Die Mannschaft des Lokals Miguel sitzt beim Mittagessen, als der Reporter kommt. Auf dem Tisch Fischreis mit Bohnen und so viel Soße, dass das Gericht in Deutschland als Suppe durchgehen würde. Dazu gebratene Sardinen und große, halbierte Salattomaten. „Komm, setz dich dazu“, sagte Severiano Morcillo, einer der beiden Inhaber und zuständig für den Service. Aus den Lautsprechern schnulzt, passend zum Restaurantnamen, der mexikanische Sänger Luis Miguel.

Das Essen ist schmackhaft, die Sardinen sind auf den Punkt, man könnte sie für einen Besuch vormerken, doch stünden Sardinen nicht auf der Karte, sagt der zweite Inhaber, Normando Losantos, der aus Galicien stammt und im Miguel der Küchenchef ist. Sardinen gelten, wenn auch zu Unrecht, als pescado pobre, als Arme-Leute-Fisch, und ein Arme-Leute-Restaurant ist das Miguel nicht.

Ein Fisch- und Meeresfrüchte-Lokal dagegen schon. Rund ein Dutzend Hummer im eigenen Aquarium deuten an, dass es im Miguel etwas hochpreisiger zur Sache geht. Wolfsbarsch, Steinbutt und Sankt-Peter-Fisch finden sich ebenso auf der Karte wie Scampi, Garnelen und andere Meerestierverwandschaft. Neben Paellas in unterschiedlichen Varianten hält man auf der Karte auch Angebote für Fleischesser bereit. Das Rinderfilet mit Pfeffersoße für 19,10 Euro, ohne Mehrwertsteuer, ist ein Indiz dafür, dass es mit Vor- und Nachspeise, einschließlich Getränke, mit einem Fuffi eng werden könnte.

Obwohl das Restaurant an einer reinen Ess-Meile und in direkter Nachbarschaft so illustrer Lokale wie Cocodrilos Bistro, Hang Zou oder Jade Garden liegt, ist das Miguel laut Aussagen der Inhaber kein Restaurant für die Laufkundschaft. „Die Gäste kommen ganz gezielt zu uns“, sagt Severiano Morcillo, der seit seiner Jugend in Santa Ponças Gastronomie sein Geld verdient. Vor zehn Jahren hat er das Lokal zusammen mit seinem Partner vom ehemaligen Besitzer und Namensgeber Miguel erworben, der seinerseits 20 Jahre das Lokal bewirtschaftet hatte. Schon damals sei das Restaurant, als einziges in Santa Ponça, im Guide Michelin erwähnt worden. Das hat sich bis heute nicht geändert, allerdings habe man versucht, noch ein bisschen mehr Qualität anzubieten, so Morcillo.

Das Restaurant ist einfach, aber gemütlich ausgestattet. Von der Terrasse blickt man über die Straße hinweg in die Bucht von Santa Ponça. Der Ort ist eine Art Hauptstadt für europäische Residenten, vorwiegend für Deutsche und Engländer, zunehmend aber auch für Russen, wie man im Miguel zu berichten weiß. Die in neun Sprachen übersetzte Speisekarte, Russisch ist neu hinzugekommen, ist Ausdruck der Vielvölkergemeinschaft im Südwesten Mallorcas. Dennoch findet auch im Restaurant Miguel so etwas wie ein inoffizieller Tag für die Spanier statt, und das ist traditionell der Sonntagmittag. Dann fülle sich das Lokal mit Landsleuten, der Geräuschpegel steige und nicht selten verließen an solchen Tagen mehr als 150 Portionen Paella die Küche, sagt Normando, der Küchenchef.

Fast genauso laut ist es mittlerweile am Mittagstisch des Personals, an dem hitzig darüber diskutiert, welche Kennzeichnung Fischerboote auf dem Schiffsrumpf zu tragen hätten. Fachsimpelei in einem Fischrestaurant. Noch bis Anfang November hat das Miguel geöffnet, dann werden, wie jedes Jahr, die Schotten für vier Monate dichtgemacht. Normando, der Galicier, geht dann in seine Heimat, „den besten marisco überhaupt essen“.

Restaurent-Checkliste

Küche: mediterran, Fisch, Meeresfrüchte

Preisniveau: ***

Parkplatz: Parkmöglichkeit hinter dem Restaurant

Terrasse: ja

Öffnungszeiten: Mo bis Mi 13 bis 16 Uhr und 18.30 bis 24 Uhr, Do bis So von 13 bis 24 Uhr.

Das Lokal schließt von Mitte November bis Ende Februar.

Kreditkarten: alle außer A

mex und Diners

Speisekarte: neunsprachig

Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt

Ansprechpartner: Severiano Morcillo, Normando Losantos

Adresse: Avda. Rey Jaume I, 92 Santa Ponça

Tel.: 971-69 09 13

Website: www.miguelrestaurante.com

E-Mail: info@miguelrestaurante.com

Preise: * unter 20 Euro, ** 20 - 35 Euro, *** 35 - 50 Euro, **** über 50 Euro

(jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch, ohne Getränke)