Auf Mallorca werden zwischen 80 und 90 Prozent aller Immobilienfinanzierungen immer noch auf Euribor- Basis vergeben. Der Euribor ist der Referenzzinssatz für Termingelder im Euro Interbankengeschäft und wird seit 1999 verwendet. Auf dieser Euribor-Basis verleihen spanische Banken ihr Geld mit einem Aufschlag (diferencial) an Privatpersonen weiter. Die Zinsen werden für 12 Monate festgeschrieben und im Folgejahr wieder für 12 Monate neu berechnet, sind also variabel.

Sollten die Zinsen weiter fallen oder sogar negativ werden, könnten die Kunden rein theoretisch eine Zinsvergütung für ihr Darlehen erhalten. Dieses Szenario beschäftigt zur Zeit die Experten der Bankbranchen und es gibt unterschiedliche Meinungen, ob und wie man auf dieses Szenario reagiert wird.

Euribor plus ab 2017 im Gespräch

Der aktuelle Euribor Referenzzinsatz steht aktuell vor einer Ablösung. Die bisherige Methodik war vor Manipulationen nicht geschützt. Daher arbeitet die Europäische Union nun mit einer Expertengruppe des EMMI (European Money Market Institut) an einer neuen Methodik zur Berechnung des Euribor, dem sogenannten Euribor plus. Dieser neue Referenzzinssatz soll neben dem bisherigen 25 Panel-Banken auch weitere reale Witschaftsindizes berücksichtigen und so weniger manipulierbar sein. Laut Branchengerüchten soll die Umsetzung bereits ab 2017 für neue Darlehen erfolgen.

Für Alt-Darlehen kann diese Umsetzung Konsequenzen haben. In den meisten spanischen Darlehensverträgen für Immobilien wurde eine Klausel festgehalten, die das Szenario beschreibt, sollte es den Euribor irgendwann nicht mehr geben. In den meisten Verträgen wurde festgehalten, dass dann der weniger transparente spanische Interbankenrefrenzzinsatz (IRPH = Indice de Referencia de los Préstamos Hipotecarios) den Euribor ersetzt. Der IRPH lag im April 2016 bei 2,030!

Die Darlehen der Immobilienfinanzierer würden sich dann also auf einen Schlag um zwei Prozentpunkte erhöhen.

Umschulden auf Festzins als Alternative

Bislang ist noch wenig zur Berechnung und Umsetzung des Euribor plus bekannt, so dass man heute nur spekulieren und mutmaßen kann. Ob tatsächlich der Euribor ersatzlos gestrichen wird oder ob es sich einfach um eine neue Definition handelt, kann heute keiner verlässlich sagen.

Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann das aktuelle Niedrigzinsniveau nutzen und sein altes Euribor- Darlehen auf einen günstigen Niedrigzins festschreiben lassen. Aktuell werden 20-jährige Zinsbindungen für um die 1,5 % angeboten. Dies ist bei all den Unwägbarkeiten am Markt eine sinnvolle Lösung.

Der Autor ist Inhaber der Finanzberatung "Smart Finance