Früher wäre niemand auf die Idee gekommen, nach Ca‘s Concos zum Essen zu fahren. Das hat sich grundlegend geändert, seit es das Viena von Rainer Fichel gibt - ein klassisches Bistro, das in dieser Art wohl einzigartig auf Mallorca ist

Mittlerweile kennt man Rainer Fichel nicht nur in Ca‘s Concos. Aus gutem Grund. Denn sein Viena ist ein Wirtshaus mit Kultstatus, ist Bar, Bistro und Restaurant in einem - und ein Lokal, das man so auch in Barcelona oder Berlin, in Paris oder London finden könnte. Von den Wänden mit großformatiger Kunst blättert schon ein wenig die Farbe, ein bisschen abgeschnuddelt sind sie, würde man in Norddeutschland sagen, aber gerade deshalb ist dieses Viena so wunderbar zum Wohlfühlen.

Dunkelgrüne Lederbänke, Tische mit dunkelgrünen Terrazzo-Steinplatten, Kachelboden. Und auf den Tellern Gerichte zum Fingerlecken. Da gibt es zum Beispiel Erbsensuppe (5,80 Euro) oder Garnelen im Kartoffelnest auf Chili- und Joghurt-Dip (9,90 Euro), Chorizo-Würstchen in Weißwein (5,40 Euro) oder das berühmte Viena-Schnitzel mit schwäbischem Kartoffel-Gurken-Salat (14,90 Euro, 11 Euro die halbe Portion).

Das Schnitzel hat schon deshalb für Furore gesorgt, weil es erstens gut schmeckt und zweitens eine skurrile Geschichte „erzählt“. Als Fotograf und Autor Fichel nämlich vor elf Jahren nach Mallorca kam, hatte er nicht das nötige Kleingeld, um in einem Dorf wie Ca‘s Concos ein Restaurant mit 50 Plätzen zu eröffnen.

Was also tun? Ganz einfach: Man erfindet eine Schnitzel-Aktie für 1.300 Euro und lässt die Aktionäre diese anschließend für 2.600 Euro „abfuttern“! Die Idee war dem deutschen „Spiegel“ eine dreiviertel Seite wert. Der Werbeeffekt war enorm, an die 100 Interessenten in Windeseile gefunden. So etwas nennt man wohl eine klassische Win-Win- Situation, jeder profitiert.

Der finanzielle Grundstock für das Projekt Viena war gelegt. Fichel legte los. Furios. Denn die Aktionäre entpuppten sich als „sehr ausgezeichnete Multiplikatoren“, was für weitere Kundschaft sorgte. „Ich kam ja zu diesem Restaurant wie die Jungfrau zum Kind“, sagt der heute 67-jährige Fichel. „Etwas blauäugig sogar, aber es hat geklappt.“

Denn eigentlich wollte er 1996 mit Freunden Menorca umsegeln, aber da es so windig wurde, „dass der Gin Tonic überzuschwappen drohte“, änderte man die Pläne, machte eine Landpartie auf Mallorca und kam durch das Dörfchen im Süden. Man kehrte ein in eine Eckkneipe, und Fichel dachte sich: „Eigentlich ist dieses Lokal wunderschön.“ „Kannste mieten“, hieß es lapidar. Und es dauerte nicht lange, da hatte sich Fichel entschieden, das Ganze umbauen und renovieren zu lassen, Hamburg den Rücken zu kehren und gen Mittelmeer zu ziehen.

Am Herd steht heute Christian Klement, dem es gelingt, eine bodenständige Küche mit Pfiff, aber ohne „Tüdelüt“ auf den Tisch zu bringen. Da gibt es zum Beispiel zarten Lammrücken mit einer Kräuter-Senfkruste, Bohnen-Paprika-Gemüse und Gnocchi (21,20 Euro) oder Rippchen vom schwarzen Schwein mit Back-Kartoffeln und gemischtem Salat (17 Euro). Natürlich legt ein Mann wie Fichel auf gute Tropfen wert. So bietet er Weine an zu Preisen zwischen 12,90 und 90 Euro, darunter viele Mallorquiner sowie die Viena-Weine, die nach dem Geschmack des Chefs von Winzer Luis Amero aus Felanitx gekeltert wurden.

Logo des Lokals ist ein fliegendes Schwein. Getreu dem Motto: When pigs can fly, everything can happen (Wenn Schweine fliegen können, kann alles passieren). Diese Schweindl zieren nicht nur Speisekarten, Gläser, Teller. Sie hängen auch silbern an Ketten. Und sogar als Ohrschmuck ist das geflügelte Borstenvieh zu haben. Nichts scheint unmöglich …

Viena, Ca‘s Concos

Telefon: 971-84 22 90.

Das Viena ist von 12 Uhr bis der letzte Gast gegangen ist geöffnet, 365 Tage im Jahr.

In den angegebenen Preisen ist die Mehrwertsteuer enthalten.

Das Viena bietet auch Catering an.