„Egal, ob du eine Blockhütte in den Bergen oder ein freies Zimmer hast - verdiene zusätzliches Geld, indem du Gäste bei dir begrüßt." Es klingt romantisch und bodenständig, wie die Internetplattform Airbnb auf ihrer Seite Immobilienbesitzer zur Ferienvermietung motivieren will. „Du planst eine Traumreise oder möchtest dein Zuhause renovieren? Verwende das Extra-Einkommen für alles, was dein Herz begehrt", heißt es weiter. Auch in der Diskussion um die Ferienvermietung auf Mallorca wird von den Befürwortern immer wieder die einfache mallorquinische Familie ins Spiel gebracht, die sich mit der Vermietung ihres Wohnraums an Urlauber ein Zusatzeinkommen verschafft.

Doch der Markt wird auch für die „Großen" immer interessanter. „Man kann mit der Ferienvermietung richtig Geld machen. Und genau deshalb ist daraus mittlerweile ein echtes Business geworden", sagt Jaume Adrover. Er ist Sprecher der Umweltaktivisten von Terraferida, die der Ferienvermietung kritisch gegenüberstehen. Schon mehrfach hat Terra­ferida Studien über das Angebot auf den Balearen von Portalen wie Airbnb und Homeaway (in Deutschland fewo-direkt.de) veröffentlicht. Unter anderem wird darin aufgezählt, wie viele Unterkünfte die einzelnen Anbieter online anpreisen. „Die Hälfte des gesamten Angebots auf den Balearen bei Airbnb teilen sich 99 Anbieter", sagt

Adrover. Einige hätten bis zu 750 Immobilien im Angebot. „Das hat nichts mehr mit der armen Familie zu tun, die ihre kleine Wohnung vermieten muss, um über die Runden zu kommen", wettert Adrover.

Viele dieser „big player" haben ihren Sitz nicht auf den Balearen, sondern in Deutschland, den Niederlanden oder den Arabischen Emiraten. Bei einigen Anbietern ist die Herkunft gar nicht auszumachen, etwa bei „Russell or David", der Nummer eins auf den Balearen mit mehr als 4.900 Unterkünften im Portfolio. „Top Villas Mallorca S.L." (knapp 460 Angebote auf HomeAway) wimmelt die MZ freundlich aber bestimmt ab. Meik Hildebrandt (knapp 200 Immobilien), der seinen Privatnamen angibt, eigentlich aber für die Firma Fincahit.com (Bochum) tätig ist, vertröstet den Anrufer am Telefon immer wieder.

Anders die Nummer zwei: die Firma Villafinca, die mehr als 1.380 Immobilien bei HomeAway zur Ferienvermietung anbietet. Der offizielle Sitz ist in Neubrandenburg, doch die MZ wird an ein Büro in Inca verwiesen. Alles sei legal und registriert, und man biete nur freistehende Einfamilienhäuser an, versichert man dort. Wo die Einkünfte versteuert würden? Darüber herrscht kurz Verwirrung, dann übernimmt Produktmanager Jan Serra das Wort. „Schreiben Sie: der überwiegende Teil in Deutschland", sagt er und betont dann: „Uns gehört keine einzige der Immobilien. Wir arbeiten für kleinere Immobilienagenturen auf der Insel, die wiederum für Privatleute die Organisation der Ferienvermietung übernehmen." 95 Prozent dieser Leute böten nur ein oder höchstens zwei Unterkünfte für Touristen an. „Das hat mit big playern also nichts zu tun", betont Serra.

Tatsächlich kommt es immer mehr in Mode, die Vermietungsorganisation anderen zu überlassen. Airbnb wirbt mittlerweile sogar aktiv damit. „Jetzt kannst du dir einen einheimischen Gastgeber suchen, der dir hilft, deinen freien Wohnraum zu vermieten und so zusätzliches Geld verdienen." Franz ist so einer. So heißt er zumindest im Online-Gastgeberprofil neben einem schmucken Ferienvilla-Angebot. Erst wenn man Franz' Profil anklickt, um mehr über ihn zu erfahren, wird klar, dass er für eine Verwaltungs-firma arbeitet und die Touristen niemals den wahren Besitzer der „authentischen mallorquinischen Finca" zu Gesicht bekommen werden. Jaume Adrover will sogar von Hoteliers gehört haben, die Immobilien im großen Stil anbieten. „Aber das nachzuweisen, ist sehr schwierig", sagt er.

Die angebotenen Objekte sind durchaus beeindruckend: Es sind viele Villen mit Pool darunter, mit spektakulären Panoramaterrassen. Kosten: ab 200 Euro pro Nacht, nach oben sind die Grenzen offen. Natürlich gibt es daneben auch die einfachen Wohnungen, die von Jaume oder Xavier angeboten werden. Manuel zum Beispiel preist sein Ferienhaus in Son Serra de Marina an, in seinem Gastgeberprofil schreibt er, dass er gerne Sport macht und seine Heimatinsel liebt. Und Damian und seine Frau betonen, dass sie nur zehn Minuten von ihrem Ferienhaus in Sa Ràpita entfernt wohnen und sich um alles persönlich kümmern.

Doch auch Manuel und Damian verlangen rund 130 Euro pro Übernachtung. Das macht - angenommen, sie vermieten ihre Immobilien im Sommer durchgehend - rund 3.900 Euro pro Monat. Bei einem durchschnittlichen Bruttomonatslohn auf den Balearen von gut 1.700 Euro ist das wohl kaum als kleiner „Zuverdienst" oder „Extra-Einkommen" zu werten.