Erstmal etwas Zahlenwerk: Jeder dritte Immobilienkauf auf Mallorca/ Balearen wurde in den vergangenen Jahren von Ausländern getätigt. An erster Stelle: die Deutschen. An zweiter Stelle folgten beständig die Briten mit einem Anteil von etwa 20 Prozent. Die Top-Fünf-Nationen 2015 laut der Vereinigung von Grundbuchführern (Colegio de Registradores) waren

Deutschland (33,91 Prozent)

Großbritannien (22,24)

Schweden (5,83)

Frankreich (5,59)

und Italien (4,43)

Der Durchschnittspreis der erworbenen Immobilien lag laut Finanzverwaltung im vergangenen Jahr bei 390.000 Euro. Der Anteil von ausländischen Immobilien-käufern, die 500.000 Euro und mehr hinblätterten, machte dabei allerdings nur rund 16 Prozent aus, so die Statistik des Colegio de Registradores. Der gern beschworene „High-End-Kunde", der auch in Krisenzeiten die Millionen so unbeschwert verteilt wie der Kölner Karnevalist das Konfetti, ist also eher die Ausnahme.

Briten-Nachfrage für Immobilien wird einbrechen

Die Briten auf Mallorca kaufen Immobilien überwiegend in der Preislage unter 300.000 Euro, im „Einstiegssegment", wie es bei Maklern heißt. Diese Käufergruppe ist zumeist besonders labil, wenn sich die Kalkulationsgrundlagen ändern. Denn typischerweise haben solche Kunden spitz gerechnet, um sich den Traum vom Leben im Süden zu ermöglichen.

Der Brexit-Beschluss wird die Nachfrage dieser Käufergruppe bremsen, vielleicht sogar stoppen. Denn: Der Absturz des britischen Pfunds macht den Immobilienkauf in Euro teurer. Im Vergleich zum Sommer vergangenen Jahres hat das Pfund zum Euro gut 15 Prozent an Wert verloren. Bank-Analysten halten in den kommenden Monaten weitere Verluste für wahrscheinlich.

Banken werden voraussichtlich bei Finanzierungen für Briten nun sehr zurückhaltend sein, da sich die Bonität der Kunden bei einem Konjunktureinbruch in England als Folge des Brexits sehr schnell verschlechtern könnte. Hinzu kommt: Britische Immobilieneigentümer auf Mallorca mit noch laufender Finanzierung in Euro müssen wegen des Pfund-Verlustes höhere Raten aufbringen, wenn sie Einkünfte wie zum Beispiel die Rente in Pfund erhalten. Einige werden wie schon während der Pfund-Krise 2009 verkaufen, sollte das Pfund zum Euro weiter nachgeben.

Viel schwerer als der Pfund-Kurs wiegt aber die Unsicherheit, welche bürokratischen Hürden die Engländer als Nicht-EU-Bürger nehmen müssen, wenn sie nach einem Brexit auf Mallorca ganz oder teilweise leben wollen. Bislang ist es mit der Ferienimmobilie in Costa d´en Blanes fast so einfach wie mit der in Bournemouth. Doch mit der Freizügigkeit in der EU wäre es mit dem Austritt vorbei. Die Engländer hätten dann einen Status wie ein Russe oder ein Chinese auf Mallorca. Selbst beim High-End-Kunden ist irgendwann der Spaß zu Ende, wenn er vor jeder Reise zum Domizil auf Mallorca erst mal ein Visum beantragen muss.

Goldenes Visum nur für reiche Immobilienkäufer

Das 2014 in Spanien eigentlich vor allem für Russen eingeführte „Goldene Visum" mit der Möglichkeit einer dauernden Aufenthaltserlaubnis könnte für die reichen Briten zur Option werden - es setzt einen Immobilienerwerb im Wert von mindestens 500.000 Euro voraus. Aber diese Käufergruppe macht eben nur einen kleinen Anteil aus.

Die britische Immobiliennachfrage im Ferienimmobilien-Segment bis etwa 300.000 Euro dürfte deswegen in den kommenden Monaten einbrechen - und deutsche Immobilienkäufer werden umworben werden wie nie zuvor. Ein Comeback des Käufermarktes in diesem Segment ist wahrscheinlich, vor allem in typischen Briten-Gegenden. Der Begriff Briten-Rabatt könnte eine ganz neue Bedeutung bekommen. Was denken Sie? Schreiben Sie an immolistmallorca@gmail.com.