„Man merkt schon seit anderthalb Monaten, dass wieder mehr Wohnobjekte auf den Langzeit-Mietmarkt auf Mallorca kommen", sagt Magda Pajor von der Immobilienagentur Atlas Inter­euro. Sie ist sich sicher: „Die Leute wollen es nicht riskieren, mit illegaler Ferienvermietung erwischt zu werden. Die Strafen schrecken ab." Viele gäben die Idee auf, mit touristischer Vermietung gutes Geld zu machen, so Pajor. Sie habe von vielen Leuten gehört, die spätestens nach diesem Sommer aufhören wollten. Die Unternehmerin ist fest davon überzeugt, dass sich der Markt dann wieder erholen und die Wohnungsnot auflösen werde. „Ganz sicher, zu tausend Prozent."

Sollten die Strafandrohungen tatsächlich Wirkung zeigen, hätte die balearische Linksregierung mit minimalem Aufwand den Markt der Langzeitmiete wieder ins Lot gebracht - ohne Heerscharen von Inspektoren einzustellen. Die Theorie: Nachdem seit Inkrafttreten des neuen Regelwerks am 8. August Geldbußen für Vermieter von Ferienapartments von bis zu 40.000 Euro drohen, besinnen sich Eigentümer auf die Langzeitmiete. Zumal das Gesetz zwar prinzipiell in Zukunft die Zulassung von Ferienapartments vorsieht, diese aber bislang im Gegensatz zu Ferienhäusern durch die Bank illegal sind.

Ein Blick in die Vermittlungsportale zeigt deutliche Veränderungen: Zahlreiche Angebote sind verschwunden - allerdings nicht, weil die Portale die Apartments aus dem Angebot nehmen, sondern weil die Eigentümer ihre Anzeigen zurückziehen. Bei HomeAway etwa, neben Airbnb einem der größten Anbieter auf Mallorca, schrumpfte das Angebot von 3.363 Apartments innerhalb einer Woche auf unter 2.800. Ähnlich ist die Entwicklung bei den anderen Anbietern. Nur die Hotelmarke Be Mate, die auf ihrer Website auch Ferienwohnungen vermittelt, nahm alle 38 Angebote auf der Insel heraus - Mallorca wird nicht mehr angeboten.

Dass diese Apartments dann aber mehrheitlich zur Langzeitmiete angeboten werden, bezweifelt Joan Miralles - dabei hat der Vorsitzende des Verbands der Ferienvermieter auf den Balearen (Aptur) den Mitgliedern explizit empfohlen, alle Apartments umgehend aus dem Angebot zu nehmen, um keine Geldbußen zu riskieren. „Die meisten Besitzer vermieten dann aber lieber gar nicht", meint Miralles. Zum einen handle es sich bei den Ferienapartments um Zweitwohnungen an der Küste, die Eigentümer zumindest zeitweise selbst nutzen wollten. Zum anderen gebe es große Vorbehalte gegenüber Langzeitmietern. „Es ist ein Irrglaube, dass Residenten automatisch als Nachmieter folgen." Viele Apartments dürften vielmehr wieder unter der Hand Bekannten überlassen oder aber verkauft werden.

Auch Wohnungseigentümer und Ferienvermietungsgegner Helmut Himmighofen ist nicht so euphorisch. Nachdem Urlauber in seiner Wohnanlage in Cala d'Or den Hausfrieden störten, schloss er sich 2016 mit Wohnungseigentümern der ganzen Insel zusammen. Seine Anforderungen an das neue Gesetz sind hoch. „Soweit ich es sehe, stecken hinter den Änderungen im Tourismusgesetz viele gute Ideen", so Himmighofen. Vor allem, dass die Vermieter nun in der Pflicht sind, nachweisen zu müssen, dass es sich bei ihren Gästen nicht um Urlauber handelt, sei positiv zu bewerten. Doch letztlich hänge der Erfolg davon ab, wie aktiv die Behörden Verstöße aufdecken und ahnden. „Anzeigen müssen nun schnell bearbeitet und Bußgelder schnell eingetrieben werden", findet Himmighofen. „Wichtig ist, dass auf die Worte jetzt Taten folgen, sonst verliert das Gesetz an Abschreckung."

Ulrike Eschenbecher von der Highclass-Immobilienagentur Porta Mallorquina sieht das ähnlich. „Die Landesregierung muss durchgreifen, das Regelwerk darf sich nicht als zahnloser Tiger entpuppen." Zwar beobachte auch sie, dass einige illegale Ferienvermieter kalte Füße bekommen hätten. „Aber das ist noch nicht die Masse. Wir gehen etwa von zehn Prozent aus."

Auswirkungen auf das Mietpreisniveau könne man noch nicht feststellen. „Wir vermuten, dass es sich gerade einpendelt." Mit einem ähnlichen Niveau wie vor dem Ferienvermietungs-Boom dürfe man aber nicht rechnen. „Viele Eigentümer haben ihre Immobilien ja eigens für die Touristen renoviert. Dementsprechend sind die Wohnungen jetzt auch mehr wert. In Palma wurde das Stadtbild aufgewertet - und das hat seinen Preis."

Dem Index des Portals Fotocasa zufolge ist zumindest ein kleiner Preisabfall in Palma auszumachen: Von Juni auf Juli fiel der durchschnittliche Mietpreis um 1,8 Prozent auf 9,91 Euro pro Quadratmeter. Das sind immer noch 22,6 Prozent mehr als der spanienweite Durchschnitt von 8,08 Euro, aber vier Prozent weniger als im Mai 2017. Damals kostete der Quadratmeter in der Altstadt 10,33 Euro - so viel, wie nie zuvor.

Ferienvermietung auf Mallorca: Fragen und Antworten zum neuen Regelwerk