Die Bar Día (der Tag) in Palmas Lonja-Viertel ist wohl für die meisten kulinarischen Anlässe ungeeignet. Hier empfiehlt es sich weder einen Kindergeburtstag auszurichten noch ein diskretes Lunch mit dem Vorstandsvorsitzenden anzuberaumen. Die Bar Día ist ein lebhaftes Hafenlokal, mit einem langem Tresen, auf dem unter einer fast ebenso langen Glasvitrine das Nahrungsangebot in quadratischen Edelstahlschalen ausliegt. Von den klassischen Alioli-Kartoffeln, Hackbällchen in Tomatensauce, dem Gemüse-Auflauf Tumbet oder Tintenfisch wird hier nahezu die gesamte spanisch-mallorquinische Tapas-Palette aufgefahren.

Für eine Hafenbar liegt das Lokal ein Stück vom Hafen entfernt. Aber das schreckt die Kundschaft nicht, die, wie der Día-Wirt Juan José Pozuelo erzählt, seit Bestehen der Bar zu einem guten Teil von den im Hafen liegenden Schiffen kommt. Seit fast 31 Jahren führt der aus Zamora stammende Pozuelo die Bar. Zuvor hat der Endfünziger seine gastronomische Karriere Mitte der 60er Jahre als Jung-Kellner in Palmanova begonnen. Dann ging es in gleicher Funktion nach Arenal, wo gerade die ersten Bettenburgen am Strand gebaut wurden. In der jungen und wilden Nach-Franco-Ära machte sich Juanjo, wie der Wirt in seiner Bar gerufen wird, mit einem Musiklokal in Palma selbstständig, bevor er 1979 die Bar Día übernahm.

Die Bar ist seit jeher vor allem wegen ihrer urwüchsigen Atmosphäre einen Besuch wert. Auch heute noch kann es an dem langen Tresen recht laut werden, und das, obwohl es in dem Lokal keine musikalischen Töne sind, die die Dezibelwerte nach oben jagen. Auch Wirt Juanjo setzt akkustische Reize, wenn er in einer Tresenecke mit ein paar Jungs, die so aussehen, als gehörten sie zum Inventar, eine Runde Karten drischt. Was zwischendurch Runden von Flüssigem zur Folge hat.

Harmlos, sagt Juanjo, im Vergleich zu den alten Zeiten. Damals, als das Lokal noch den englischen Namen Day trug, fielen Horden von amerikanischen Matrosen in die Altstadt von Palma ein, im Schlepptau eine Gruppe von 200 bis 300 Prostituierten, die im Fachjargon las gaviotas (die Möwen) genannt wurden, weil sie stets den Marinekreuzern hinterherflatterten. Wenn die Amerikaner in der Stadt waren, verkaufte die Bar Día schon mal 1.000 Hähnchen in der Woche, erzählt Juanjo. Obwohl es ein gutes Geschäft war, mochte er die Klientel nicht. Zu laut, zu rüpelhaft sei es zugegangen, sagt der Día-Wirt.

Auch in den 80er Jahren ging es in dem Viertel nicht viel gesitteter zu. Die Zahl der Drogensüchtigen stieg in den Straßen, in den besseren Hotels war das Lonja-Viertel als gefährliche Zone ausgewiesen, so der Wirt. Wenn von dieser Zeit im Viertel noch etwas zu spüren ist, dann ist es in der Bar Día. Neben all den anderen Kneipen, Bars und Restaurants, die in der Straße Apuntadores um Kundschaft werben, wirkt das schlichte Lokal wie ein Relikt aus der Vergangenheit: keine Speisekarte im Außenbereich, keine Kreditkarten, keine Tischreservierungen. Ja, Tische, die gibt es auch, seit sechs Jahren, als die Bar Día sich ins Nachbargebäude ausgebreitet hat. 60 Personen fänden dort Platz, meint Juanjo, aber dann käme wohl kein Kellner mehr durch.

Bei den Preisen hat der Wirt des Tages es nicht ganz geschafft, in der Vergangenheit zu verweilen, aber 1,50 Euro für die caña Bier und auch fürs Glas Rotwein geben kaum zur Beschwerde Anlass. Auch das Lamm mit Kartoffeln (11,50 Euro) oder der Tintenfisch mit Salat (10 Euro) sind Angebote, die die Día-Kundschaft gerne wahrnimmt.

Restaurant-Checkliste

Küche: spanisch, Tapas

Preisniveau: *

Parkplatz: nein

Terrasse: nein

Öffnungszeiten: Di - So durchgehend von 12 Uhr bis 1 Uhr nachts, am Wochenende bisweilen länger.

Mo geschlossen.

Ferien im Januar und an den Weihnachtsfeiertagen.

Kreditkarten: nein

Speisekarte: spanisch

Reservierung: nicht möglich

Kleidung: lässig, aber nicht nachlässig

Ansprechpartner: Juan José Pozuelo

Adresse: C/. Apuntadores, 18 Palma

Tel.: 971-716 264

Website: nein

E-Mail: nein

Preise: * unter 20 Euro, ** 20 - 35 Euro, *** 35 - 50 Euro, **** über 50 Euro

(jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch, ohne Getränke)