Wenn von Lloseta die Rede ist, einem Dorf in der Nähe von Inca, und noch dazu von Gastronomie, denkt man schnell an das Phänomen Santi Taura, den jungen Mallorquiner, der mit seinem gleichnamigen Lokal so enorm erfolgreich ist. Aber Achtung! In Lloseta gibt es noch ein Lokal, dessen Inhaber und Küchenchef der ehemalige Lehrmeister von Santi Taura ist. Der Mann heißt Joan Abrines, und sein Restaurant Can Carrossa gilt als Markenzeichen für traditionell mallorquinische Küche auf gehobenem Niveau.

Wie Santi Taura bietet auch Joan Abrines ein Degustationsmenü an. Genau genommen ist es andersherum, denn der Schüler Santi hat dieses Konzept von seinem Lehrmeister übernommen. Eine Speisekarte gibt es also nicht, das Menü wird am Tisch erklärt. Joan Abrines, der vormittags an der Hochschule für Tourismus angehende Köche unterrichtet, ist ein Anhänger der mallorquinischen Küche. Mehr noch. Der 49-Jährige verteidigt die Tradition. „Die mallorquinische Küche ist genauso gut wie die Haute Cuisine“, sagt er. Er jedenfalls schaue nicht ins Baskenland zu den gelobten Sterneköchen, oder zu den Versuchsanordnungen eines Ferran Adrià. Er, Juan Abrines, koche mallorquinisch und zwar ausschließlich nach den alten Rezepten. Er sagt es mit so viel Druck in der Stimme, als könne jeden Moment das Wort basta fallen. Abrines klingt, als sei seine kulinarische Ausrichtung ein Akt der Rebellion gegen das Neue, die Veränderung. „Ich unterwerfe mich keinen Moden“, sagt der Koch „ich unterwerfe mich noch nicht mal den Kunden. Ich mache, was ich für richtig halte, und bislang bin ich sehr gut damit gefahren.“

Das Can Carrossa ist in Lloseta eine Institution. Seit 1920 existiert das Lokal, das früher ein Weinkeller war und von Joan Abrines‘ Großvater betrieben wurde. Der Großvater war im Hauptberuf Schreiner und baute unter anderem Pferdekutschen für die Familie des Bankiers Juan March, die im Ort ein Anwesen besaß. Da lag der Name Carrossa (Karosse) für den Weinkeller auf der Hand. Später führte Abrines‘ Mutter das Lokal weiter, bis es im Jahr 1990 der Sohn in Eigenverantwortung übernahm. Im Jahr 2002 zog die Karosse um in ein großes Steinhaus, etwas oberhalb im Dorf. Das alte Lokal übernahm sein ehemaliger Schüler, Santi Taura. Im neuen Can Carrossa geht es räumlich etwas großzügiger zu, man sitzt in hohen, gemütlichen Räumen mit Deckenbalken. Nach hinten raus bietet der Wintergarten sehr viel Licht, und im Sommer sitzten die Gäste auch im dahinterliegenden Garten mit Blick auf einen Pool, dessen Benutzung durch die Gäste allerdings nicht vorgesehen ist.

Das von Joan Abrines angebotene Menü kostet 26 Euro und besteht aus fünf Gängen, wobei auf Wunsch einzelne Menübestandteile variiert werden können. Im Can Carrossa kommen nur marktfrische Waren aus Mallorca auf den Teller, der Fisch beispielsweise sei ausschließlich Mittelmeerfisch von den Küsten der Balearen, so Abrines.

Bemerkenswert ist auch die Weinauswahl. Keine Massenware, der Chef sucht nur Weine aus, die ihm gefallen, zum Beispiel ein Cabernet Sauvignon von Miquel Gelabert aus dem Jahr 2004. Dieser Wein kostet im Warenhaus El Corte Inglés 28,50 Euro, Gäste des Can Carrossa zahlen dagegen für die Flasche 18 Euro. „Ich weiß, ich bin kein guter Kaufmann“, sagt Joan Abrines, „sonst müsste ich für das Menü 60 Euro nehmen. Aber dafür bin ich niemandem Rechenschaft schuldig und tue, was mir Spaß macht.“

Restaurant-Checkliste

Küche: traditionell mallorquinisch

Preisniveau: **

Parkplatz: nein

Terrasse: nur im Sommer

Öffnungszeiten: Di - Sa, 13 bis 15.30 und 20 - 23 Uhr, So nur Mittagsservice, Mo geschlossen.

Ferien in der Regel zweite Augusthälfte.

Kreditkarten: alle außer Amex und Diners

Speisekarte: Menü wird erklärt Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt

Ansprechpartner: Joan Abrines

Adresse: Carrer Nou, 28 07360 Lloseta

Tel.: 971-51 40 23

Website: nein

E-Mail: nein

Preise: * unter 20 Euro, ** 20 - 35 Euro, *** 35 - 50 Euro, **** über 50 Euro

(jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch, ohne Getränke)