Der spanische Herr im Anzug in der ersten Reihe ist bereits ein paar Mal aufgestanden. Er dreht sich zum Publikum um, erklärt die notwendige Neuparzellierung in der Urbanisation La Mola, verweist auf falsch berechnete Quoten, die den Anwohnern in Rechnung gestellt wurden, und berichtet von weiteren Problemen der Urbanisation in Port d'Andratx, die einer Lösung harren. Bis den Herrn ein Anwohner auf Deutsch unterbricht: „Wer sind Sie eigentlich?", wird der kundige Redner aus der ersten Reihe gefragt.

An diesem Freitag (19.1.) sind im Steigenberger Hotel in Camp de Mar erstmals wirklich alle Beteiligten des Dramas rund um La Mola zusammengekommen und hoffen auf eine schnelle und gerechte Lösung, wie es Hans Lenz formuliert, Mitinitiator und Geschäftsführer Engel & Völkers Mallorca South­west. Auf dem Programm steht die Gründung einer sogenannten Erschließungsgemeinschaft, die den gordischen Knoten von La Mola durchschlagen soll. Oder korrekt ausgedrückt: die die juristische und raumplanerische Ordnung wieder herstellen hilft.

La Mola ist die einzige von zehn ursprünglich privaten Urbanisationen in Port d'Andratx, die trotz des vor zehn Jahren abgeschlossenen Vertrags mit der Baufirma Acciona noch immer ohne funktionstüchtige Infrastruktur ist. Und solange La Mola nicht an die Kanalisation angeschlossen wird, darf die Gemeinde auch keine neuen Baugenehmigungen ausstellen.

Der Herr in der ersten Reihe dürfte die Probleme so gut kennen wie sonst kaum jemand: Gerardo Bascones, Grundstücksbesitzer, Sohn des einstigen Bauträgers von La Mola - sowie jetzt auch ohne Gegenstimme gewählter Präsident der neuen Erschließungsgesellschaft. Deren Ziel: Die Anwohner sollen von nun an mit einer Stimme sprechen. Mit dem Gründungsakt wechseln die Anwohner zudem von der Zuschauer- in die Akteursrolle. Denn die Gemeinschaft soll an den Erschließungsarbeiten mitwirken und die Neuparzellierung ausarbeiten lassen. Zwar hatte die Gemeinde Andratx eine solche bereits 2009 vorgenommen, dabei aber von den Anwohnern bereits getätigte Investitionen in die Infrastruktur außer acht gelassen, wie die Richter 2012 nach einer Anzeige von Bascones monierten - und damit das Infrastrukturprojekt für nichtig erklärten.

Warum man seitdem in La Mola praktisch nicht vom Fleck gekommen ist, versuchte Baudezernent Jaume Porsell (Volkspartei, PP) den Residenten mit Verweis auf das Urteil, die Bebauungsvorschriften von 2007 und die Abhängigkeit von anderen Institutionen wie dem Inselrat zu erklären. Alles sei unglaublich kompliziert, aber „ich will hier klarstellen, dass wir nicht etwa wegschauen, weil in La Mola vor allem Ausländer leben", so Porsell, der von einem bürokratischen „Albtraum" sprach, der freilich der Vorgängerregierung im Rathaus geschuldet sei. Man wolle aus Fehlern lernen und begrüße es, einen neuen Ansprechpartner zu haben.

Mit einer Stimme wird noch nicht gesprochen. Die Aufforderung der resolut moderierenden Anwältin Blanca Capellà, mit den Fragen bis zum Schluss zu warten, bleibt ohne Erfolg - so verfahren die juristische und städteplanerische Lage, so ungeordnet melden sich auch die Anwohner zu Wort. „Ich kann mir nicht vorstellen, was so schwierig daran ist, eine Straße zu bauen", meint ein Deutscher. Und ein Spanier will ganz genau erklärt haben, wie die Beitragsgebühr von 250 Euro, der Umfang der Grundstücke und die Stimmengewichtung zusammenhängen. „Wenn wir es schaffen, dass die Quoten der Gemeinde auf die Hälfte sinken, sind die 250 Euro gut investiert", argumentiert Bascones. Dem Unternehmer gehören immerhin noch zehn Prozent der Grundstücke in La Mola, wie er im Gespräch mit der MZ erklärt.

Man möchte nicht tauschen mit den Simultandolmetschern in ihren Kabinen, die die ganze Zeit über das Behördenspanisch ins Deutsche und Englische übersetzen. Auch das an die Spitze der Vereinigung gewählte Team spiegelt die internationale Durchmischung der Anwohner wider: Neben einem Dänen gehört der Deutsche Florian Willert dem Vorstand an.

Der Hamburger Unternehmer ist zufrieden mit der Resonanz und erhofft sich von der Initiative auch mehr Transparenz und Kommunikation. In den kommenden Wochen wolle man nun weitere Anwohner zum Mitmachen motivieren. Und wenn dann ab Frühjahr mehr Ausländer nach La Mola kommen, werde es weitere Veranstaltungen geben. Als Sitz der Vereinigung wurde die Kanzlei von Anwalt Jaime Lamas gewählt (Tel.: 971-57 50 67, Mo.-Fr. 10-14 Uhr).

www.vecinosdelamola.com