Jahrzehntelang sind sie über die Weltmeere geschippert: Evelyne Plagie und John Drummond. Jetzt haben die beiden auf Mallorca festgemacht - und bieten vietnamesische Küche im feinen Bistro-Stil.

Sie sind 35 Jahre lang um die Welt gesegelt, bis sie schließlich Anker geworfen, ein Haus in Palma gekauft und im Erdgeschoss ein kleines Restaurant eingerichtet haben: Evelyne Plagie und John Drummond (beide 53). „Las Olas“, die Wellen, heißt das Lokal mit seinen 34 Plätzen, wie sonst? Bei den Besitzern? An den Wänden hängen mittelalterliche Seekarten, über der Theke wacht, festgezurrt an metallenen Ketten, eine barbusige Gallionsfigur - ein Hauch Seefahrt in der Altstadt.

Auf der Speisekarte findet man etwas, dem man nur selten auf Mallorca begegnet: vietnamesische Küche. Und diese wird von Plagie zubereitet, die zwar in Kambodscha geboren wurde, deren Familie aber aus Vietnam stammt. Seit sie 17 ist, kocht sie mit Leidenschaft. „Das ist meine Quelle des Glücks“, sagt sie. Kochen ist sozusagen ihr Lebenselixier - „und vor allem das Essen“, fügt sie hinzu.

Davon schwärmt auch John. Vom Schmortopf mit Schweinefleisch nach Hausfrauenart zum Beispiel, der mit duftendem, langkörnigem Thai-Reis und einem in Schwarztee geköcheltem Ei serviert wird („ganz typisch“). Oder vom milden Curry mit Fisch und Kokosmilch, das als Amok de Pescado (16 Euro) auf der Karte zu finden ist.

Zu den vietnamesischen Röllchen, die mit Hackfleisch und/oder Gemüse gefüllt werden, kommt die berühmte Nuoc-Mam-Sauce auf den Teller, eine traditionelle Fischsauce mit Zitrone, Knoblauch, Zucker, gemahlenen Erdnüssen. Für Plagie ist das der Geschmack Indochinas. Ein uraltes, traditionelles Gewürz, das in ähnlicher Form bereits die Römer verwendet haben. „Garum nannten sie ihre Fischsauce, die nachweislich schon zu Cäsars Zeiten benutzt worden ist“, erzählt Plagie. Und sie lächelt nur leise darüber, dass jetzt ein paar Sterneköche die Sauce als Non-Plus-Ultra-Gewürz entdeckt haben, sie als das Neueste vom Neusten preisen.

Ohnehin ist Plagie von „Chichi“ weit entfernt. Mehr Schein als Sein ist ihre Sache nicht. Und so geht es im Las Olas nicht sehr formell zu. Es ist ohnehin das Familiäre, das den Charme dieser Gaststätte ausmacht.

Die Zahl der Gerichte ist übersichtlich. So muss es sein, wenn alles frisch sein soll. Eine Handvoll Vorspeisen (5 bis 7,50 Euro), zwei Salate (8 und 9 Euro), vier Hauptgerichte (9,50 bis 17,50 Euro) sowie fünf Nachspeisen (5,50 Euro). Fertig. Das war‘s.

Auf einer Tafel wird zudem das täglich wechselnde Mittagsmenü annonciert (montags bis freitags, 13,55 Euro, inklusive Brot, Oliven und einem Getränk). Da könnte zum Beispiel ein gemischter Salat mit Parmesan und Trüffelöl angeboten werden, dem ein Filet Stroganoff als Hauptspeise und ein Brownie mit Vanillesauce zum Nachtisch folgt.

Die Rezepte stammen aus Plagies Familie, aus Kochbüchern und Zeitschriften - und manchmal auch aus einer Supermarkt-Schlange. Es kann nämlich durchaus passieren, dass Plagie in den Wagen ihrer Vorderfrau oder ihres Hintermannes schaut und fragt: „Und? Was kochen Sie daraus?“

John, in Belfast geboren, ist für den Service und die Weinauswahl zuständig, bietet spanische Tropfen inklusive einiger Mallorquiner, zu Preisen zwischen 10 und 22 Euro pro Flasche. Der café solo schlägt mit 1,45 Euro zu Buche, der café con leche mit 1,75 Euro. Ein Bier (0,3 l aus der Flasche) ist für 2,15 Euro zu haben.

Plagie wirbelt in ihrer Mini-Küche herum, die so kompakt wie praktisch eingerichtet ist. „Ich bin es gewohnt, auf engstem Raum zu arbeiten, hier ist es nicht viel anders als auf einem Boot“, sagt sie. Was viele Vorteile hat: Die Wege sind kurz. In die Durchreiche zum Essraum hat sie zwei Bullaugen einbauen lassen. „Das musste einfach sein“, gesteht sie. So eine Seglerin kann eben nicht ganz aus ihrer Haut. Auch wenn sie Anker geworfen hat.

Las Olas, C/. Can Fortuny, 5, Palma.

Telefon: 971-21 49 05.

Öffnungszeiten: Montag und Dienstag 12.30 bis 15.45 Uhr,

Mittwoch bis Samstag 12.30 bis 15.45 und 20.15 bis 23 Uhr.

Sonntag geschlossen.

Alle Preise zuzüglich 7 Prozent Mehrwertsteuer.