Nicht alles im Immobiliensektor auf Mallorca dreht sich um Luxus, auch wenn manchmal dieser Eindruck entsteht. Den allermeisten Inselbewohnern geht es eher darum, einfach ein Dach über dem Kopf zu haben. Und das wird in Palma für weite Teile der Bevölkerung inzwischen schwieriger. In der Altstadt gibt es so gut wie gar keine günstigen Kauf- oder Mietwohnungen mehr, so klein sie auch sein mögen, und auch außerhalb des Innenstadtrings ziehen die Preise kräftig an. Wirklich günstig ist es nur noch in Einwanderervierteln wie Son Gotleu oder La Soledat, wo sich die

Wohnungen teilweise in einem erbärmlichen Zustand befinden.

Da wählen immer mehr Menschen den Weg in den Speckgürtel von Palma, der mit Auto und Bahn noch gut zu erreichen ist. Marratxí, Santa Maria, Alaró, Binissalem, Consell oder auch Santa Eugènia heißen die Ausweichquartiere für die wohnungssuchende Bevölkerung. Das schlägt sich in den Preisen nieder. Die MZ hat sich bei Maklern umgehört, die im Radius von etwa 10 bis 15 Kilometern um Palmas Nordosten Immobilien vermarkten. Der Tenor ist eindeutig: Auch das direkte Umland von Palma ist kein Schnäppchen mehr, weil eine stetig steigende Nachfrage auf ein geringes Angebot trifft.

Kaufen wird schwieriger

Vor allem Orte wie Santa Maria und Alaró sind begehrt. Laut Ivan Bruck, Makler bei Inmogestión Balear, gehen Wohnungen und Häuser zumindest teilweise inzwischen zu Preisen weg, die schon an Palmas Trendviertel Santa Catalina erinnern. „Nicht umsonst sind es viele finanziell gut gestellte Ausländer, die in diesen Orten am Rand der Serra de Tramuntana kaufen, weil sie den Charme eines ursprünglichen mallorquinischen Dorfes suchen, aber auch die Nähe zu Palma." Und, wie es eben so sei, suchten die Menschen alle mehr oder weniger dieselben Eigenschaften bei ihrer Immobilie. „Die Leute wollen vor allem Wohnungen, die es nicht gibt: Erdgeschoss, mehrere Zimmer, Terrasse oder Garten", klagt Maklerin Esther Arroyo von der Agentur AMG.

Martin Köhler, der sein Immobilienbüro Inmobiliaria Santa Maria mitten im Zentrum des schmucken Ortes hat, berichtet von einem anderen Problem. „Ich habe zwar viele Häuser im Angebot und auch viel Nachfrage, aber die Verkäufer haben, anders als vor ein paar Jahren, keine Eile mehr und fordern momentan Preise, die die Käufer nicht zu zahlen bereit sind." Es gebe in nahezu allen Preislagen eine große Diskrepanz zwischen den Vorstellungen der Verkäufer und denen der Käufer. „Viele möchten eine Wohnung im Bereich von 120.000 bis 150.000 Euro, vor allem Leute, die sich Palma nicht mehr leisten können. Aber die ­Verkäufer wollen 200.000 Euro aufwärts für ihre Immobilie." Köhler versucht dann zu vermitteln, doch oft genug wird es nichts mit dem Verkauf.

Das gleiche Bild bei den Fincas: Die Käufer interessierten sich für Häuser mit Grundstück zum Preis von bis zu einer halben Million Euro, „doch die Verkäufer wollen 800.000 Euro bis eine Million". Zu viele Verkäufer glauben offenbar schon wieder, ein gutes Geschäft machen zu können, nachdem sich der Immobilienmarkt auf der Insel in den vergangenen eineinhalb Jahren erholt hat.

Ausnahme hier: Marratxí. In der zerklüfteten Gemeinde mit ihren zahlreichen Siedlungen und nach Angaben von Bruck rund 2.000 Doppelhaushälften und Einfamilienhäusern liegen die Quadratmeterpreise noch unter denen von Santa Maria oder Alaró. Für Menschen mit wenig Einkommen aber sind sie immer noch zu hoch. Da es außer in Pont d´Inca kaum Wohnblocks gibt, sind die klassischen Zwei- oder Drei-Zimmer-Wohnungen rar gesät. Die ­Häuser beginnen bei Preisen von etwa 250.000 Euro - bereits zu viel für einen durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmer auf der Insel, der mit 1.000 bis 1.500 Euro nach Hause geht und wenig Ersparnisse angesammelt hat.

Mieten ist aussichtslos

Wo es für Käufer schon schwierig ist, haben Mieter in Palma und Umgebung gar nichts mehr zu lachen. Natalia Bueno, Inhaberin einer Immobilienagentur in Binissalem und Vizepräsidentin der Makler-Vereinigung API auf den Balearen, spricht von einem „sozialen Drama". „Ich sage das in einer Endlosschleife den Politikern der Landesregierung: Wir brauchen mehr Sozialwohnungen." Der Preisdruck, der von den Mietpreisen in Palma auf das Umland ausstrahle, sei eine Bedrohung für die Lebensqualität der Mittelschicht.

Ein Großteil der Probleme - darin stimmen alle befragten Makler überein - rührt von der Ferien­vermietung her, mit der sich in kurzer Zeit eine hohe Rendite erzielen lässt. Immer mehr Investoren kaufen Wohnungen und Häuser auf, um sie zu vermieten. Das gibt leicht eine Rendite von etwa vier Prozent im Jahr und damit deutlich mehr, als mit den meisten anderen Geldanlagen zu erzielen ist.

Die hohen Mietpreise ­treiben mitunter merkwürdige Blüten: „Ich sehe immer wieder, dass Leute, die eigentlich etwas mieten wollen, sich das nicht leisten können und deshalb kaufen", berichtet Natalia Bueno. Und so wird das Ganze zum Teufelskreis: Inzwischen gibt es in den kleinen Orten vor den Toren von Palma kaum noch ein Angebot an Mietobjekten. „Ich habe im Moment gerade mal eine Luxusvilla zur Miete im Angebot", sagt Bueno, und

Martin Köhler aus Santa Maria bestätigt: „Ich bekomme jeden Tag vier bis fünf Anfragen nach erschwinglichen Mietwohnungen, obwohl ich mich vor einem Jahr von diesem Segment verabschiedet habe. Es kam schlicht nichts he­rein." Auch Inmogestión Balear hat den Mietmarkt aufgegeben.

Was bleibt dem arbeitenden Single oder der jungen Familie ohne große Ersparnisse? „Unabhängig davon, ob sie kaufen oder mieten, müssen sie aus dem Einzugsbereich von Palma wegziehen", sagt Ivan Bruck. In Campos etwa preise er seit Monaten eine neuwertige Wohnung mit knapp 100 Quadratmetern für 90.000 Euro wie sauer Bier an. „Da kommen noch nicht mal Inte­ressenten zur Besichtigung vorbei."