Egal aus welcher Richtung man anreist, es ist eine Fahrt, die den Puls höher schlagen lässt. Das Restaurant Bens d´Avall liegt auf einer Klippe an der wilden Westküste Mallorcas zwischen Sóller und Deià. Die Strecke hinab von der höher gelegenen Panoramastraße ist nicht ganz so schwindelerregend wie die Fahrt zur Sa-Calobra-Bucht, aber dennoch sollten dem Fahrer beim Restaurantbesuch scharfe Alkoholrestriktionen auferlegt werden.

Das Bens d´Avall ist ein Feinschmeckerlokal, das schon seit Jahren immer wieder für die Auszeichnung mit einem Michelinstern gehandelt wird. Eigner und Chefkoch Benet Vicens lächelt beim Thema Michelin. „Wer wofür einen Stern bekommt und wer nicht, ist nicht immer zu verstehen", sagt der 46-Jährige. „Aber warten wir mal ­Dezember ab." Dann verkündet die französische Gourmet-Bibel ihre jährlich aktualisierte Auswahl.

Doch auch ohne Stern zählt das Bens d´Avall zu den Spitzenlokalen Mallorcas. Und das misst sich neben der gebotenen Qualität auch am Preis. 59 Euro kostet das fünfgängige ­Degustationsmenü, ohne Mehrwertsteuer. Die um einen Gang abgespeckte Variante ist für einen Zehner weniger zu haben. Fürs Geld werden aber nicht nur kulinarische Genüsse geboten. Die Aussicht von der Terrasse auf die zerklüftete Westküste ist schon für sich allein eine Reise wert.

Das haben sich auch die Eltern von Benet Vicens gedacht, als in den 60er Jahren der Massentourismus die Insel für sich entdeckte. Der aus Sóller stammenden Familie gehörte eine enorme Finca, die vom Wasser bis hoch zur Straße reichte. Der Großteil des Grundstücks wurde verkauft, auf diesem Land wurden die ersten chalets gebaut. Den Abschnitt auf der Klippe jedoch behielt die Familie, um dort für die zunehmende Zahl von Urlaubern und Bewohnern des Küstenabschnitts ein Lokal zu eröffnen. 1971 bat das damalige Bens d´Avall erstmals zu Tisch, auf dem Speiseplan standen einfache Fisch- und Reisgerichte.

Heute bietet die Karte Vorspeisen wie Carpaccio aus Sóller-Krabben mit Basilikum, Rucola und Pinienkernen (21,50 Euro) oder Hummer und mallorquinischer Tintenfisch in einem feinen Salat mit Parmesan-Sorbet und Kirsch-Gazpacho (20 Euro). Die Hauptspeise „Fisch von unserer Küste mit Gemüse aus ökologischem Anbau und einer naturbelassenen Vinaigrette" (23, 50 Euro) ist ein Beispiel für die Philosophie von Küchen-Chef Benet Vicens: frische mallorquinische Küche, mit modernen Techniken aktua­lisiert. „Die Rezepte sind von hier, die Technik ist von da", sagt Vicens und mit „da" meint er Frankreich, wo er nach seinem Kochabschluss auf Mallorca seine ersten Wanderjahre verbracht hat. Dort hat er gelernt, wie man Geschmack auch ohne den Einsatz von viel Fett potenziert, und als er 1984 das Lokal von seinen Eltern übernahm, trimmte er die bis dahin eher rustikale Küche zu einem mallorquinischen Gastro-Tempel.

Im Bens d´Avall wird fast ausschließlich mit Produkten gearbeitet, die von den Balearen stammen. Ein Teil des Gemüses und die Mehrzahl der verwendeten Küchenkräuter kommen aus dem eigenen Ökogarten in Sóller. Und auch die Lieferanten für Fleisch und Fisch sind lokale Händler aus Vicens´ Heimatort.

Einige Produkte wie natives Olivenöl hatte Vicens in eigenen Geschäften mit dem Namen Benet Autentic vertrieben. Doch die mussten aufgrund der Wirtschaftskrise geschlossen werden, erzählt der Koch. In Kürze soll dafür ein zweites Restaurant in Palma eröffnet werden, mit einfacheren Speisen und günstigeren Preisen als im Bens d´Avall.

Restaurant-Checkliste

Küche: mallorquinisch, mediterran

Preisniveau: ****

Parkplatz: ja

Terrasse: ja

Öffnungszeiten: Di - So mittags, Mi - Sa auch abends. Das Restaurant schließt von November bis März. Kreditkarten: alle außer Diners

Speisekarte: D, Sp, E

Reservierung: zu empfehlen

Kleidung: sportlich korrekt

besonderer Service: Catering, Gastronomie-Beratung

Ansprechpartner: Benet Vicens

Adresse: Urb. Casta Deià. Ctra. Sóller-Deià 07100 Sóller

Tel.: 971-63 23 81

Website: www.benetvicens.com

E-Mail: info@bensdavall.com

Preise: * unter 20 Euro, ** 20 - 35 Euro, *** 35 - 50 Euro, **** über 50 Euro

(jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch, ohne Getränke)