„Wow, ist das schön hier." So beginnt die typische Geschichte eines Immobilienkaufes auf Mallorca. Der Meerblick ist dabei sicher wichtig, aber man sollte ein wenig mehr überblicken. Lesen Sie hier fünf Dinge, die allzu oft vergessen werden, insbesondere beim Kauf einer Wohnung.

Der Wau-Faktor

Die Mallorquiner mögen Hunde oder zumindest haben sie oftmals welche. Allein in Palma sollen laut Tierschutzorganisation Baldea etwa 75.000 Hunde gehalten werden. Gleich mehrere davon könnten Ihre neue Nachbarn sein! Das erhöht möglicherweise die Sicherheit im Haus, sicher ist aber auch, dass beständiges Gebell ziemlich auf die Nerven gehen kann - vor allem dann, wenn die lieben Schwanzwedeler Tag und Nacht auf der Terrasse oder dem Balkon zubringen. Noch unangenehmer wird es, wenn Terrasse oder Balkon zugleich als Hunde­toilette dienen, weil der Besitzer zum Beispiel in der Hochsaison nicht so viel Zeit zum Gassi­gehen hat.

Unser Tipp: Klären Sie ab, wie viele Hunde im Haus oder der Anlage so im Schnitt leben.

Der Toni-Faktor

Gefühlt jeder dritte Mallorquiner heißt Toni. Der Name möge deshalb als Synonym für den zweibeinigen Nachbarn stehen, mit dem Sie möglicherweise künftig Tür an Tür leben werden. Interessieren Sie sich ruhig mal vorab dafür, was der Toni von nebenan so macht. Es ist so: Mallorca ist eine Dienstleistungsinsel. Viele arbeiten hier etwa als Kellner, Taxifahrer, Koch oder Rezeptionist. Das hat zur Folge, dass der Lebensrhythmus möglicherweise erheblich von dem Ihrem abweicht. Toni kommt unter Umständen erst spät nachts nach Hause und will dann noch ein wenig entspannen, sei es vor dem Fernseher oder mit der Freundin. Außerhalb der Saison hat er unter Umständen gar keine Arbeit, dafür öfter Besuch von Freunden, denen es genauso geht.

Unser Tipp: Mit etwas älteren Nachbarn, Beamten und Handwerkern werden Sie ruhigere Aufenthalte verbringen.

Der FeWo-Faktor

Die Mallorquiner sind gastfreundliche Menschen. Sie lassen Urlauber mitunter sogar in ihren eigenen vier Wänden unterkommen und erhalten dafür einen Beitrag zur Deckung ihres Lebensunterhaltes. Ferienvermietung nennt sich das und ist in den meisten Fällen illegal, was den Ferienvermietern in den meisten Fällen egal ist. Wenn Ihnen erst nach dem Immobilienkauf auffällt, dass es sich bei der Nachbarwohnung um einen touristischen Taubenschlag handelt, ist es aber zu spät.

Natürlich können Sie Beschwerden beim Hausverwalter, beim Präsidenten der Eigentümergemeinschaft, bei der Stadtverwaltung, der Landesregierung oder der Guardia Civil einreichen - es wird Ihre Zeit auf Mallorca nicht unbedingt angenehmer machen, zumal schlaue Ferien­vermieter andere Nachbarn in die Wertschöpfungskette eingebunden haben und ihnen zum Beispiel gegen Honorar Reinigung und andere Aufgaben übertragen. Teilnehmer der Wertschöpfungskette haben dann anders als Sie garantiert noch nie Touristen in der Wohnanlage gesehen.

Unser Tipp: Schauen Sie vor dem Kauf mal in die FeWo-Portale, ob einige Bilder fast so aussehen wie auf der Maklerseite.

Der Frier-Faktor

Der berühmte Reisebericht „Ein Winter auf Mallorca" wurde vor fast 200 Jahren verfasst. Seitdem hat sich einiges auf der Insel getan, nur die Winter auf Mallorca sind nachts noch genauso ungemütlich wie damals - wenn man keine Heizung oder zumindest einen Kamin hat. Das liegt an der hohen Luftfeuchtigkeit sowie der Immobilien-Isolierung, die bei Altbauten etwa der von deutschen Schrebergarten-Häuschen entspricht. Spätestens ab Mitte November wird Ihnen deshalb die sprachliche Nähe von invierno (Winter) und infierno (Hölle) einleuchten, wenn Sie abends schlotternd vor dem Fernseher sitzen.

Unser Tipp: Sollte ein Makler Sachen sagen wie: „Eine Heizung brauchen Sie hier doch nicht, es wird nur wenige Tage im Januar etwas kühler", dann sollten Sie diesen Provisions-Pinocchio umgehend die kalte Schulter zeigen. Sehen Sie möglichst zu, eine richtige Heizung zu bekommen.

Öl-Radiatoren aus dem Supermakt sowie alte Klimaanlagen mit Heiz-Funktion haben einen derart hohen Stromverbrauch, dass es Ihnen spätestens bei der ersten Stromrechnung dann doch eiskalt den Rücken herunterläuft.

Der Gastos-Faktor

Wenn Sie das erste Mal von den Nebenkosten der ­Immobilie auf Mallorca hören, dann fühlen Sie sich möglicherweise wie im Schnäppchenparadies, jedenfalls wenn Sie das mit dem Hausgeld vergleichen, das in Deutschland ein Eigentümer zu tragen hat. So 70 Euro gastos (Kosten) für eine große Wohnung ist doch fast geschenkt. Allerdings ist das wie beim Billig-Flieger, der noch ganz viele Extras berechnet. Zum einen fehlt, siehe oben, die Vorauszahlung für eine Heizung. Der Müll wird extra abgerechnet, das Wasser in der Regel auch. Für den Strom zahlen Sie eine Grundgebühr je nach potencia (maximal möglicher Stromverbrauch, bis die Sicherung rausfliegt), auch wenn Sie in Deutschland sind und hier nicht ein Watt verbrauchen. Mit Telefon und Internet sowie der jährlichen Steuer für die Selbstnutzung der Immobilie kommt eine Summe zusammen, die nach der anfänglichen Schnäppchen-Stimmung schnell zu Schnappatmung führen kann.

Unser Tipp: Vor allem wenn Sie die Immobilie finanzieren und die monatliche Rate bereits spitz kalkuliert haben, sollten Sie durch die gastos kein blaues Wunder mehr riskieren. Am einfachsten ist es, wenn Sie Toni von nebenan fragen, auf was er insgesamt im Monat kommt. Eine ausführliche Checkliste rund um den Wohnungskauf auf Mallorca haben wir im Download-Center bereitgestellt.