Nach vielen Jahren im Dornröschen­schlaf, in denen das prächtige, Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Gebäude mehr und mehr verfiel, kehrte 2014 auf einmal wieder Leben in die Pension La Torre im Carrer Joan Miro, 86, in Palma ein. In dem ehemaligen Hostal, das eine der ersten Touristenunterkünfte im Terreno-Viertel bildete, später mehrere Restaurants beherbergte und am Ende als Bordell seine Pforten schloss, begannen vor zwei Jahren umfassende Sanierungsarbeiten. In Auftrag gegeben hatte die der neue Eigentümer des Anwesens, Klaus Thielebeule, der laut Handelsregister mehrere Firmen aus der Immobilien- und Baubranche in Berlin besitzt und zudem Geschäftsführer der „Mother and Child Foundation MCF" ist.

Die 2014 gegründete gemeinnützige GmbH hat ihren Sitz ebenfalls in Berlin, soll nun aber offenbar nach Palma expandieren - wo die ehemalige Pension La Torre inzwischen in neuem Glanz erstrahlt. Der in Teilen unter Denkmalschutz stehende Bau wurde nicht nur renoviert, sondern in seinem Inneren mit mehreren luxuriösen Apartments ausgestattet, wie der damals zuständige Architekt Fernando Ferreira bereits im Mai 2015 der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" berichtete.

Doch für wen sind die Wohnungen gedacht? Für Not leidende Frauen und Kinder - wie es die Handelsregisterangaben über den Zweck der gemeinnützigen Gesellschaft vermuten lassen? Darin ist von der Errichtung von Mutter-Kind-Häusern in Entwicklungsländern und von Wohnraum zu vergünstigten Konditionen für alleinstehende Müttern mit minderjährigen Kindern die Rede. Dort heißt es zudem, dass erste Tätigkeitsschwerpunkte der Gesellschaft in Kenia und/oder auf den Philippinen liegen sollen. Der einzige Hinweis, der sich im Internet sonst auf die Stiftung findet, ist die Facebook-Seite der „Mother and Child Foundation - Thodupuzha. Kerala/India", die offenbar Hilfsprojekte in Südindien unterstützt, aber alles andere als seriös wirkt. Der Link auf eine gleichnamige Website ist tot.

Offenbar hat Thielebeules „Mother and Child Foundation" aber nichts mit Indien am Hut, auf einem inzwischen an der ehemaligen Pension La Torre angebrachten Schild werden lediglich „förderfähige Standorte" in der kenianischen Hauptstadt Mombasa, nahe der philippinischen Hauptstadt Manila und auf Sansibar in Tansania erwähnt. „Da es auf Mallorca relativ viele Frauen mit Kindern aus diesen Ländern gibt, wurden in dem Haus möblierte Apartments eingebaut", teilte Thielebeule der MZ im April 2016 in einem Schreiben mit - dessen eigentlicher Anlass der „vollkommen falsche" Artikel aus dem „Diario de Mallorca" vom Mai 2015 war, auch wenn auf die angeblichen Fehler nicht näher eingegangen wird. In dem Bericht ging es hauptsächlich um die Historie des Gebäudes und dessen Sanierung, wobei auch Thielebeule und die Stiftung Erwähnung fanden - und zwischen den Zeilen durchaus der Eindruck entstehen konnte, dass hier irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass eine Stiftung nicht allein zum Zweck der Wohltätigkeit gegründet wurde, sondern mit dem Ziel, in den Genuss von Steuervorteilen zu kommen.

Einen derartigen Verdacht will Klaus Thielebeule natürlich nicht auf sich sitzen lassen - allerdings wird die Sache durch seine neuesten Aussagen nicht wirklich in ein besseres Licht gerückt. Vom Vorhaben, in La Torre Apartments für Frauen einzurichten, distanziert er sich im Telefonat mit der MZ. Das Anwesen solle künftig lediglich als Verwaltungsgebäude der Stiftung dienen - wie es bereits auf dem dort angebrachten Schild steht. Derzeit lägen diese Pläne aber auf Eis. „Wir müssen da noch einige Dinge mit dem Bauamt klären", sagt Thielebeule und verweist auf die Auflagen der spanischen Behörden - ob es dabei um den Denkmalschutz oder die Nutzung des Gebäudes geht, bleibt offen. Auch zur „Mother and Child Foundation" macht der Deutsche keine konkreten Angaben, die Stiftung befinde sich noch im Aufbau, erklärt er.

Und so wundert es nicht, dass die Eröffnung des Stiftungshauses, die Thielebeule für Juni oder Juli angekündigt hatte und über die er sich explizit Pressebericht­erstattung „über Palma hinaus" wünschte, weiter auf sich warten lässt. Das Gebäude stehe bis auf Weiteres leer. „Da gibt es derzeit nichts zu berichten", sagt Thielebeule, der nun auf einmal gar nicht mehr an Medienrummel interessiert scheint - während La Torre erneut in Dornröschen­schlaf zu fallen scheint.