Fast wären wir daran vorbeigelaufen. Nur eine kleine Leuchtreklame weist auf das Restaurant Ca Na Toneta in Caimari hin. Dabei sind die Betreiberinnen, allen voran Maria Solivellas, in dem Dorf bekannt wie bunte Hunde. Denn in dem Haus ihrer Tante Antonia haben sie ein Lokal eingerichtet, das auf der Insel seinesgleichen sucht. Nicht nur, dass hier alles unbeschreiblich weiblich, nämlich komplett in Frauenhand ist, hier kommt auch nur auf den Tisch, was ökologisch angebaut wurde. „Das Obst und Gemüse, das wir verarbeiten, kommt aus unserem eigenen Garten“, sagt Maria Solivellas. So ist er es, der den Speiseplan bestimmt.

Im Grunde war es das Attentat von New York im September 2001, das Mallorca dieses Restaurant beschert hat. Denn Solivellas, von Beruf Theater- und Musikproduzentin, war wegen eines Jobs gerade drauf und dran, in die US-Metropole zu ziehen, als das World Trade Center angegriffen wurde. Kein gutes Omen, entschied die heute 38-Jährige - und band sich die Schürze um. Sie wollte auch auf der Insel etwas Kreatives tun, entschloss sich, bei ihrer Mutter, die gemeinsam mit der Schwester bereits ein Restaurant betrieb, in die Lehre zu gehen. Maria bedurfte einiger Nachhilfe, zunächst brachte sie nicht viel mehr als ein Spiegelei zustande. Also begann sie an den Töpfen zu experimentieren, machte ihre kaum vorhandenen Kochkenntnisse mit einer Riesenportion Intuition wett. Genau das war es, was ihre Mutter ihr beibrachte: immer schön aus dem Bauch heraus. Maße? Einheiten? Was ist das?

Maria übernahm die Federführung, Seite an Seite mit Teresa, ihrer Schwester, die Frau für die Süßspeisen. Über die Stühle wurden weiße und gelbe Hussen gehängt, die Wände teilweise weiß getüncht, Fenster mit Patchwork-Häkeldecken im Flower-Power-Stil verziert. Bei Maria Solivellas gibt es keine Karte, bei ihr gibt es ein Degustations-Menü: fünf Gänge, 26 Euro. Der Wein geht extra. Bei ihr schmeckt‘s nach Mallorca. „Die traditionelle Inselküche ist eben das, was ich am besten kenne und daher am besten interpretieren kann“, sagt sie und zieht dabei genußvoll an einer selbstgedrehten Zigarette.

Viel Vegetarisches gibt es bei ihr, „so wie es das früher auf der Insel immer gab“ und niemals „Modefische“ wie Zackenbarsch oder Steinbutt, sondern pescado pobre, den Fisch also, den stets die einfachen Leute aßen, Meerbarben oder Sardinen etwa. Dabei achtet sie beim Einkauf sehr auf Nachhaltigkeit: Solivellas ist die Vizepräsidentin der Slow-Food-Bewegung. Fische zum Beispiel, die mit Schleppnetzen gefangen wurden, kommen bei ihr nicht auf den Tisch, weil durch diese Fangmethode der Meeresboden zerstört wird. Das Ca Na Toneta mit seinen 35 Plätzen ist nur an den Wochenenden geöffnet. Und stets rappelvoll. Keine Krise also? „Krise? Welche Krise?“, fragt sie.

Ca Na Toneta, C/. Horitzó 21, Caimari.

Telefon: 971-51 52 26.

Geöffnet: Freitag, Samstag, Sonntag 13.30 bis 15 Uhr, 20.30 bis 23 Uhr, sowie an allen Festtagen und den Vorabenden.