profi-Fußballer oder -Radfahrer interessant ist, sondern auch für Menschen, die häufig ins Fitnessstudio gehen. „Die können sich die teuren und viel zu hoch dosierten Omega 3-Pillen sparen", sagt Martorell.

Die Milch ist inzwischen in den Verkauf gegangen. Die Firma Vit-Almen Baleares mit Sitz in Binissalem vertreibt das Produkt bereits europaweit. Auch in Deutschland ist die Milch erhältlich. Alle Verkaufsstellen finden sich auf www.vit-almen.com.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Drittliga-Fußballer von Real Mallorca B in den neun Wochen, in denen sie im Dienste der Wissenschaft die Mandelmilch testeten, keine Partie verloren. „Und wer weiß, vielleicht hätte man mit der Milch den Abstieg der Ersten Mannschaft von Real Mallorca aus der Primera División ja verhindern können", unkt Martorell seitdem.